Das Tourismustest-Angebot wurde von der damaligen Ministerin Elisabeth Köstinger vor dem ersten Corona-Sommer 2020 eingeführt.

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Kaum ein anderes Land weltweit hat im Verlauf der Corona-Pandemie pro Kopf gerechnet mehr getestet als Österreich. Laut Finanzministerium wurden bis Anfang März 2022 bereits 300 Millionen PCR- und Antigentests durchgeführt. Anfang April wurde die Zahl der kostenlosen Testungen von der türkis-grünen Bundesregierung auf fünf PCR- sowie fünf Antigentests pro Monat limitiert. Zuletzt verringerte sich die Zahl der Tests im Wochenschnitt auf 90.000 pro Tag. Vor der Kontigentierung waren es teils täglich mehr als eine halbe Million PCR-Tests. Diese Strategie verursachte auch enorme Kosten: Allein bis Anfang März waren es laut Finanzministerium bereits 2,6 Milliarden Euro.

Tourismustests um 172,5 Millionen Euro

Neben den Screenings der Bundesländer, der Tests in Apotheken sowie der Schultests gab es auch eigene Testprogramme für den Tourismus: Das Angebot "Sichere Gastfreundschaft" startete im Juli 2020 und sollte mittels kostenloser Tests mithelfen, Österreich nach der ersten Corona-Welle wieder als sicheres Urlaubsland zu positionieren. Eingeführt wurde das Angebot unter der damaligen Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP), mit der Limitierung der Tests ab April 2022 endete auch dieses Programm. Insgesamt 2,53 Millionen PCR-Tests wurden durchgeführt.

Die Endabrechnung zeigt, dass für die Tourismustests von der öffentlichen Hand großzügig Geld in die Hand genommen wurde. Denn für das Angebot "Sichere Gastfreundschaft" wurden bis Ende Mai insgesamt fast 172,5 Millionen Euro ausbezahlt. Ein PCR-Test kostete damit durchschnittlich knapp 70 Euro – ein sehr hoher Wert.

Zunächst maximale Zuschusshöhe von 85 Euro pro Test

Nachfragen zu diesem Testprogramm sind seit dem Rücktritt Köstingers im Mai mittlerweile an das Bundesministerium für Arbeit zu richten. Dort ist nun das Staatssekretariat für Tourismus unter Susanne Kraus-Winkler (ÖVP) angesiedelt. Auf Anfrage des STANDARD heißt es, dass im ersten Testzeitraum bis Ende April 2021 die maximale Zuschusshöhe für Testungen "85 Euro pro richtliniengemäßer Inanspruchnahme der förderbaren Leistung" betrug. Danach verringerte sich dieser Betrag auf 57 Euro. Von 1. November 2021 bis 31. März 2022 gab es 44 Euro pro Testung. Die Verrechnung sei laut einer Sprecherin des Staatssekretariats direkt zwischen Labor und Abwicklungsstelle erfolgt.

Über die gesamte Laufzeit gerechnet haben sich 39 Labore am Tourismus-Test-Angebot beteiligt. Und für diese dürfte es ein einträgliches Geschäft gewesen sein. Zum Vergleich: Ein Test in der Apotheke, egal ob PCR- oder Antigentest, kostete den Steuerzahler zuletzt 25 Euro. Ein Tourismustest machte zuletzt fast das Doppelte aus.

Noch größer wird der Unterschied, wenn man das Tourismus-Test-Programm des Bunds mit den Wiener Gurgeltests von "Alles gurgelt" vergleicht: Laut einem Sprecher von Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) kostete ein Gurgeltest zunächst je nach Abnahmemenge zwischen fünf und acht Euro pro Stück. "Dieses Jahr waren es überhaupt vier bis sechs Euro das Stück", hieß es auf Twitter.

Die Preisangaben würden auch "Transport, Logistik, Material, Ausgabe, Auswertung und das ganze technische System zur Abwicklung" umfassen. Diesen Angaben zufolge war ein Corona-Test im Tourismusprogramm Köstingers um das bis zu Zehnfache teurer als der Stückpreis für einen Wiener Gurgeltest.

Vergleich laut Staatsekretariat schwierig

Auf Nachfrage zu den hohen Kosten verwies das Staatssekretariat darauf, dass der Förderbetrag Transport-, Logistik- und Organisationskosten, Aufbereitung der Proben, Durchführung der Tests, Befundung, Meldung sowie Ausstellung eines Testnachweises abdeckte. Dieser Umstand sei bei jedem Vergleich mit einem anderen System zu berücksichtigen, das eine andere rechtliche Grundlage aufweist oder eine andere Leistung – "zum Beispiel zentrale Probengewinnung in der Großstadt" – umfasst. (David Krutzler, 20.6.2022)