Wolfgang Fellner bei den Medientagen 2018.

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Wien – Wie geht es weiter mit der Mediengruppe Österreich der Familie Fellner um die Medienmarken "Oe24" und "Österreich"? Und wie mit den Krediten, mit denen Wolfgang Fellner sein inzwischen multimediales Zeitungsprojekt 2006 gestartet und finanziert hat? Am Dienstag klangen Quellen in Bankenkreisen wie in der Mediengruppe zuversichtlich bezüglich einer Lösung, womöglich noch in dieser Woche.

Fellner: "Die Informationen waren und sind falsch"

Wie die aussehen könnte, darüber liegen bisher keine belastbaren Informationen vor. Kolportiert wurden Verhandlungen und Gespräche mit Banken über einen angeblichen Schuldenschnitt, aber auch über weitere Finanzierungen. Wolfgang Fellner bestätigt weder Verhandlungen mit Banken noch kolportierte Summen. Auf STANDARD-Anfrage dazu erklärte Fellner vorigen Freitag sowie auf Nachfrage am Dienstag zum Stand mit den Banken: "Die Informationen waren und sind falsch."

Kolportierte Summen hat Wolfgang Fellner auf STANDARD-Anfrage als falsch bezeichnet. Der Chefredakteur der Konkurrenzzeitung "Heute", Christian Nusser, spekulierte am Sonntag auf Twitter über angebliche hohe zweistellige Millionenbeträge, auf die Banken im Zuge einer Lösung verzichten sollten.

MGÖ kündigte Klage gegen "Heute"-Chef wegen Kreditschädigung an

Die Mediengruppe Österreich kündigte daraufhin via Aussendung an, sie klage Nusser auf Unterlassung und Kreditschädigung "in voller Höhe" wegen "falscher und geschäftsschädigender Gerüchte über Kreditvereinbarungen der Mediengruppe Österreich". Die Informationen seien falsch, ließ die MGÖ auch dazu verlauten.

Bei der Mediengruppe Österreich kam im Frühjahr der auf Sanierung und Gläubigerverhandlungen spezialisierte deutsche Unternehmensberater Andreas Pres als Geschäftsführer von fünf zentralen Firmen der Mediengruppe an Bord. Dem Vernehmen nach soll er auf Wunsch der Bank Austria ins Unternehmen gekommen sein. In den fünf Firmen sind die bisherigen Geschäftsführer, darunter Wolfgang Fellner und sein Sohn Niki, der neue Gruppen-CEO, nur noch zusammen mit Pres zeichnungsberechtigt.

Die fünf Firmen, bei denen Pres Geschäftsführer wurde, wiesen in den jüngsten verfügbaren Jahresabschlüssen (für 2020) Verbindlichkeiten von 54, zweimal rund 21 sowie 6,6 und 5,5 Millionen Euro aus. Verbindlichkeiten können auch gegenüber Firmen der Mediengruppe Österreich bestehen. Die MGÖ besteht aus mehreren Dutzend Unternehmen mit unterschiedlichen Firmen, Stiftungen und Personen als Eigentümer.

Auf STANDARD-Anfrage für die Übersicht der größten Medienhäuser bezifferte Fellner den Umsatz der Gruppe im Jahr 2020 mit 120,6 Millionen Euro, das "Jahresergebnis" mit 4,6 Millionen Euro.

Um den Jahreswechsel informierte die Mediengruppe Österreich das AMS in einer Frühwarnung über Personalkürzungen. Eine Viertagewoche als Sparmaßnahme wurde von der Belegschaft nicht angenommen. Nach STANDARD-Informationen war in der Folge etwa die Anzeigenproduktion, seit Start geleitet von der langjährigen Fellner-Mitarbeiterin Tina Novakovics, von den Sparmaßnahmen wesentlich betroffen.

Unter den kreditgebenden Banken war von Beginn die Bank Austria / Unicredit, daneben dürften die Erste Bank Österreich und Raiffeisen* zu den Financiers gehören. Bei der Bank Austria heißt es auf Anfrage zu kolportierten Verhandlungen lediglich: "Wir geben zu Kunden- oder Geschäftsbeziehungen grundsätzlich keinen Kommentar ab, weder zu tatsächlichen noch zu vermeintlichen." Auch die Erste Bank verwies auf STANDARD-Anfrage auf das Bankgeheimnis. (gra, fid, 21.6.2022)