Die Angreifer schwenkten den Angaben zufolge Flaggen mit religiösen Symbolen.

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Male – In der maledivischen Hauptstadt Malé haben am Dienstag Islamisten ein Stadion gestürmt, in dem mehr als 150 Personen, darunter Diplomaten und Regierungsbeamte, an einer Yoga-Veranstaltung teilnahmen. Sie griffen Teilnehmerinnen und Teilnehmer an und verwüsteten das Gelände, sagte einer der Organisatoren, der nicht namentlich genannt werden wollte, Reuters. Dabei kritisierten sie Yoga als im Widerspruch zu den Lehren des Islam stehend.

Die Angreifer schwenkten den Angaben zufolge Flaggen mit religiösen Symbolen und vertrieben die Menschen, die sich anlässlich des Internationalen Yoga-Tags versammelt hatten, von ihren Yoga-Matten. Die Polizei setzte Tränengas und Pfefferspray ein, um die Islamisten zu vertreiben, und nahm nach eigenen Angaben sechs Menschen fest.

Zunehmendes Problem der Radikalisierung

Der maledivische Präsident Ibrahim Mohamed Solih nannte den Angriff "sehr besorgniserregend" und fügte hinzu, dass die Polizei ermittle. "Die Verantwortlichen werden schnell vor Gericht gestellt werden", schrieb er im Onlinedienst Twitter.

Die Malediven sind vor allem für ihre luxuriösen Hotels und traumhaften Strände bekannt, doch religiöse Radikalisierung wird zunehmend zu einem Problem für den sunnitisch-muslimischen Inselstaat südwestlich von Indien. So machen die Behörden etwa auch "religiöse Extremisten" für einen Mordanschlag auf den Parlamentspräsidenten Mohamed Nasheed im Mai 2021 verantwortlich, den der Politiker überlebte.

Internationaler Yoga-Tag

Die Regierung geht entschlossen gegen Islamisten vor: 2019 nahm die Polizei einen mutmaßlichen Rekrutierer der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) fest, ausländischen Predigern ist die Einreise verboten.

Die Zusammenkunft in Malé war eine von vielen weltweiten Veranstaltungen, um den Internationalen Yoga-Tag zu feiern. Seit seiner Einführung durch die Vereinten Nationen im Jahr 2014 wird er jedes Jahr am 21. Juni begangen. (APA, Reuters, wisa, 21.6.2022)