Hauskatzen mögen verschmuste, schnurrende Hausgenossen sein, die mehr von uns Menschen mitbekommen als man glauben mag. Draußen vor der Haustüre – und viele Katzenbesitzer lesen das vermutlich nicht gerne – werden die Stubentiger in aller Regel zu jenen Raubtieren, die sie nun einmal sind.

Eine Statistik aus den USA spricht eine klare Sprache: Jedes Jahr werden dort 100 bis 300 Millionen Amphibien, 260 bis 820 Millionen Reptilien, 1,3 bis vier Milliarden Vögel und 6,3 bis 22,3 Milliarden Säugetiere von Katzen getötet. Verwilderte Hauskatzen, die ausschließlich von der Jagd leben müssen, stellen für viel Spezies sogar eine existenzielle Bedrohung dar.
Kleiner Beutler in Gefahr
Auf der Känguru-Insel vor der Südküste Australiens bedrohen verwilderte Katzen die letzten Populationen der Schmalfußbeutelmaus. Das Überleben der Spezies stünde auch ohne die Katzen schon auf wackeligen Beinen: Bei den verheerenden Buschfeuern 2019-2020 verloren die Schmalfußbeutelmäuse 98 Prozent ihres Lebensraums. Expertinnen und Experten schätzen den verbliebenen Bestand auf mittlerweile kaum mehr als 500 Tiere.

Aufschlussreicher Mageninhalt
Eine in den "Scientific Reports" veröffentlichte Studie der Universität Adelaide ergab, dass streunende Katzen der Spezies den Rest geben könnte. Louis Lignereux und sein Team haben den Mageninhalt und den Verdauungstrakt von 86 wilden Katzen untersucht, die zwischen Februar und August 2020 in speziell ausgewiesenen Schutzgebieten auf der Insel gefangen wurden. Alle Katzen wurden im Rahmen des nationalen Wildkatzenkontrollprogramms und gemäß der südaustralischen Tierschutzgesetze eingeschläfert.
Die Forscherinnen und Forscher identifizierten die Überreste von acht Känguru-Insel-Schmalfußbeutelmäusen (Sminthopsis aitkeni) im Verdauungssystem von sieben verschiedenen Katzen – das waren mehr als acht Prozent aller untersuchten Tiere. Damit sei erstmals bestätigt worden, dass Katzen effiziente Jäger der örtlich stark begrenzt vorkommenden Raubbeutler sind.

Empfindliche Bestände
"Weil hier eine geringe Anzahl von Exemplaren auf ein kleines geografisches Gebiet beschränkt lebt, sind Känguru-Insel-Schmalfußbeutelmäuse außergewöhnlich anfällig für vom Zufall abhängige Ereignisse", heißt es in der Studie. Die Jagd durch wilde Katzen, die während der europäischen Besiedelung nach Australien eingeführt wurden, erhöhe den Druck auf die Tiere – und könne möglicherweise zu deren Aussterben führen. Es sei deshalb dringend notwendig, die Populationen von streunenden Katzen in Gebieten, in denen bedrohte Arten leben, unter Kontrolle zu halten. (red, APA, 22.6.2022)