Hängen wir Unterhosen doch nicht zu viel um.

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Ja, es gibt Schlimmeres als Werbung, die ihre Kund:innen mit Feminismus krallen will. Sexismus in der realen Welt zum Beispiel, fernab solcher Plakate und feministisch perfekt getunter Influencerinnen. Und trotzdem ist da wohl bei vielen dieses Unbehagen da, wenn frauenpolitische Inhalte für den Verkauf von etwas herhalten müssen. Bei Menstruationsprodukten zum Beispiel gehen sich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe aus: Greenwashing und Femwashing, also ein feministisches Mäntelchen fürs Image oder ein Produkt. Nehmt doch bitte schön Bio-Tampons für die Umwelt und die mit den lustigen Vulvazeichnungen drauf, um ebendiese lieben zu lernen – und zahlt eine Lawine dafür. Tamponeinkauf erledigt und gleich noch ein bisschen politischen Aktivismus betrieben – oder zumindest, was sich danach anfühlt? Check!

Der QR-Code soll helfen

Die Kapitalismus-Feminismus-Aktivismus-Kombi wird rege bedient. Ein besonders gutes Beispiel hierfür ist das Marketingkonzept von The Female Company. Sie verkauft Periodenslips, Binden, Tampons, Slipeinlagen, Menstruationstassen und vieles mehr, was die "Mumu" braucht. Aber nein, nicht "Mumu" – Schluss mit solchen Verniedlichungen, steht auf der Webseite.

Es ist freilich allen unbenommen, sich von einem Online-Shop belehren lassen zu wollen. Richtig fragwürdig wird es aber bei Wortspielen mit Gewaltschutz. Denn verkauft wird auch eine "Period Panty gegen häusliche Gewalt". Wie das geht? Hinter der Waschanleitung in der Unterhose findet sich ein "unauffällig eingenähter QR-Code", wie The Female Company erklärt. Wer ihn scannt, kommt auf eine Website, die als "normaler Online-Shop getarnt" ist, wie es konspirativ weiter heißt. Aber eigentlich bietet die Seite Hilferufnummern und Infos, unter anderem zum "Erkennen körperlicher und psychischer Gewalt".

Der Schlüpfer enthält also einen QR-Code, der zu einer Infowebsite zu Gewalt gegen Frauen weiterleitet – das ist es auch schon, was als "Panty, die zurückschlägt", beworben wird. Die Unterhosen heißen zudem nach feministischen Leitsätzen "Yes means Yes" oder "My Body my Rules". Oberhalb des QR-Codes steht da noch "Somebody breaking your Rules?", und mit "Extra Protection" wird der Slip auch noch feilgeboten. Er kann sowohl vor Menstruationsblutflecken bewahren als auch vor Gewalt – Doppelbotschaft verstanden.

Es lässt sich also sprachlich einiges machen mit der Gewalt-gegen-Frauen-Sache. Und das macht es so unangenehm. Sicher schadet es nicht, wenn in einem Online-Shop, den vorwiegend Frauen frequentieren, Infos zu Gewalt zu finden sind und auch Firmen darauf hinweisen, wo man sich Hilfe holen kann.

Banalisierung

Aber eine "Panty, die zurückschlägt" und all die anderen Sprüche reduzieren dieses Thema eben auf genau das: Coole Slogans, mit denen sich eine Firma ein feministisches Image verschaffen will. Denn letztlich steckt doch kaum was hinter diesen großen Ansagen, die frauenpolitische Anliegen banalisieren. Alle, die sich schnell über Gewalt informieren wollen oder müssen, werden es wohl bevorzugen, via Stichwort im Netz zu suchen. Sicher, ein QR-Code geht auch – diese Idee ist aber wohl kaum ein neues, wichtiges Tool zur Bekämpfung von Gewalt.

Wortspiele und flotte Werbesprüche mit einer Prise Aktivismus könnte man sich gerade in Zusammenhang mit Gewalt gegen Frauen einfach sparen. Vielleicht wäre das der feministischere Move: einfach das Zeug verkaufen und mit Gewalt gegen Frauen nicht auch noch symbolisches Kapital rausschlagen. (Beate Hausbichler, 23.6.2022)