Fridays for Future demonstrierte in den vergangenen Jahren für das Klima.

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Rektor Wilfried Eichlseder will die Montan-Universität Leoben zukunftsfit machen.

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Die Montan-Universität Leoben betreibt mit dem Zentrum am Berg am steirischen Erzberg eine Forschungsinfrastruktur.

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In Zeiten von Klimawandel, Fridays for Future und Ressourcenknappheit klingen so manche die Studien, die die Montan-Universität Leoben anbietet, schon ein wenig altbacken; das Bachelorstudium Petroleum Engineering – also Erdöl- und Erdgastechnik – zum Beispiel.

Und darum wirkt es auch nur als logischer Schritt, dass sich die Universität nun ein neues Image aufbaut. "Wir müssen den enormen Herausforderungen, insbesondere im Bereich Klima- und Umweltschutz sowie Ressourcensicherheit, mit konkreten Lösungen begegnen", sagte der Rektor der Montan-Universität Wilfried Eichlseder am Mittwoch. An der Montan-Uni erhielten Studierende das "Rüstzeug, um an innovativen und smarten Lösungen für ein besseres Morgen zu arbeiten".

13 Bachelorstudien mit neuen Lerninhalten bietet die Hochschule ab kommenden Herbst an. Der Großteil davon baut auf den bereits bestehenden Studien auf, diese wurden lediglich inhaltlich modifiziert und weiterentwickelt. Die neuen Lehrpläne und zusätzlichen Studien seien das Ergebnis eines Prozesses, der drei Jahre lang gedauert habe, sagte Eichlseder bei der Präsentation in Wien.

Ausbau beim Umweltschutz, Zusammenlegung der Materialien

Das Studium Industrieller Umweltschutz etwa wird mit kommenden Semester als Umwelt- und Klimaschutztechnik weitergeführt. Während das alte Studium sich insbesondere mit den Zielen "Clean Water", "Industry, Innovation and Infrastructure" sowie "Responsible Consumption and Production" der Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen beschäftigte, werden im neuen Studium auch Ausbildungsinhalte zum Thema erneuerbare Energie, deren Speicherung und Implementierung in Industrieproduktion aufgenommen. Im Bereich der Industrie, Innovation und Infrastruktur werden zudem Methoden zur Dekarbonisierung der Industrieproduktion in den Lehrplan aufgenommen, ebenso die naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels und die Prinzipien von nachhaltiger Produktion.

Zusammengelegt werden die Bachelorstudien Werkstoffwissenschaft und Kunststofftechnik. Sie finden sich ab Herbst im neuen Studiengang Materialwissenschaft und Werkstofftechnologie wieder. Neben den klassischen technischen Arbeitsgebieten wird ab Herbst auch ein Fokus auf die "Optimierung und Verarbeitung" von in der Technik genutzten Werkstoffen gelegt – etwa in Bezug auf deren Lebensdauervorhersage und Versagenswahrscheinlichkeit. In den ersten drei Semestern sollen die Studierenden im neuen Studium eine allgemeinere Ausbildung erhalten als zuvor. Im vierten Semester startet die Vertiefung. Dann sollen der Aspekt des Recyclings besonders im Zweig Kunststofftechnik mehr betont werden als zuvor.

Und Petroleum Engineering? Das wird künftig breiter gefasst und als Studium Geoenergy Engineering weitergeführt. Die Studierenden des neuen Faches sollen über Technologien und Verfahren zur energetischen Nutzung des Untergrunds mit Fokus auf "saubere" fossile Energien, die Nutzung der Erdwärme sowie auch die großtechnische Speicherung erneuerbarer Energie im Untergrund lernen.

Zwei neue Studien

Zwei englischsprachige Fächer sind hingegen komplett neu. Mit Responsible Consumption and Production hat man erstmals ein Studium nach einem Sustainable Development Goal ausgerichtet. Das neue Studium ist interdisziplinär und wird gemeinsam mit sieben europäischen Partneruniversitäten durchgeführt. Von der Montan-Universität wird jener Teil abgedeckt, in dem es um "verantwortungsvolle Produktion geht", heißt es dort. Und somit "fundiertes umfassendes Grundlagenwissen" im Ingenieurswesen, in der Bearbeitung des gesamten Stoffflusssystems sowie betriebswirtschaftliche Kompetenzen zum Thema nachhaltige Entwicklung erworben werden.

Der zweite Teil des Studiums, der an den jeweils relevanten Partneruniversitäten zu absolvieren ist, fokussiert – je nach gewählten Schwerpunkt – auf den Bereich Responsible Consumption, also nachhaltigen Konsum. "Dies kann soziale, wirtschaftliche, ökonomische, juristische oder andere Inhalte umfassen, je nach Interessenslage der Studierenden, die ihren Track im Ausland selbst wählen können", lässt die Hochschule wissen.

Das andere neue Studium widmet sich "Circular Engineering". Dabei soll es um eine "ganzheitliche Betrachtung des gesamten Stoffflusses von der Rohstoffgewinnung bis hin zum Recycling" gehen. Absolventinnen sollen in der Lage sein, technologische Prozesse kritisch zu analysieren und diese neu zu gestalten, "um Materialkreisläufe zu schließen".

Gemeinsamer Studienstart

Beide neue Studien werden auch ein entsprechendes Masterprogramm erhalten. Mit Beginn des Bachelorstudiums, das ist auch neu, steht aber für alle Studierenden der Montan-Universität ein gemeinsames erstes Studienjahr an, indem Schlüsselkompetenzen vermittelt werden. Das erste Einführungsmodul in den Mint-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) ist als "Boot Camp" angelegt. Den Abschluss bildet ein Do-it-Lab der jeweiligen Studienrichtung, bei der Kleingruppen gemeinsam Aufgabenstellungen bearbeiten und Problemlösungen finden sollen. Ein Ziel der gemeinsamen Einführungsphase ist eine Verbesserung der Durchlässigkeit. "Wer mit Maschinenbau beginnt, soll leicht auf Werkstoffe umsteigen können", sagte Eichlseder.

Die Montan-Universität wirbt auch mit einem Youtube-Spot um Studierende.
Montanuniversität Leoben

541 Studierende haben im vergangenen Studienjahr an der Montan-Universität begonnen, insgesamt studierten 3.327 Personen an der Hochschule. Diese Zahl will man in Leoben langfristig verdoppeln. In den nächsten zehn Jahren sollen 7.000 Personen ein Studium an der Montan-Universität belegen. Erster Schritt in diese Richtung: Mit einer neuen Kampagne wirbt man bis Ende September österreichweit um Studienanfängerinnen und Studienanfänger. Besonders sollen junge Frauen angesprochen werden. Auch wenn man mit einem Frauenanteil von rund 30 Prozent schon jetzt den höchsten aller technischer Universitäten vorweisen könne, sagt Eichlseder. (Oona Kroisleitner, 22.6.2022)