Vergangenen Samstag mussten in Salzburg einige Eurowings-Flüge gestrichen werden.

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Salzburg/Wien/Düsseldorf – Nach den Flugausfällen der Lufthansa-Tochter Eurowings am vergangenen Wochenende am Flughafen Salzburg ist die Fluglinie um Schadenbegrenzung bemüht. Trotz aktuell schwieriger Bedingungen wolle man weitere kurzfristige Streichungen von Verbindungen unter allen Umständen verhindern, betonte Eurowings-Europe-Geschäftsführer Stefan Beveridge in einer Pressekonferenz des Flughafens Salzburg am Mittwoch. Ganz würden sich Flugausfälle aber wohl nicht ausschließen lassen.

"Die Branche befindet sich derzeit in einer einmaligen Sondersituation. Auf der einen Seite herrscht große Nachfrage der Kunden." Auf der anderen Seite seien in der Corona-Pandemie Flieger und Crews weitgehend am Boden geblieben – noch weit in das erste Quartal 2022 hinein. "Die Crews konnten weniger trainieren. Sie müssen aber im Linienbetrieb Erfahrung sammeln."

Mangelnde Trainingsflüge

Eurowings habe im vergangenen Jahr 750 Crewmitglieder eingestellt, bis ins nächste Jahr hinein sollen es noch einmal so viele sein. "Es fehlt damit weniger an Piloten für das Cockpit und an Flugbegleitern, sondern an den Trainingsflügen, die es braucht, um das Personal flugfit zu machen. Dieses Problem wird über den Sommer noch anhalten", erklärte Beveridge.

Zugleich hätte die Luftfahrt in der Pandemie über alle Bereiche hinweg Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verloren – egal ob bei den Airlines, in der Flugsicherung, der Abfertigung, bei den Sicherheitskontrollen oder im Groundhandling. "Probleme in einem dieser Bereiche haben Auswirkungen auf die anderen Bereiche." In dieser Situation komme es – und das betreffe nicht nur Eurowings oder Salzburg – in Einzelfällen zu Belastungsspitzen, die man nicht mehr kompensieren könne.

Dies sei am vergangenen Wochenende in Salzburg der Fall gewesen, wo Eurowings sechs Flüge streichen musste. "Es hat am Vorabend der Abflüge einen kurzfristigen Anstieg der Krankmeldungen gegeben, wesentlich getrieben durch steigende Corona-Infektionen. Die Reserve-Crews waren davon genauso betroffen", sagte Beveridge, der selbst auch für die Eurowings-Maschinen pilotiert. "In so einem Fall kommt man rasch an seine Grenzen."

Als Folge mussten am vergangenen Wochenende in Salzburg bis zu 500 Menschen auf dem Boden bleiben, betroffen waren etwa die Verbindungen nach Korfu oder Kalabrien. Die Gäste konnten zum Teil erst mit einem Ersatzflug ab/bis München durch TUI-Fly am Folgetag an ihr Reiseziel beziehungsweise zurück nach Hause gebracht werden. Der Flughafen Salzburg ist mit drei stationierten Maschinen die größte Basis der Eurowings in Österreich.

Änderungen im Flugplan

Beveridge entschuldigte sich heute bei den Fluggästen für die Unannehmlichkeiten. "Wir sind von null auf 15.000 Flüge im Monat hochgefahren. Da ist noch kein hundertprozentig regulärer Betrieb möglich." Seit Anfang April habe man alleine von und nach Salzburg über 1.000 Flüge durchgeführt – und lediglich sieben Streichungen verzeichnet. "Die Anpassungen im Flugplan, wie das bei zahlreichen Airlines in Europa derzeit der Fall ist, erfordern, dass in Verkehrsspitzen Last aus dem System genommen wird. Dadurch wird es wieder zur einer Normalisierung der Lage kommen."

Konkret heißt das, dass es Änderungen im Flugplan geben wird. Die Anpassungen würden jedoch deutlich weniger als zehn Prozent der Eurowings-Gäste betreffen, versicherte der Sprecher der Fluglinie, Matthias Eberle. Er nannte als Beispiel den Flughafen Düsseldorf, von wo die Airline etwa bis zu zehnmal am Tag nach Mallorca fliege. "Anpassung würde in diesem Fall heißen, dass der Flug nur neun Mal geht und die Gäste idealerweise im nächsten Flieger sitzen." Betroffene würden so früh und rasch wie möglich informiert – idealerweise bereits mit einer schnellen Umbuchungsmöglichkeit im Lufthansa-Netz. "Dass Urlauber hängen bleiben, wollen wir vermeiden. Das wird auch nur in den seltensten Fällen passieren."

Europäischer Flugverkehr noch nicht auf früherem Niveau

Der Luftverkehr in Europa ist einer Auswertung der Flughäfen zufolge deutlich vom Niveau aus der Zeit vor der Pandemie entfernt. Der Branchenverband ACI gab am Mittwoch bekannt, dass die Flughäfen des Kontinents um 29 Prozent weniger gut untereinander verbunden seien als 2019, also vor Ausbruch der Pandemie. Es sei der Stand von 2009 erreicht, als die Welt von der Wirtschaftskrise geprägt war.

Der ACI misst für die Analyse nach eigenen Angaben nicht nur die reinen Zahlen an Passagieren und Flügen, sondern verwendet für die Auswertung diverse Berechnungen zu den unterschiedlichen Arten der Verbindungen.

Die vom russischen Krieg betroffene Ukraine ist nach ACI-Angaben gar nicht mehr angebunden. Russland ist den Berechnungen zufolge verglichen mit 2019 um 62 Prozent schlechter angebunden.

Der Verband, der nach eigenen Angaben mehr als 500 Flughäfen in 46 Ländern des Kontinents vertritt, hält in dieser Woche in Rom seine jährliche Vollversammlung ab. (APA, red, 22.6.2022)