Als eingeschleppte Exotin ist die Tigermücke mittlerweile auch in unseren Gefilden unterwegs. Dass sie bei uns jedoch auch exotische Krankheiten überträgt, ist äußerst unwahrscheinlich.

Foto: JAMES GATHAN

Hans Esterbauer ist im sommerlichen Dauereinsatz. Bis zu sechs Mal pro Tag ist der pensionierte Berufssoldat im Moment im Grün dieses Landes unterwegs – vorwiegend um Schlangen einzufangen. Esterbauer ist hochoffizieller Blaulicht-Reptilienexperte. Kreucht und fleucht es auffällig, können Verunsicherte die Handynummer des Steyrers wählen.

Am Montag dieser Woche ereilte Esterbauer der Hilferuf aus Marchtrenk in Oberösterreich. Ein Hundebesitzer war beim Anblick einer Schlange in einem kleinen Waldstück in Panik geraten: Er vermutete, eine Hornotter gesichtet zu haben. Die örtliche Feuerwehr sperrte umgehend das Gebiet großräumig ab. Hans Esterbauer begab sich auf Spurensuche – und fand nichts. "Aber das war mir schon auf der Hinfahrt klar", erzählt er.

Die Hornotter komme schließlich in kleinen Habitaten in der Südsteiermark und in Oberkärnten vor. "Aber sicher nicht in Marchtrenk", führt der Schlangenexperte aus. In diesem Jahr gebe es an sich durchaus extrem viele Schlangen: Der vergangene Winter fiel mild aus, die Mauspopulationen seien entsprechend groß: "Das freut die Schlange." Esterbauer rät dennoch zu Gelassenheit, die allermeisten Schlangen seien ungefährlich und zudem sehr scheu. Wer sich fürchte, den versuche er am Telefon zu besänftigen: "Ruhig bleiben, das Tier beobachten und nicht gleich mit dem Spaten zerlegen", rät er dann.

Esterbauer sagt, er beobachte eine generelle, immer stärker spürbare Entfremdung der Menschen von der Natur. Die Beziehung zwischen Tier und Mensch hat sich im Lauf der Zeit immer wieder verändert – auch heute ist das Verhältnis voller Missverständnisse. Durch die Urbanisierung der Gesellschaft kenne der Mensch manche Tiere und vor allem Wildtiere nur aus Erzählungen, stellt auch Klaus Hackländer fest, Leiter des Instituts für Wildbiologie und Jagdwirtschaft an der Universität für Bodenkultur in Wien: die Zecke etwa oder den Wolf.

"Wenn aber einmal echte Begegnungen stattfinden und wir merken, dass uns die Tiere nicht gefährlich werden, dann gewöhnen wir uns schnell an sie." So gehöre das Wildschwein im Osten Wiens inzwischen zum Stadtbild dazu. Mit Tieren, die uns durchaus gefährlich werden können, sei das freilich schwieriger, sagt Hackländer. Den Umgang mit dem Wolf zum Beispiel "müssen wir nach 150 Jahren erst wieder lernen".

Zecke: Mehr Zeckenjahre wegen Klimawandels

Hat der Wald ein sogenanntes Mastjahr hinter sich – also wenn er aufgrund von Hitzestress stärker blüht –, folgt zwei Jahre später ein extremes Zeckenjahr. 2020 war so ein Mastjahr, demnach erfolgte heuer ein Anstieg der FSME-Fälle – eine Virus-Erkrankung, gegen die Impfen aber sehr gut schützt.

Deutlich häufiger sind nach einem Zeckenstich hingegen Borreliose-Fälle, denn rund jede dritte Zecke trägt die bakteriellen Erreger in sich. Sie können Nerven- und Gelenksinfektionen mit schweren Langzeitfolgen auslösen. Dagegen helfen Antibiotika.

Tigermücke: Als blinder Passagier in Flugzeugen unterwegs

An sich übertragen Insekten hierzulande keine lebensgefährlichen Krankheiten. Solche, die dies sehr wohl tun, können allerdings einwandern – wie die Tigermücke, die immer wieder in Flugzeugfrachträumen aus den Tropen mitreist, zuletzt etwa in die Steiermark. Man erkennt sie an der für sie typischen Streifenzeichnung. Sie kann Dengue-Fieber, Zika oder Chikungunya übertragen. Die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung ist aber nicht sehr hoch, da es zu wenige davon gibt. Sie können zudem nur Krankheiten übertragen, wenn sie zuvor eine infizierte Person gestochen haben.

Schlange: Mit Abstand völlig harmlos

In Österreich lebende Giftschlangen sind die Kreuzotter und die Sandviper (Hornotter). Sie ähnelt im Aussehen der Kreuzotter. Diese ist in großen Teilen Europas beheimatet und braun bis schwarz. Die Sandviper ist selten anzutreffen. In Österreich nur in Kärnten und im Süden der Steiermark. Ihr Gift wirkt auf das Gewebe, und der Biss ist schmerzhaft. Die Mortalität liegt bei 4,1 Prozent. Die Vergiftungsinformationszentrale weist darauf hin, dass bei einem Schlangenbiss in Österreich weder Abschnüren noch Abbinden zu empfehlen ist. Gerade bei Verdacht auf Kreuzotter- oder Hornotter(=Sandviper)biss ist die wichtigste Maßnahme das Ruhigstellen der betroffenen Extremität und des Betroffenen, sowie ein rascher Transport in das nächste Krankenhaus. Und vor allem das Gift nicht in alter Winnetou-Manier auszusaugen.

Wolf: Wiedergekommen, um zu bleiben

Er ist aktuell wohl das umstrittenste Raubtier in den heimischen Wäldern: der Wolf. Dass sich der große Beutegreifer (Canis lupus), der in sozialen Gruppen lebt und sich vor allem von wilden Huftieren wie Rehen, Rotwild oder Wildschwein ernährt, seit geraumer Zeit ausgerechnet in Österreich wieder "rudelwohl" fühlt, stößt vor allem bei Jägern und Landwirten auf harte Kritik. Der Wolf hat in der Regel Angst vor dem Menschen. Bei seltenen Wolfsbegegnungen gilt es Ruhe zu bewahren. Denn normalerweise tritt ein Wolf, der entdeckt wird, rasch die Flucht an.

Bär: Leiser Abgang auf vier Tatzen

Zehn Jahre war Moritz, als er 2011 verschwand. Über den Abgang des letzten heimischen Bären ranken sich seitdem die Gerüchte. Wurde Moritz abgeschossen? Oder ist er doch aus Liebeskummer abgezogen? Immerhin wurden dem Salzkammergut-Single schon 2008 drei slowenische Braunbärdamen versprochen. Doch aus dem Flirt im Pelz wurde nichts. Die Wahrscheinlichkeit, in den heimischen Wäldern auf Bären zu treffen, ist also gering. Wenn doch, dann bitte bleiben Sie ruhig! Nicht weglaufen! Im Fall eines Angriffs hinlegen, Hände in den Nacken und tot stellen. (giu, kur, mro, 23.6.2022)