Freizeit, Freunde und Familie sind jungen Menschen wichtiger als der Beruf.

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Jugendliche können im Berufsleben heute deutlich fordernder sein als die Babyboomer-Generation, die nach und nach in Pension geht. Denn nun mangelt es fast überall an Arbeitskräften. Und sie sind auch fordernder, wie eine aktuelle Erhebung unter 14- bis 29-Jährigen zeigt. Im Auftrag der Leitbetriebe Austria und der Initiative Zukunft. Lehre. Österreich hat Market Agent dafür über 1.000 Einzelinterviews durchgeführt.

Jungen Arbeitsuchenden ist "Work-Life-Balance weitaus wichtiger als Beruf und Nachhaltigkeit", strich Andreas Gnesda, Beiratsvorsitzender der Leitbetriebe Austria, als eines der wichtigsten Umfrageergebnisse hervor. Es sei den Jugendlichen aber auch "wichtig, sich viel leisten zu können". Am wichtigsten im Leben ist den Befragten Familie und Partnerschaft. Dahinter rangieren Freizeit und Freunde. Erst an vierter Stelle steht der Beruf. Nachhaltigkeit und sportliche Betätigung haben einen noch geringeren Stellenwert, das Interesse an Politik ist bei Jungen weit abgeschlagen.

Vollzeitjob immer weniger attraktiv

Nur noch der Hälfte der Befragten ist es den Angaben zufolge wichtig, einen Vollzeitjob zu haben – im Vorjahr waren das noch 60 Prozent. 38 Prozent überlegen sich, in ihrem Berufsleben etwas zu verändern. Zudem will ein Fünftel – 22 Prozent der Frauen und 19 Prozent der Männer – maximal zwei Jahre beim jeweiligen Arbeitgeber bleiben.

Einen hohen Stellenwert genießt das Homeoffice. Es gebe ganz stark den Wunsch nach freier Gestaltung der Arbeitszeit (82,9 Prozent) und des Arbeitsorts (72,7 Prozent), berichtete Gnesda. "Das Homeoffice kommt gut an." Einen Job attraktiv machen laut Umfrage ein gutes Gehalt, flexible Arbeitszeiten, interessante Tätigkeitsbereiche, eine Viertagewoche und kurze Anfahrtswege, zeigt die Erhebung.

Zufriedene Lehrlinge

Erstaunlich gut ist das Image der Lehre. "Fast zwei Drittel haben in ihrer eigenen Wahrnehmung ein sehr positives Bild von Lehre", sagte der Geschäftsführer von Zukunft. Lehre. Österreich, Mario Derntl. In der Gesellschaft genießt die Lehre aber einen wesentlich geringeren Stellenwert, wissen auch die Jugendlichen. Das falsche Bild von verstaubten Lehrwerkstätten und schlechtem Gehalt müsse zurechtgerückt werden, so Derntl. "Da kann man noch sehr viel Aufwertungsarbeit leisten." In Österreich entscheide sich fast jeder zweite junge Mensch für eine Lehrlingsausbildung, "und dennoch kämpfen wir immer noch mit der Image-Herausforderung". In den westlichen Bundesländern ist der Zuspruch zur Lehre stärker, im Osten schlagen nur 30 Prozent der Jugendlichen diesen Ausbildungsweg ein. (APA, 23.6.2022)