Die eigene Unzuverlässigkeit macht der Deutschen Bahn zu schaffen.

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Berlin – Einen Tag nach Ankündigung einer "Generalsanierung" ihres Streckennetzes hat die Deutsche Bahn ihr Führungsteam neu aufgestellt. Der bisherige Personenverkehrsvorstand Berthold Huber wird ab dem 1. Juli in das Infrastrukturressort wechseln, teilte die Bahn am Donnerstag mit. Für seinen frei werdenden Posten rücken gleich zwei neue Vorstände nach: Hubers bisheriger Bereich Personenverkehr wird aufgeteilt in ein Regional- und ein Fernverkehrsressort.

Um das Regionale kümmert sich künftig die bisherige Finanzchefin der Deutsche-Bahn-Tochter DB Fernverkehr, Evelyn Palla. Sie ist damit die dritte Frau im dann achtköpfigen Führungsgremium. Der bisherige DB-Fernverkehrschef Michael Peterson soll sich im Vorstand dann um den Fernverkehr kümmern.

Am selben Tag teilte DB-Aufsichtsratsvorsitzender Michael Odenwald seinen Rücktritt per 22. Juli mit. "Nach zehnjähriger Arbeit im Aufsichtsrat ist es Zeit für einen Wechsel", sagte Odenwald. Der ehemalige Staatssekretär ist seit 2018 Chefkontrolleur beim Bahnkonzern. Der Jurist war seit 1992 im Verkehrsministerium tätig – von 1998 an als Referatsleiter, ab 2010 als Leiter der Zentralabteilung, seit 2012 dann als beamteter Staatssekretär. In dieser Funktion rückte er 2012 in den Bahn-Aufsichtsrat.

Vorstand hat mit Unzuverlässigkeit zu kämpfen

Auf alle drei Vorstände kommen in den nächsten Jahren schwierige Aufgaben zu. Die Deutsche Bahn ist so unzuverlässig unterwegs wie seit Jahren nicht mehr. Ein wesentlicher Grund dafür sind überlastete und sanierungsbedürftige Korridore. Am Dienstag erläuterte Konzernchef Richard Lutz gemeinsam mit dem deutschen Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) das künftige Baukonzept für solche Strecken.

Von 2024 an sollen die wichtigsten Korridore generalsaniert werden, jedes Jahr zwei bis drei dieser Abschnitte. Dabei sollen gleich sämtliche anstehende Bauarbeiten und potenzielle Erweiterungen in einem Rutsch erledigt werden, sodass nicht über Jahre hinweg immer wieder entlang derselben Strecken gebaut werden muss. Noch sind viele Fragen offen, die der neue Infrastrukturvorstand Huber bald beantworten muss.

Infrastrukturtöchter der DB sollen 2024 zusammenwachsen

Für Huber hat sich unter anderem die deutsche Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) ausgesprochen. Sie sieht in ihm einen ausgemachten Bahnkenner und einen Garanten für einen integrierten Gesamtkonzern. Huber dürfte auch zuständig sein für das geplante gemeinwohlorientierte Unternehmen, zu dem die bisherigen Infrastrukturtöchter der Bahn ab 2024 zusammengefasst werden sollen. Kritiker wie die im Verband Mofair organisierten Bahnwettbewerber hingegen hatten sich angesichts der geplanten neuen Gesellschaft dafür stark gemacht, das Vorstandsressort Infrastruktur nicht neu zu besetzen. (APA, red, 23.6.2022)