In Ruhe abtauchen

Bernhard Aichner

Bernhard Aichner, "Brennweite". 17,50 Euro / 352 Seiten. btb-Verlag, 2022
Cover: btb-Verlag

Wir haben vor einem Jahr im Südburgenland ein altes Haus gekauft, es zum Atelierhaus umgebaut und zum Lieblingsort erkoren. Dort verbringe ich meinen Sommer, arbeite in aller Stille, es ist wunderschön, nichts lenkt ab. Ich kann dort zur Ruhe kommen, Schreiben im Paradies und zur Entspannung lesen. Nicht nur Krimis, sondern alles, was in der Belletristik am Markt ist, vom Thriller bis zur Lyrik. Ich bin stets neugierig, was meine Kolleginnen und Kollegen so treiben, streife leidenschaftlich gern durch Buchhandlungen und kaufe haufenweise Bücher. In Österreich haben wir mittlerweile eine wirklich coole Krimi-Landschaft mit vielen Autorinnen und Autoren, die absolut wissen, was sie tun.

Neben heimischer Kost liegt oben auf dem Stapel der neue Krimi von Don Winslow – hohes Tempo und toll geschrieben. Dann liebe ich die Chasity Riley-Krimi-Reihe meiner Hamburger Kollegin Simone Buchholz. Sprachlich toll, niemand kann Landschaften so beschreiben wie sie. Ein Tipp ist auch der irische Autor John Niven, niemand schreibt so dreckig und politisch unkorrekt wie er. Und auch Jessica Lind, eine aufstrebende Stimme in der österreichischen Literatur, mit ihrem Debüt Mama lege ich allen ans Herz.

Bernhard Aichner: "Ich bin stets neugierig, was meine Kolleginnen und Kollegen so treiben, streife leidenschaftlich gern durch Buchhandlungen und kaufe haufenweise Bücher."
Foto: www.fotowerk.at

Im Moment lese ich wieder Gedichte von Georg Trakl, mit denen ich mich schon als Germanistikstudent beschäftigt habe. Düster und dunkel, passend zum Krimi-Genre. Trakl liegt übrigens auf dem Innsbrucker Friedhof Mühlau begraben, nicht weit weg von dort, wo ich in Innsbruck wohne. Womit wir bei einem weiteren Tiroler Autor sind, der mich begeistert: Alois Hotschnig. Von ihm habe ich die wunderbaren Erzählungen Eine Art Glück und Aus wiederentdeckt, diese Texte haben mich vor 30 Jahren zum Schreiben gebracht.

365 Tage im Jahr liegen Stift und Notizheft bereit. Ich schreibe meine Bücher in der Erstfassung mit der Hand und genieße die Freiheit, es überall tun zu können. Im Südburgenland, auf einer Wiese liegend oder in der Sauna. Ich werde im Sommer an einem neuen Romanprojekt arbeiten, viel Uhudler trinken und mich im Freibad Jennersdorf in die Fluten stürzen. Es muss ja nicht immer Meer sein. Außerdem wurde ja der Roman Totenfrau von Netflix verfilmt, Blum wird weltweit an den Start gehen und Rache üben. Wie das aussehen wird, darf ich mir im Juli vorab ansehen, bevor die Serie im Herbst im ORF und auf Netflix ausgestrahlt wird. Sehr spannend bei all der Ruhe.

Bernhard Aichner, geb. 1972, lebt als Schriftsteller und Fotograf in Innsbruck. Seine "Totenfrau"-Trilogie stand auf allen Bestsellerlisten und wurde bereits in 16 Länder verkauft.


Schwäche für Regentage

Ursula Poznanski

Ursula Poznanski, "Stille blutet". 16,99 Euro / 400 Seiten. Knaur-Verlag, 1. 9. 2022
Cover: Knaur Verlag

Im Sommer versuche ich einfach, nicht zu schmelzen. Wie ziemlich viele Wienerinnen und Wiener verlege ich meinen Lebensmittelpunkt von der Stadt ins schöne Salzkammergut. Meine Mutter hat dort vor über dreißig Jahren eine kleine Ferienwohnung gekauft, und die nutze ich so intensiv wie möglich. In der Gegend kann man sich bisher noch darauf verlassen, dass es zwischendurch immer wieder einmal grau, kalt und regnerisch ist.

Ein bisschen Reisen ins Ausland wird diesmal auch wieder dabei sein, daran muss ich mich aber nach den vergangenen zwei Jahren erst wieder gewöhnen. Aber die Sehnsucht nach dem Meer ist schon sehr groß. Warten wir einmal ab, was in diesem Sommer seuchentechnisch auf uns zukommt – auch davon wird meine Planung bis zu einem gewissen Grad abhängen. Denn wenn ich die Wahl habe, lese ich im Urlaub vorzugsweise am und auf dem Wasser, oder – da ja Salzkammergut – auch gerne hinter Fenstern, an denen das Wasser herabrinnt.

Ursula Poznanski: "Ich habe eine heimliche Schwäche für Tage, an denen das Wetter so schlecht ist, dass man ohne Gewissensbisse zu Hause herumhängen kann."
Foto: Gaby Gerster

Ich habe eine heimliche Schwäche für Tage, an denen das Wetter so schlecht ist, dass man ohne Gewissensbisse zu Hause herumhängen kann. Dann steht neben Schreiben auch Lesen ganz oben auf meiner Liste bevorzugter Tätigkeiten. Mein Berg ungelesener Bücher ist hoch, ganz oben liegen derzeit Das Versprechen von Damon Galgut, Terra di Sicilia von Mario Giordano und Blond von Joyce Carol Oates. Der eine oder andere Spontankauf wird dann sicher auch noch dazukommen.

Muss ich im Sommer auch schreiben? Oh, ja. Mein nächster Abgabetermin ist schon im Oktober, und meine Sommer sind eigentlich seit gut zehn Jahren immer auch Arbeitssommer. Das Notebook kommt deshalb in jeden Urlaub mit, und es gibt kaum einen Tag, an dem ich nicht schreibe. Das ist gleichzeitig Crux und Bonus bei diesem Beruf: Man kann überall arbeiten und tut es deshalb auch. Womit ich mich jetzt disziplinierter darstelle, als ich es eigentlich bin, denn gerade im Sommer kostet es mich oft Überwindung, mich hinter meinen Computer zu klemmen. Aber die Panik vor der Deadline erweist sich da als sehr hilfreich.

Ursula Poznanski ist eine der erfolgreichsten Jugendbuchautorinnen. Inzwischen schreibt sie auch Thriller für Erwachsene, die wieder auf den Bestsellerlisten zu finden sind. Sie lebt mit ihrer Familie im Süden von Wien. Anfang September erscheint "Stille blutet".


Zu Fuß in die Konditorei

Manfred Rebhandl

Manfred Rebhandl, "Erster Mai". 12,95 Euro / 176 Seiten. Haymon, 2022
Cover: Haymon Verlag

Wichtig ist es ja, das Verbrennen von "fossil fuels" zu vermeiden, daher wird heuer weder geflogen, was sowieso die Hölle wäre, wegen der anderen Reisenden im Flieger, noch mit dem Auto, das ich verachte, irgendwohin gefahren. Im Sommer mache ich daher gar nichts. Patschen hoch, Eislutscher, Sonne aufs Bauchi, kalte Duschen, Mittagsschläfchen. Vielleicht nachmittags hin und wieder auf eine Kardinalschnitte in der lokalen Konditorei, zu der ich zu Fuß gehen werde, und ein Besuch in der lokalen Trafik, wo ich Lotto spielen werde, bevorzugt Eurolotto, man will ja was verdienen.

Vielleicht kaufe ich mir die "Gosse" und die "Posse" und lese darin, wie sich alle über das teure Benzin aufregen, die drei Autos und fünf Carports haben. Das Rasenmähen habe ich ganz aufgehört, wegen der "fossil fuels", es wächst jetzt wieder alles zu bei mir im Garten, Gräser, Blumen, Holunder, Disteln, sodass die Bienen wieder summen. Das Problem: Ich höre sie nicht, weil die Nachbarn mit den drei Autos ja nichts anderes mehr tun als den Rasen zu mähen, wenn sie nicht gerade Steine um ihr Haus herum legen, die sie zuvor mit den drei Autos dorthin bringen, und es dann grau anstreichen!

Falls ich im Lotto gewinne, werde ich die lokale Kirche besuchen und alle Kerzenvorräte aufkaufen, die Kerzen werde ich anzünden zum Segen der Ukraine, die ich liebe. Slawa Ukrajini! Dann werde ich den Herrgott fragen: Warum sind wir so dumm? Auf eine Antwort freilich werde ich vergeblich warten.

Manfred Rebhandl: "Falls ich im Lotto gewinne, werde ich die lokale Kirche besuchen und alle Kerzenvorräte aufkaufen, die Kerzen werde ich anzünden zum Segen der Ukraine, die ich liebe."
Foto: Christian Fischer

Und sonst werde ich die Josefine Mutzenbacher in der historisch kritischen Ausgabe (wieder) lesen, Die Geschichte einer Wienerischen Dirne von ihr selbst erzählt als ungekürzter Nachdruck der Erstausgabe aus dem Jahr 1906. Unter anderem mit einem Essay zum Werk von Hellmuth Karasek. Das Buch selbst macht mich nicht mehr heiß, dafür mich bin zu alt und zu weiß, zu abgestumpft von übersexualisierten Bierzelten und Maibaumumschneiden auf dem Land, aber die Sprache!

An Karaseks Text werde ich mich ergötzen. Ich vermisse ja sein Spucken beim Reden, seine Liebe zum Wein und seine allgemeine Daseinszugewandtheit im Fernsehen. Die Journaille heute schreibt und redet ja nur noch über Getränke, die keinen Alkohol enthalten dürfen. Schade. Schreiben werde ich im Sommer nichts.

Manfred Rebhandl ist österreichischer Autor von Kriminalromanen und Zeitungsreporter, u. a. auch für den STANDARD. Er lebt in Wien. Bekannt sind seine "Biermösel"-Krimis. Zuletzt erschien aus der Rockenschaub-Reihe "Erster Mai".


Bei Hitze motivierter

Michaela Kastel

Michaela Kastel, "Kaltes Herz fast Eis". 22,– Euro / 348 Seiten. Emons, 2022
Cover: Emons Verlag

Ich liebe die warme Jahreszeit, somit versuche ich im Sommer all das nachzuholen, wozu ich im Winter (der mich meistens deprimiert) nicht die Möglichkeit hatte. Schwimmen gehen, klettern, wandern, reisen, oder einfach nur eine zusätzliche Runde mit dem Hund gehen, die man bei Minusgraden gerne auslässt. Bei Hitze und Sonnenschein bin ich generell viel motivierter, neue Dinge auszuprobieren. Dieses Jahr ist es E-Gitarren-Unterricht.

Seit ich selbst schreibe, lese ich seltener als früher, einfach weil die Zeit oft nicht reicht und ich auch kritisch und wählerisch geworden bin, was meinen Lesestoff betrifft. Das ist der Nachteil des Schriftstellerdaseins – du kannst ein Buch nicht mehr ungezwungen lesen. Du bist ständig am Analysieren. Lieblingsgenres habe ich keine, ich lese quer durch die Bank. Egal ob Thriller, Roman oder ein Jugendbuch – wichtig ist, dass mich die Geschichte packt. Dabei lege ich weniger Wert darauf, ob mir die Charaktere sympathisch sind oder ich jede einzelne ihrer Handlungen nachempfinden kann.

Michaela Kastel: "Im Ernstfall opfere ich gern einige schöne Sommerwochen, um ein Projekt fertigzustellen."
Foto: Marie Bleyer

Ich möchte mit Menschen aus dem echten Leben konfrontiert werden, mit all ihren Ecken und Kanten, Stärken wie auch Schwächen. Authentizität und Tiefe sind mir am wichtigsten, Spannung oder unerwartete Wendungen sind zweitrangig. Für mich funktioniert Lesen nur zu Hause. Ich brauche dafür absolute Ruhe und eine vertraute Umgebung, um mich voll und ganz auf die Geschichte konzentrieren zu können. Zudem lese ich ausschließlich auf dem Sofa, niemals im Bett oder – Gott bewahre – in der Badewanne. Ich bin ein Gewohnheitsmensch und muss mich geborgen fühlen.

Ich schreibe, wenn mich der Flow gepackt hat, und das kann immer passieren. Im Ernstfall opfere ich gern einige schöne Sommerwochen, um ein Projekt fertigzustellen. Ich bin sehr zielgerichtet und fokussiert, kein Wetter kann schön genug sein, um mich vom Schreiben abzuhalten. Oftmals merke ich gar nicht, wie der Tag an mir vorbeizieht. Wenn ich schreibe, bin ich voll und ganz in meinem Element, es gibt dann nichts Wichtigeres mehr. Was auch ein Nachteil sein kann, wenn man zum Beispiel vergisst zu essen. Aber da ich eine sehr schnelle Schreiberin bin (auch wegen meines strikten Zeitplans), hält dieser Zustand nie länger als ein paar Wochen an – somit bleibt einem immer noch genug Sommer übrig.

Michaela Kastel war zunächst im Buchhandel tätig und widmet sich seit 2019 ausschließlich dem Schreiben. "So dunkel der Wald" wurde 2018 mit dem Viktor Crime Award ausgezeichnet. Die Verfilmung ist in Planung. Kastel lebt in Wien.


Der Wunsch zu töten

Christian Klinger

Christian Klinger, "Ein Giro in Triest". 20,– Euro / 296 Seiten. Picus-Verlag, 2022
Cover: Picus Verlag

Aufblühen! Das werde ich im Sommer machen. Ich leide unter chronischem Vitamin-D-Mangel, daher kommen jetzt die Wochen, in denen sich mein Gemüt aufhellt und ich umgänglicher werde. Der Wunsch zu töten nimmt ab, und ich kann mich auch unter Menschen begeben. Und ja, ich mache Ferien. Nach einem Jahr Corona-Pause geht es mit der Familie heuer wieder nach Sylt. Auf dem Weg dorthin besuchen wir dann ein, zwei größere deutsche Städte, Berlin oder Hamburg. Dazwischen ein paar Tage in Österreich und auch mal kurz nach Triest, um Inspiration für meine Romane zu finden. Und wenn es sich bei all den Trips noch ausgeht, bin ich auch im Büro, denn ich habe einen bürgerlichen Beruf als Jurist. Ich genieße die warme Jahreszeit auch in Wien sehr.

Trotz Ferienzeit werde ich auch zum Schreiben kommen, denn wenn die Mordgelüste mit zunehmender UV-Strahlung abnehmen, habe ich meist schon einige Kapitalverbrechen geplant, die ich gedanklich fortführe und in Buchseiten einfließen lasse (besser, als sie füllen danach Aktenseiten der Staatsanwaltschaft). Auch wenn ich das Schreiben ein wenig institutionalisiert habe und mich zur einer gewissen Regelmäßigkeit zwinge, finde ich vor allem im Urlaub größere Zeitfenster, um meine Romane fortzuschreiben. Am besten, wenn durch das offene Fenster leises Tröpfeln vom Regen zu hören ist. Ich muss sagen, Sylt hat mich diesbezüglich enttäuscht, denn ich hatte mit dem typischen Nordsee-Schietwetter gerechnet, doch dann gab es dort fast mediterrane Sommerperioden. Höchstwahrscheinlich werde ich heuer den zweiten Teil der Serie um Gaetano Lamprecht, Die Geister von Triest, überarbeiten und für den dritten Teil zu recherchieren beginnen.

Christian Klinger: "Der Wunsch zu töten nimmt ab, und ich kann mich auch unter Menschen begeben. Und ja, ich mache Ferien."
Foto: Stefan Diesner

Auf meinem Nachtkästchen türmen sich die Bücher, die ich in den nächsten Wochen lesen möchte. Ich habe mit zwei lieben Kollegen zuletzt getauscht, auf mich wartet Josefstadt von Astrid Sodomka und Tod in Perchtoldsdorf von Christian Schleider. Dann habe ich einige Bücher zu Recherchezwecken gestapelt; etwa Bianchi – una storia italiana über die bekannten Rennräder, wie auch Lamprecht 1914 eines benutzt, Der Haifisch, ein Buch über Camillo Castiglioni, und M – der Mann der Vorsehung über Mussolinis Jahre an der Macht. Und auf jeden Fall Kilometer Null von Stefan Kutzenberger, dessen Romane Friedinger und Jokerman mich schwer begeistert haben. Lesen kann ich überall, am liebsten aber am Strand oder auf unserem kleinen Innenhofbalkon.

Christian Klinger, geb. 1966 in Wien, ist Jurist und hat seit 2017 einen Zweitwohnsitz in Triest. Er veröffentlichte bereits zahlreiche Krimis und Beiträge in Anthologien.


Im Zug reisen und lesen

Beate Maly

Beate Maly, "Mord auf der Trabrennbahn". 13,40 Euro / 256 Seiten. Emons-Verlag, 2022
Cover: Emons Verlag

Im heurigen Sommer werde ich mit einer guten Freundin an die Ostsee fahren und dort die Gegend mit dem Fahrrad erkunden. Ich hoffe, dass ich während einer Radlpause in einem der hübschen Strandkörbe sitzen und den Blick aufs Meer genießen kann. Außerdem besuche ich meine Tochter in Mailand, gehe mit einem Sohn und dessen Freundin in Vorarlberg wandern und werde mit meiner jüngsten Tochter ein paar Tage im Burgenland wellnessen. Mit etwas Glück treffen wir uns zu viert bei mir in Wien.

Mit einem Zug reisen und lesen gehört für mich zusammen. Wenn ich meinen Sohn am Arlberg besuche, müssen immer mindestens zwei Bücher im Gepäck sein. Dasselbe gilt für die Strecke nach Mailand. Am liebsten lese ich aber noch immer im Schatten meines aufgespannten Sonnenschirms auf der Terrasse. Bezüglich des Lesestoffs lasse ich mich von meinen Profis aus der Verlagswelt beraten: Lektorinnen, Buchhändler, Freundinnen.

Ich bin ein sehr ungeduldiger Mensch. Gelingt es einer Geschichte, mich innerhalb der ersten Seiten zu überzeugen, lese ich sie bis zum Ende. Langweile ich mich, lege ich das Buch weg. Bei Rechercheliteratur geht das leider nicht. Da muss ich in jedem Fall bis zum Ende durchhalten. Im Moment liegen einige Recherchebücher auf meinem Nachttisch.

Beate Maly: "Mit einem Zug reisen und lesen gehört für mich zusammen."
Foto: Frank Hanewacker / Sedan Sieben

Ganz oben auf dem Stapel befinden sich: der Ausstellungsband Das Rote Wien (Hrsg. Werner Michael Schwarz) und Mutter ledig – Vater Staat (vonVerena Pawlowsky). Beide Bücher sind aber spannend. Ich würde sie auch lesen, würde ich sie nicht zur Recherche benötigen. Die weniger ansprechenden Bücher wandern immer schnell auf die unteren Stapelplätze. Manche bleiben dort Monate liegen. Zwischen den Urlauben werde ich intensiv schreiben. Aurelia geht nächstes Jahr in ihr zweites Abenteuer. Auf diese Arbeit freue ich mich ganz besonders, da mir die Protagonisten ans Herz gewachsen sind. Außerdem bearbeite ich ein hochaktuelles Thema für Piper. Ich darf noch nicht viel verraten, nur so viel: Es handelt sich um ein Herzensprojekt. Die Idee für einen weiteren Band mit Ernestine und Anton befindet sich auf meinem Schreibtisch, ein Roman bei Ullstein und einer bei Blanvalet sind in Planung. Es wird mir also nicht langweilig werden.

Beate Maly ist eine österreichische Autorin, die auch unter den Pseudonymen Laura Baldini und Lina Jansen publiziert. Sie schreibt Krimis und historische Romane. Ihr Roman "Mord auf der Donau" wurde 2019 für den Leo-Perutz-Preis nominiert.


Neue Planeten entdecken

Andreas Gruber

Andreas Gruber, "Todesrache". 12,40 Euro / 592 Seiten. Goldmann, 2022
Cover: Goldmann Verlag

Meine Kindheits- und Jugenderinnerungen an die Sommer in den 1970er-Jahren sind immer noch sehr präsent – Radfahren im Wald, Schwimmen im See, Übernachten im Zelt bei Gewitter, Apfelstrudel essen bei Oma. Schon seit Jahrzehnten nehme ich mir als Erwachsener vor, den nächsten Sommer wieder zu genießen, so wie früher, doch dann ist es Ende September, das Herbstlaub liegt auf den Wegen, und ich weiß nicht, wo die Zeit hingekommen ist. Aber diesen Sommer wird alles anders!

Diesen Sommer werde ich auf dem Balkon meines Schreibbüros unter dem Sonnenschirm sitzen und meine ausgedruckten Manuskripte korrigieren. Ich werde zum Römersee im Burgenland fahren, im Schatten der Bäume am Laptop mein nächstes Buch schreiben. Ich werde viel schwimmen, Eiskaffee in der Strandhütte trinken, am Sonntagnachmittag auf meiner Liege ein Nickerchen im Schatten machen und mich freuen, wenn Wildhase und Fasan über die Wiese laufen.

Ich werde mit Laptop und Schirmkappe das Freibad in Markt Piesting besuchen, das Waldbad heißt, weil es mitten im Wald liegt. Und ich werde wieder wie früher das alte k. u. k. Strandbad in Baden bei Wien besuchen, das so intensiv nach Schwefel riecht. Zum Glück bringt es mein Beruf mit sich, dass ich überall Homeoffice machen kann.

Andreas Gruber: "Diesen Sommer werde ich mich nicht im Schreibbüro verkriechen."
Foto: www.fotowerk.at

Diesen Sommer werde ich mich nicht im Schreibbüro verkriechen. Mein nächster Roman Rachefrühling wird in der Natur entstehen. Und wenn die Datei mit den nächsten Manuskriptseiten gespeichert und der Laptop zugeklappt wird, greife ich zu einem Buch. Ehrlich gesagt, habe ich es mittlerweile satt, Krimis zu lesen – vermutlich eine Berufskrankheit. Verstehen Sie mich nicht falsch – meine eigenen Bücher schreiben macht mir Riesenspaß, aber ich brauche die Abwechslung, um kreativ zu bleiben.

2022 habe mit einem gewaltigen Leseprojekt begonnen und mir vorgenommen, die Hardcover-Silberbände der Science-Fiction-Reihe Perry Rhodan zu lesen. Es sind über 100 Bände mit je 400 Seiten. Ein Projekt, an dem ich Jahre lesen werde. Für den Sommer habe ich mir vorgenommen, bis Band 20 zu kommen – in die Tiefen des Weltalls eintauchen, neue Sternenreiche erkunden, Planeten besiedeln und fremde Völker kennenlernen, das alles auf einer Liege am Ufer des Sees.

Andreas Gruber, geb. 1968 in Wien, lebt als Autor in NÖ. Von seiner "Todes"-Reihe erschien 2022 der siebente Teil. Seine vielfach ausgezeichneten Thriller wurden mehrfach übersetzt und haben sich Millionen Mal verkauft.


Mit der Queen übers Meer

Alex Beer

Alex Beer, "Der letzte Tod". 20,60 Euro / 384 Seiten. Limes, 2021
Cover: blanvalet Verlag

Mein Sommer wird zweigeteilt sein. Weil ich im Herbst ein neues Buch herausbringe und auf Buchmessen und Festivals sein werde, heißt es im Sommer, viel Zeit an der Tastatur zu verbringen. Wenn es in der Wohnung mitten in der Stadt zu heiß wird, übersiedele ich samt Laptop und Notizbüchern gern in die Nationalbibliothek am Wiener Heldenplatz. Dort ist es angenehm kühl.

Weiters gibt es dort, abgesehen vom Ausblick, kaum Ablenkung, weswegen ich mich an diesem Ort auf meine Geschichten konzentrieren kann. In dem altehrwürdigen Gebäude werde ich an meinen beiden Krimiserien weiterschreiben – am sechsten Teil der Reihe rund um Kriminalinspektor August Emmerich im Wien der 1920er-Jahre und an der neuen Felix-Blom-Reihe, die im späten 19. Jahrhundert in Berlin angesiedelt ist, einer Stadt, in der ich längere Zeit gelebt habe und die mir sehr ans Herz gewachsen ist.

Mit dem Wort Urlaub tue ich mir schwer, weil meine Arbeit immer in meinem Kopf herumspukt. Ich erfülle mir in diesem Sommer allerdings einen Traum, ich werde mit der legendären Queen Mary 2 vom britischen Southampton nach New York schippern und somit eine Woche lang auf hoher See verbringen. Auf meiner Reise habe ich vor, nichts zu schreiben, sondern lediglich zu lesen, zu schlafen, tagtzuräumen, aufs Meer zu starren und Ausschau nach den ersten Möwen vor der Freiheitsstatue zu halten.

Daniela Lercher: "Ich werde eine Woche lang auf hoher See verbringen."
Foto: Pamela Russmann

Auf meiner Leseliste steht unter anderem der dicke Wälzer Das unendliche Meer – Die große Weltgeschichte der Ozeane von David Abulafia, das als Wissenschaftsbuch 2022 ausgezeichnet wurde. Ich habe bereits hineingeschmökert, um eine kleine Ahnung davon zu bekommen, worauf ich mich bei meinem Ritt über den Großen Teich einlasse, denn diese Schiffsreise bedeutet für mich eine Herausforderung. Vor allem, wenn der Transatlantikliner jene Stelle passiert, an der die Titanic gesunken ist.

Andere mögen bei der Queen Mary an Deck-Chairs, Captains-Dinner, Cary Grant, Marlene Dietrich oder den schlotternden Leo DiCaprio denken. Für mich allerdings ist das offene Meer ein unheimliches Mysterium. Sogar in Badeseen wage ich mich, wenn überhaupt, nur bis zu den Hüften ins Wasser. Man möge also meine Neugier darauf verstehen, wie nah ich mich an die Reling der Queen heranwagen werde. Wahrscheinlich Tag für Tag ein bisschen näher.

Daniela Larcher ist Autorin und veröffentlicht auch unter dem Pseudonym Alex Beer. Ihre Kriminalromane wurden bereits vielfach ausgezeichnet, etwa mit dem Österreichischen Krimipreis oder dem Leo-Perutz-Preis.

(ALBUM, 26.6.2022)