Vorerst darf der Betrieb keine weiteren Schweine unter dem AMA-Gütesiegel verkaufen.

Foto: Heribert Corn

Korneuburg – Im Bezirk Korneuburg ist laut einem Bericht des ORF Niederösterreich ein AMA-zertifizierter Schweinemastbetrieb wegen mutmaßlicher Missstände gesperrt worden. Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) hatte zuvor Anzeige erstattet und die Zustände in einer Aussendung als "katastrophal" bezeichnet. Die zuständige Landesabteilung Naturschutz und die Bezirkshauptmannschaft hätten Untersuchungen bestätigt, die Amtstierärztin sei an Ort und Stelle gewesen. Der VGT veröffentlichte auf Twitter ein Video mit Aufnahmen von verendeten Schweinen, die ihm zugespielt worden seien. Besonders aufgefallen sei, dass zahlreiche tote Tiere in verschiedenen Verwesungsstadien aufgefunden worden seien, berichtete VGT-Obmann Martin Balluch.

Man habe den Betrieb Donnerstagmittag gesperrt, erklärte die AMA laut ORF. Das bedeute, es dürften aktuell keine Tiere verkauft werden, die unter dem AMA-Gütesiegel laufen. Auch eine Kontrolle soll umgehend durchgeführt werden. Bei der bis dato letzten im Jahr 2020 sei der Betrieb in Ordnung gewesen.

AMA-Marketing-Geschäftsführer spricht von Einzelfall

Im Ö1-"Mittagsjournal" vom Freitag erklärte Michael Blass, Geschäftsführer der AMA-Marketing, bei dem Betrieb handle es sich um einen Einzelfall, von dem nicht auf die gesamte Schweinemast geschlossen werden dürfe. Hinter dem Vorfall in Niederösterreich stünden, wie bei einem ähnlichen Fall jüngst in Kärnten, "tragische persönliche Schicksale" und familiäre Veränderungen. Nicht rechtzeitig entdeckt worden seien die Missstände, da der Betrieb in Korneuburg als "Vorzeigebetrieb" gegolten habe und die Kontrollintervalle daher erweitert worden waren.

Schweinemastbetriebe würden in der Regel einmal pro Jahr kontrolliert – häufiger als in anderen Staaten der EU und häufiger, als es der Gesetzgeber in Österreich vorschreibe. Bei dem besagten Betrieb in Niederösterreich fand die letzte Kontrolle 2020 statt. Den Kontrollplan werde man jedenfalls nachschärfen, sagte Blass. Zudem habe die AMA zum Ziel, bis 2032 vollständig auf die umstrittenen Vollspaltenböden zu verzichten.

Betreiber will Vorwürfe "restlos aufklären"

Der Betreiber hat dem ORF zufolge mit einer schriftlichen Stellungnahme reagiert. Eine unangekündigte Kontrolle durch die Amtstierärztin sei bereits erfolgt, "wir konnten verordnete Maßnahmen unmittelbar umsetzen". Es seien keine toten Tiere vorgefunden worden. Gemeinsam mit dem Betreuungstierarzt und den zuständigen Behörden will der Betreiber die Vorwürfe "restlos aufklären".

"Tierwohlgipfel" mit Lebensmittelhändlern

Am Freitag lädt der für Tierschutz zuständige Minister Johannes Rauch (Grüne) Vertreter aus dem Lebensmittelhandel zu einem Tierwohlgipfel. Ziel ist eine Branchenvereinbarung für eine einheitliche Tierhaltungskennzeichnung. (APA, red, 24.6.2022)