Heike Makatsch (Ellen Berlinger), Sebastian Blomberg (Martin Rascher) im "Tatort" aus Freiburg.

Foto: ORF/ARD/SWR/Daniel Dornhöfer

Unfall oder Mord? Das ist die Frage, vor der die Kommissare Ellen Berlinger (Heike Makatsch) und Martin Rascher (Sebastian Blomberg) stehen, als eine Mainzer Villenbesitzerin tot in ihrem Wohnzimmer aufgefunden wird. Die bald 70-Jährige war Diabetikerin und starb an einem Insulinschock – doch diese Krankheit sah man ihr nicht an. Schlank, fit, geliftet, entsprach Bibiana Dubinski (Ulrike Krumbiegel) vielmehr dem Klischeebild der Best Agerin.

Ihre in etwa gleichaltrige Freundin Charlotte Mühlen (Michaela May) hat den Zahn der Zeit näher an sich herangelassen, aber ist soweit gesund – und darüber hinaus Alleinerbin des Nachlasses der Verschiedenen. Dass sie offenbar glücklich verliebt mit dem um 30 Jahre jüngeren und hübschen Tierkrematoriumsmitarbeiter Hannes Petzold (Klaus Steinbacher) zusammenlebt, weckt das Misstrauen der Kommissarin. Dass Petzold mit seiner kriminellen Vergangenheit und seinem angedeuteten Brutaloauftreten voll ins Bild des Erbschleichers passt, steigert die Vorbehalte fast zur Obsession.

Die Polizistin hält der Erbin eine Moralpredigt, die sich gewaschen hat und sämtliche Annahmen über dumme, naive alte Frauen enthält, die sich von einem Gigolo ins Bett und damit über den Tisch ziehen lassen. Das ist der Wahrheitsfindung in diesem recht spannenden und geschickt auf mehreren Zeitebenen inszenierten Mainzer Tatort zwar nicht wirklich förderlich – und Kommissarin Berlinger entschuldigt sich nachher auch. Doch es bestätigt, was auch schon frühere Krimis mit dem Ermittlerduo Berlinger/Rascher charakterisiert hat: Es wird mit Stereotypen gefuhrwerkt, die dann im Raum stehen bleiben. (Irene Brickner, 25.6.2022)