Trading-Apps machen es leicht, sich am Kapitalmarkt zu engagieren. Vor allem junge Menschen machen über diese Apps erste Schritte in der Veranlagung.

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Die Inflation ist im täglichen Leben angekommen. Aufgrund der Kombination aus hoher Teuerung und dem Nullzinsumfeld führt der Preisauftrieb zu einem Kaufkraftverlust. Wer diesen ausgleichen will, kommt an einer Veranlagung seines Geldes nicht vorbei. Davon profitieren auch Neobroker, die sich über steigende Nutzerzahlen freuen.

"Investieren ist das neue Sparen", sagt Oswald Salcher, Österreich-Chef von Trade Republic. Der 2015 in Deutschland gegründete Neobroker ist seit November 2020 in Österreich am Markt. Der Trend hin zur Veranlagung sei klar erkennbar. Laut Salcher sind es vor allem junge Leute zwischen 18 und 35 Jahren, die die App für Investitionen nutzen, darunter auch viele Frauen.

Weniger Geld, mehr Zeit

Auch die Corona-Pandemie hat hier das Feld aufbereitet. Viele Menschen hatten aufgrund von Kurzarbeit oder Geschäftsschließungen damals zwar weniger Geld zur Verfügung, dafür aber mehr Zeit, um sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Wer dem Kaufkraftverlust entkommen will, kommt an einer Veranlagung nicht vorbei, sagt Trade-Republic-Österreich-Chef Oswald Salcher.
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Hinzu kommt laut Salcher, dass Informationen über den Kapitalmarkt heute durch das Internet und sogenannte Finfluencer sehr leicht zugänglich sind. Neobroker wollen es ihren Kunden so einfach wie möglich machen, Geld in Finanzprodukte zu investieren. Bei Trade Republic soll das mit drei Klicks funktionieren und so einfach sein, wie eine Pizza zu bestellen. Diese Einfachheit und Schnelligkeit bringt den Apps auch immer wieder Kritik ein – die Salcher jedoch nicht gelten lässt. Nur weil ein System einfach zu bedienen sei, heiße das nicht, dass man Leute zum Zocken verleite. Bei jeder Investition müsse das langfristige Veranlagungsziel im Fokus stehen.

Mehr Sparpläne als Kunden

Freilich gebe es auch Anleger, die die derzeit hohe Volatilität ausnutzen, um den einen oder anderen Trade zu machen. Das Gros der Kunden setze aber auf Stabilität. So gebe es bei Trade Republic aktuell mehr abgeschlossene Sparpläne als Kunden. "Bei einem Sparplan können Kunden breit gestreut veranlagen und zudem den Cost-Average-Effekt nutzen", sagt Salcher. Investiert werden kann in einen Sparplan schon ab 20 Euro. Wer also laufend in einen Sparplan einzahlt, freut sich freilich über Kursgewinne. Sinken die Kurse, bekommt man für sein Geld im Verhältnis mehr Anteile und ist beim nächsten Anstieg stärker dabei.

Einen "Sell-off" aufgrund der Kursrückgänge in den vergangenen Wochen konnte Salcher bei den Anlegern nicht beobachten. Eine gestiegene Nervosität sei aber erkennbar. Dass sich eine Investitionsdisziplin jedoch lohne, zeige ein Blick in die Historie. Wer etwa in Aktien des deutschen Leitindex Dax gespart hat, konnte in den vergangenen 20 Jahren eine durchschnittliche Rendite von 8,6 Prozent pro Jahr (Kursanstieg und Dividende) erwirtschaften. Im schlechtesten Fall lag die jährliche Rendite bei 3,3 Prozent, im besten bei 15,2 Prozent.

Kryptos im Portfolio

In Deutschland bietet Trade Republic bereits ein Kryptoportfolio an. In Österreich soll dieses Angebot noch im Sommer starten. Trotz der aktuellen Verwerfungen bei Bitcoin und Co will Salcher auf diesen Bereich nicht verzichten. "Wir sehen Kryptowährungen als Assetklasse, mit der man diversifizieren kann." Nur weil es derzeit bei Kryptos turbulent zugehe, bedeute das nicht, dass man das Angebot verringern solle. An der Börse habe immer auch der Spruch gegolten: Wer nicht dabei ist, wenn der Kurs nach unten geht, ist auch beim Anstieg nicht dabei. Den einen richtigen Zeitpunkt für den Einstieg in den Kapitalmarkt gebe es ohnehin nicht. (Bettina Pfluger, 24.6.2022)