Eva Eder hängte ihren Job als Juristin in Wien an den Nagel und kaufte ein Hotel in Bad Hofgastein, das zugleich zum Wohnbereich für sie, ihre zwei Kater und Hündin Poldi geworden ist.

"Im Frühling 2018 hat mich auf dem Weg ins Büro eine Frage wie der Blitz getroffen: ‚Das willst du jetzt noch 18 Jahre lang machen?‘ Wollte ich nicht. Also hab ich mit knapp 50 meine Juristenkarriere in Wien an den Nagel gehängt, meine 130-Quadratmeter-Dachterrassenwohnung im Servitenviertel verkauft und das Geld in ein abgerocktes Hotel im Herzen von Bad Hofgastein gesteckt.

Neo-Hotelière Eva Eder mit Kater Ruppi und Fund-Hündin Poldi in ihrer Bibliothek.
Foto: Manuel Marktl

Mit einer Freundin, die selbst ein Hotel in Gastein betreibt, haben wir 2020 wesentliche Teile des Hotels völlig erneuert und einen Zimmertrakt dazugebaut. Wir haben so ziemlich alles neu aufgestellt und unser Hotel Blü im Mai 2021 eröffnet. Ich wohne im Hotel und liebe es. Mein Privatbereich reduziert sich im Moment auf ein 30 Quadratmeter großes Zimmer plus Bad und Terrasse im ersten Stock. Die Wohnsituation ist an mein Leben angepasst, eigentlich lebe ich im ganzen Hotel: gehe an Randzeiten in die Sauna, sonne mich im Dachgarten, esse im Restaurant und lese Zeitung in der Bibliothek.

Apropos: Die Bibliothek liegt direkt über der Hotelbar. Hier waren ursprünglich zwei Gästezimmer, aber wir haben während des Baus beschlossen, die Zores mit den Lärmbeschwerden auszulassen und stattdessen einen zusätzlichen Aufenthaltsbereich für unsere Gäste zu schaffen. Bloß für die Einrichtung dieses Bereichs hatten wir nicht mehr wirklich ein Budget. So kam uns die Idee, meine Möbel aus Wien nicht einzulagern, sondern im Hotel zu verteilen. In der Bibliothek stehen jetzt mein Sofa, meine Fauteuils, mein alter Bauernkasten und meine Bücher, im Schreibzimmer daneben mein Schreibtisch. An den Wänden im ganzen Haus hängt Kunst, die ich mein Leben lang gesammelt habe.

Die private Wohnfläche beschränkt sich derzeit auf 30 Quadratmeter: "Eigentlich lebe ich im ganzen Hotel", sagt Eva Eder.
Foto: Manuel Marktl

Ich habe überhaupt kein Problem damit, dass meine Sachen jetzt allen Gästen zur Verfügung stehen. Ich häng schon an ihnen. Aber so hab ich sie nahe bei mir und kann weiter mit meinen Sachen leben, wenn auch in einem anderen Setting.

Was mir wehtut, ist, wenn ich sehe, dass die Buchreihen im Regal schief liegen, weil ich daran merke, dass Bücher weggenommen wurden. Aber dafür kommen wieder Bücher dazu. Letztendlich sind es nur Dinge.

Die Wiener Wohnung geht Eva Eder in Bad Hofgastein nicht ab.
Foto: Manuel Marktl

In meinem Zimmer wohne ich mit meinen beiden Katern Ruppi und Anton, die schon aus Wien mit mir übersiedelt sind, und mit der Poldi, einer Fundhündin aus Serbien. Noch bevor wir mit den Bauarbeiten starteten, habe ich sie adoptiert. Ich wollte immer einen Hund, aber in Wien war mir das nicht möglich. Freundinnen haben mir damals einen Hund aus Stein geschenkt, jetzt steht er vor der Hoteltüre, und alle Kinder busseln ihn ab.

Die vielen Schuhe müssen heute alle bequem sein.
Foto: Manuel Marktl

Wie man sieht, habe ich viele Schuhe. Früher waren das unterschiedliche Modelle, heute sind es nur noch Sneakers. Sie müssen bequem sein. Den größten Teil der Kleiderkästen belagern die Kater. Was soll ich machen, wenn sie so gern drinnen liegen! Sie haben es sich ja auch verdient, weil sie viel beengter wohnen müssen als früher in Wien. Nur Ruppi geht jeden Tag mit mir ins Büro gleich neben der Bibliothek.

Mein Wohnstil? Früher hatte ich eine völlig weiße Wohnung: Epoxyboden, Wände, Türen, Sauna, Möbel, alles weiß. Im Hotel ist es hingegen bunt mit viel Holz. Das bin beides ich. Was gleich bleibt, ist: Ich liebe schöne Dinge. Und für mich gilt der Bauhaus-Grundsatz ‚Form follows function‘ unbedingt. Viele Dinge sind mir quasi zugeflogen. Sie müssen nicht teuer sein. Aber gewisse Sachen müssen echt sein. Ich will keinen Fake-Eames-Chair. Der muss dann schon von Vitra sein.

Irgendwann wünscht sich Eva Eder für sich und ihre Haustiere wieder mehr Platz.
Foto: Manuel Marktl

Meine Wiener Wohnung geht mir nicht ab. Ich hab bisher schon alle zehn Jahre die Wohnung oder die Stadt gewechselt. Wien selbst fehlt mir natürlich manchmal, zum Beispiel, wenn ich höre, dass die Salomé gleichzeitig im Theater an der Wien und an der Staatsoper aufgeführt wird, und ich nicht hinkann, weil das Hotel voll ist. Aber bereut habe ich meinen Schritt noch nie! Im Gegenteil: Ich war noch nie so frei wie jetzt.

Irgendwann werde ich mir sicher wieder einen eigenen Wohnbereich außerhalb des Hotels schaffen, eine Wohnung mit Terrasse oder ein Haus mit Garten. Im Idealfall wäre das dann ein Haus im Bauhaus-Stil mit offenen Fensterfronten und überdachten Außenbereichen und Ausblick und Luft. Und einem großen Schwimmteich im Garten für Poldi!" (Franziska Zoidl, 27.6.2022)