FDM-Drucker wie der Kobra Plus tragen Plastik Schicht für Schicht auf das Modell auf.

Foto: Der Standard/Stefan Mey

3D-Druck ist ein faszinierendes Hobby, bei dem man so manch kreativen Gedanken in ein physisches Objekt verwandeln kann – unter anderem haben wir an dieser Stelle im Dezember gezeigt, wie sich rasch noch Last-Minute-Weihnachtsdeko gestalten und anschließend ausdrucken lässt. Wo Licht ist, da ist allerdings auch Schatten: Komplexere Projekte erfordern intensive Detailplanung und passen diverse Einstellungen am Gerät nicht, so kann dieses beschädigt werden und somit ein entsprechendes Loch ins Zeit- und Finanzbudget reißen. Der häufigste Irrtum rund um 3D-Druck ist, dass man sich dadurch Zeit und Geld spart. Aber die Technologien entwickeln sich immer weiter, werden nutzerfreundlicher – und erleichtern somit Laien zunehmend den Einstieg in die Szene.

Einer dieser neuen Drucker ist der Kobra Plus des chinesischen Herstellers Anycubic. Er lässt sich einfach zusammenbauen und bringt gegenüber früheren Geräten diverse Erleichterungen in der Bedienung mit sich. Er kostet laut Herstellerwebsite 499 Dollar und reiht sich somit sowohl preislich als auch in puncto Volumen zwischen den kleineren Kobra (299 Dollar) und den größeren Kobra Max (569 Dollar) ein. Der STANDARD hat das Gerät aufgebaut und getestet.

In einer Stunde betriebsbereit

Nachdem das Paket aus Fernost eingetroffen ist, wird ausgepackt. Die einzelnen Teile sind stoßfest gepolstert, und neben dem eigentlichen 3D-Drucker werden auch diverse Zusatzteile geliefert. So findet sich in der Box eine kleine Ladung an Filament ebenso wie diverse Werkzeuge, die zum Zusammenbauen und für den Betrieb benötigt werden. Auch eine Ersatzdüse ist an Bord für den Fall, dass man die erste zerstört (was mir zum Beispiel bei einem früheren Modell passierte, weil ich unpassendes Material verwendete).

Die Teil des Kobra Plus müssen einfach zusammengeschraubt werden.
Foto: Der Standard/Stefan Mey

Ebenfalls freilich mit an Bord: ein Kabel zum Verbinden mit dem PC, ein Stromkabel und eine Micro-SD-Karte plus USB-Adapter, sodass diese in jeden Computer eingelegt und dort mit Modellen bespielt werden kann. Auf der Micro-SD-Karte finden sich außerdem die Einstellungen für den Slicer, eine Bedienungsanleitung und ein erstes 3D-Modell – aber mehr dazu später.

Diverse Werkzeuge sind im Lieferumfang enthalten.
Foto: Der Standard/Stefan Mey

Der Aufbau ist relativ einfach und wird anhand einer auf Papier mitgelieferten Anleitung sehr verständlich erklärt. Ich habe vom Unboxing bis zum ersten Druck circa eine Stunde gebraucht – wobei man dazu sagen muss, dass ein im Haushalt lebendes Kleinkind mir dabei "geholfen" hat und es dementsprechend länger dauerte. Wer konzentriert arbeiten kann, ist vermutlich auch in einer halben Stunde druckbereit.

Im Grunde muss lediglich der Rahmen auf das Grundgestell geschraubt werden, außerdem werden die Druckplatte, die Filamentspule und das Display montiert. Ein wenig mehr Konzentration erfordert noch das Montieren einzelner Kabel. Aber auch das ist zu schaffen.

Automatisches Leveling

Ein Krampf für Besitzer älterer Drucker ist das sogenannte Leveling, also das Anpassen des Abstands zwischen Düse und Druckplatte auf ein einheitliches Niveau. Ich selbst habe durch falsches Leveling schon Druckplatten komplett durchlöchert, ein Kollege hat bei seinem ersten Test wegen falschen Levelings schon kopflose Eulen produziert.

Beim Kauf eines neuen 3D-Druckers empfiehlt es sich daher, auf eine Funktion namens Auto-Leveling zu achten. Wie der Name schon suggeriert, führt das Gerät dabei das Leveling selbst durch. Im Fall des Kobra Plus wird dazu einfach ein entsprechender Menüpunkt ausgewählt, die Düse wird kurz von unten berührt, schon fährt der Druckkopf verschiedene Punkte auf dem Druckbett ab und tariert sich selbst aus. Nach wenigen Minuten ist der Prozess beendet, und dem Menschen wurde viel Stress erspart.

Ein paar Specs, die erwähnt werden sollten

Bevor wir nun über den eigentlichen Druckprozess sprechen, ist nun ein guter Zeitpunkt, um über diverse Spezifikationen des Kobra Plus zu sprechen. Es handelt sich dabei um einen sogenannten FDM-Drucker (Fused Deposition Modeling). Bei diesen 3D-Druckern wird hartes Plastik von einer Spule in einen Schlauch eingeführt und dort geschmolzen. Anschließend trägt eine Düse das geschmolzene Material Schicht für Schicht auf, um so das Modell zu drucken.

Der Kobra Plus kann Modelle bis zu einer Größe von 30 x 30 x 30 cm drucken, die Höhe einer Schicht kann dabei zwischen 0,05 und 0,3 Millimeter liegen – das ist ein wichtiger Wert, weil kleinere Schichten feinere Drucke ermöglichen, bei größeren Schichten der Druck aber deutlich schneller geht. Die Druckgeschwindigkeit kann zwischen 20 und 100 mm/s liegen, was sich ebenfalls auf Druckdauer und Qualität des Endprodukts auswirkt – empfohlen werden 80 mm/s.

Der schicke Druckkopf verleiht dem Kobra Plus seinen Namen.
Foto: Der Standard/Stefan Mey

Klassisch wird mit PLA gedruckt, ebenfalls kompatibel ist aber das härtere ABS, welches auch bei Legosteinen verwendet wird. Auch möglich: Drucken mit dem auflösbaren Material HIPS, mit dem elastischen TPU (etwa für Räder eines Modellautos) oder mit Wood PLA – ein mit kleinen Holzteilen vermengtes PLA, welches dementsprechend wie Holz anstatt wie Plastik aussieht. Ab dieser Stelle eine Warnung: Wer mit Wood PLA drucken möchte, braucht eine Düse mit größerem Durchmesser als die mitgelieferte (0,4 Millimeter). Hier wäre es nett gewesen, wenn Anycubic als Ersatzteil gleich eine 0,6-Millimeter-Düse mitgeliefert hätte.

In puncto Design sei schließlich noch erwähnt, dass der Druckkopf per se recht schick aussieht – das Schlangendesign lässt keinen Zweifel daran, woher das Gerät seinen Namen hat. Außerdem befindet sich im Druckkopf eine Lampe, die den Druck bei Dunkelheit beleuchtet, im Menü kann man sie auf Wunsch ausschalten. Praktisch ist außerdem eine kleine Lade an der Vorderseite des Geräts, in der diverse Werkzeuge verstaut werden können, die im täglichen Gebrauch benötigt werden.

Praktisch: eine kleine Lade für Werkezeug an der Vorderseite des Geräts.
Foto: Der Standard/Stefan Mey

Der erste Druck – ein leises Surren

Nun stellt sich natürlich die Frage: Wie sieht es mit der Druckqualität aus? Um dies herauszufinden, habe ich zuerst das von Anybubic mitgelieferte Modell einer Eule ausgedruckt. Als Material kam dabei standesgemäß ein goldenes Silk-PLA zum Einsatz, das nicht standardmäßig mitgeliefert wird, mir von Anycubic aber freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurde.

Das Drucken per se ist noch einfacher als der Aufbau des Geräts. Zuerst wird das gewünschte Filament über "Filament In"-Funktion in den Schlauch eingezogen, anschließend kann im übersichtlichen Menü das gewünschte Modell ausgewählt und gedruckt werden.

Auffällig ist dabei, wie leise der Kobra Plus arbeitet. Direkt neben dem Druckkopf habe ich per Handy-App eine Lautstärke zwischen 40 und 50 dB gemessen – wobei derart dilettantisch ermittelte Werte freilich nur einen Richtwert darstellen. Fakt ist: Während man andere 3D-Drucker durch die gesamte Wohnung hört, surrt dieser flüsterleise vor sich hin.

Leichte Fehler und ein unnützer Schaber

Das Endprodukt kann sich sehen lassen, die von sonstigen 3D-Drucken üblichen Linien sind hier nicht zu erkennen – was aber wiederum auch an der Qualität des hochwertigen Silk-PLAs liegen könnte. Leichte Unregelmäßigkeiten gibt es nur auf dem Kopf der Eule, diese fallen aber kaum auf.

Das Anycubic-Standardmodell: die Eule.
Foto: Der Standard/Stefan Mey

Einen weiteren leichten Minuspunkt gibt es allerdings beim Loslösen des Drucks von der Druckplatte. Denn hier kommt der Schaber zum Einsatz, um den Druck von der Fläche herunterzuhobeln. Leider ist der mitgelieferte Plastikschaber aber nicht fein genug, weshalb er nicht zwischen Plastik und Glasplatte gelangt. Das ist halb so wild, weil sich dies mit einem einfachen Spachtel aus dem Baumarkt lösen lässt – aber erwähnt sollte es werden.

Der Umgang mit dem Slicer: Wo ist das Cura-Profil?

Doch wie bringt man nun eigene Modelle auf den 3D-Drucker? Hier kommt ein sogenannter Slicer zum Einsatz, der die selbstgestalteten oder von Plattformen wie Thingiverse heruntergeladenen Objekte für den Druck vorbereitet. So werden zum Beispiel die Größe des Objekts, die Höhe der Schichten und die Druckgeschwindigkeit eingestellt. Anschließend wird die entsprechende Datei auf die Micro-SD-Karte kopiert. Beim STANDARD verwenden wir für diesen Zweck gerne Ultimaker Cura.

Ein Wermutstropfen beim Kobra Plus ist, dass es (noch) kein eigenes Druckerprofil für Cura gibt, welches dem Programm die Spezifikationen mitteilt. Die entsprechenden Einstellungen müssen also händisch vorgenommen werden – was aber halb so wild ist, weil Anycubic eine äußerst verständliche Anleitung in englischer Sprache mitliefert.

Ein Druck mit mehr Detail: leichtes Stringing

Nach Einrichten des Druckers in Cura habe ich mir auf Thingiverse ein neues Objekt gesucht, das ich ausdrucken kann. Die Wahl fiel dabei auf eine 5 cm hohe Statue des hinduistischen Gottes Ganesha, da diese recht viele kleinteilige Details bot.

Diese Figur ist äußerst detailreich.
Foto: Der Standard/Stefan Mey

Und tatsächlich ist der Druck mit der empfohlenen Layerhöhe von 0,1 Millimeter recht gelungen. Diverse Details sind gut herausgearbeitet. Lediglich auf dem Rücken ist ein leichtes "Stringing" erkennbar: Darunter versteht man, dass Drucke nicht sauber sind, sondern leichte Fäden ziehen – dies geschieht meistens bei Überhängen, wenn der Drucker quasi in die Luft hineindrucken muss. Mit einer Feile oder einem feinen Schmirgelpapier lässt sich dieses Problem aber im Nachhinein beheben.

Leicht Probleme mit Stringing – hier hätten wir im Slicer einen Support einbauen sollen.
Foto: Der Standard/Stefan Mey

Ein großer Druck: Für und Wider der Stromunterbrechung

Aber, hey: Ich habe ein Druckbett, das 30 mal 30 mal 35 Zentimeter misst – warum sollte ich also nur kleine Figuren drucken? Zum Testen eines größeren Drucks entschied ich mich für das Modell eines sitzenden Akita-Hundes, das ich im Slicer auf eine Höhe von zwanzig Zentimetern hochskalierte.

Um Druckzeit zu sparen, habe ich das Modell ausgehöhlt, indem ich den Infill (die definierte Menge an Plastik, die sich im Objekt befinden soll) auf null Prozent gestellt habe. Zudem habe ich "Support" hinzugefügt, um das zuvor erwähnte Problem des Stringings zu vermeiden: Dabei handelt es sich um Säulen, auf die der Drucker das Modell draufdruckt, sodass das Plastik nicht in der Luft hängen bleibt. Diese Hilfssäulen werden nach Abschluss des Drucks händisch entfernt.

Zehn Stunden Druckzeit – für ein Modell, das so hohl ist wie ein Schoko-Nikolo.
Foto: Der Standard/Stefan Mey

Letzten Endes wurde zehn Stunden lang gedruckt. Während dieser relativ langen Druckzeit konnte ich unfreiwillig eine weitere Funktion des Kobra Plus testen. Denn während des Drucks flog eine Sicherung raus – was aber nicht die Schuld von Anycubic ist, sondern daran liegt, dass ich in einer recht alten Immobilie lebe. Solche Unterbrechungen sind aber zum Glück ein kleines Problem: Denn wird der Drucker nach der Unterbrechung wieder gestartet, so fragt er, ob er den Druck an der vorherigen Stelle fortführen soll – und tut dies dann auch.

Das hat auch den Vorteil, dass man die Stromzufuhr mutwillig unterbrechen kann, wenn man etwa während eines längeren Drucks die Wohnung verlassen muss und das auf bis zu 260 Grad aufgeheizte Gerät nicht allein lassen will. Einen Nachteil gibt es aber auch: Die Stellen an den Unterbrechungen sind als horizontale Linien leicht sichtbar, und das während der Unterbrechung ausgeronnene heiße Plastik macht sich in Form eines hässlichen Knubbels bemerkbar – auch hier ist es wohl ratsam, in der Postproduktion Feile und Schmirgelpapier anzusetzen.

Die Folgen des Stromausfalls: horizontale Linien und kleine Knubbel.
Foto: Der Standard/Stefan Mey

In Summe kann man mit dem Druck allerdings äußerst zufrieden sein: Auch hier halten sich die sichtbaren Layerspuren deutlich in Grenzen, das Modell ist trotz der Aushöhlung stabil, und mithilfe eines scharfen Messers (nicht im Lieferumfang enthalten) ließen sich die Support-Stützen gut entfernen. Und das goldene Silk-PLA reflektiert einfach wunderschön im Sonnenlicht.

Das fertige Objekt sieht im Sonnenlicht klasse aus.
Foto: Der Standard/Stefan Mey

Fazit: einfacher Einstieg mit Abstrichen

Geräte wie der Kobra Plus erklären dem Konjunktiv den Krieg: Ein "Hätte", "Würde" und "Täte" sollte es hier eigentlich nicht mehr geben. Der Aufbau ist kinderleicht, das automatische Levelling nimmt dem Laien eine wichtige Hürde ab, und im Alltag lässt sich das Gerät einfach bedienen. Der Preis ist im Fall der Kobra-Geräte ebenfalls einsteigerfreundlich, und bei den unterschiedlichen Größen kann man sich leicht an den räumlichen Möglichkeiten der eigenen Immobilie orientieren. Der leise Betrieb ist ein Segen für jede kleine Wohnung.

Ja, gewiss: Eine Wood-PLA-taugliche Ersatzdüse wäre toll, ebenso wie ein funktionierender Schaber. Und auch das Einrichten des Cura-Profils ist eine lästige Tätigkeit – aber eine einmalige, die durch die verständliche Anleitung gut abgefangen wird. Das alles sind also bloß Kleinigkeiten. Und keine Entschuldigung dafür, sich nicht endlich selbst mit diesem Thema zu beschäftigen. (Stefan Mey, 26.6.2022)

Hinweis im Sinne der Leitlinien: Das Testgerät wurde von Anycubic zur Verfügung gestellt.