Wie man die galoppierende Inflation zähmt, welche Unterstützung die Ukraine braucht, was die Streiks bei der Eisenbahn bedeuten – alles wichtige Fragen, zweifellos. Die Titelseiten der Londoner Zeitungen aber widmeten sich am Freitag jenem Thema, über das "Daily Mail" zufolge "die ganze Welt" grübelt: "Warum trennen sich Murdoch und Jerry?"

Noch bleibt vieles im Dunkeln – nicht zuletzt haben weder die Schauspielerin Jerry Hall (65) noch der legendäre Medienzar Rupert Murdoch (91) ihre bevorstehende Scheidung bisher bestätigt. Vielleicht wollen sie zur Lektüre der Kleinanzeigen in der Londoner "Times" anregen. Dort nämlich hatte das glamouröse Paar mit dem Altersunterschied eines Vierteljahrhunderts im Januar 2016 verstohlen seine "Verlobung" mitgeteilt. Damals war, wie sich der "Daily Telegraph" nostalgisch erinnert, "die ganze Welt erstaunt" – und die Klatschgazetten entzückt. Zumal der verliebte Bräutigam später Twitter anvertraute, er fühle sich wie "der glücklichste Mann auf der Welt".

Patchwork

Nun also Murdochs vierte, Halls zweite Scheidung? Man darf gespannt sein, wer sich an diesem Wochenende zur Londoner Hochzeit von Ruperts Enkelin Charlotte Freud einfindet. Glänzen Hall, ihre vier Kinder und Freunde wie Rock-Oldies Bob Geldof oder Bill Wyman durch Abwesenheit wie schon zu Wochenbeginn bei Murdochs legendärer Sommerparty in der Serpentine Gallery, dürfte das Ende der Rupert-&-Jerry-Show besiegelt sein.

Das junge Paar bei der Hochzeit im Jahr 2016.
Foto: Reuters/Nicholls

Bestätigt fühlen dürfen sich all jene Skeptiker, die der Liaison von Anfang an keine lange Zukunft prophezeiten. Immerhin brachten beide Parteien reichlich Erfahrung mit in die neue Beziehung, nicht zuletzt zehn Kinder aus vier verschiedenen Ehen. Die Sprösslinge des sechsfachen Vaters Murdoch von der Geschäftsfrau Prudence, 63-jährige Tochter aus erster Ehe, bis zur 19-jährigen Stanford-Studentin Chloe machten ebenso gute Miene zum frischen Liebesspiel wie Halls Nachwuchs (heute 38 bis 24 Jahre alt) aus ihrer langjährigen Beziehung mit dem legendären Rolling-Stones-Sänger Mick Jagger.

Eine Patchwork-Familie im allermodernsten Sinn also, und lange sah es so aus, als würde die Sache gutgehen, befördert gewiss von der einen oder anderen Million aus Ruperts solide 16,3 Milliarden Euro umfassenden Vermögen. Damit finanzierte das Paar nicht nur ein schönes Herrenhaus in der lieblichen Grafschaft Oxford, sondern erst im vergangenen Dezember auch eine gewaltige, immerhin 266 Millionen Euro teure Ranch im US-Bundesstaat Montana.

Freunde "überrascht"

Einen Einschnitt, so haben es die "überraschten" Freunde des Paares anonym den Gazetten anvertraut, habe wohl die Corona-Pandemie dargestellt: Im Lockdown hätten Hall und Murdoch mehr Zeit miteinander verbracht als zuvor, mit nicht unbedingt erfreulichen Folgen. Dem Fitnessfanatiker seien die Zigaretten und gelegentlichen Drinks seiner Frau zunehmend ein Dorn im Auge gewesen; Hall habe sich am ungebrochenen Arbeitseifer des legendären Workaholics gestört.

Zusätzlich sei Frau Hall seit längerem das ewige Gerangel der älteren Murdoch-Kinder um die Nachfolge in dessen Medien-Imperium auf die Nerven gegangen sein – Vorbild der Sky-Atlantic-Serie "Succession" mit Brian Cox in der Rolle des Familienpatriarchen. Deren Riesenerfolg bestätigt eine alte Prophezeiung des gelernten Journalisten: Englands Nationaldichter William Shakespeare würde "heute für TV-Serien wie 'Dallas'" schreiben – so hat Murdoch einst den vulgären Ton seiner Boulevardblätter, allen voran die mittlerweile eingestellte Bumspostille "News of the World" und die Tageszeitung "The Sun", gerechtfertigt.

Schon macht sich die ganze Welt, na ja: die berühmte britische Satire-Sendung "Have I got news for you", Gedanken über die Aufteilung des beträchtlichen Vermögens. Halls Anwälte hätten gern "das Haus und das Auto", hieß es auf Twitter. Hingegen wolle Murdoch vor allem "den Hund" sowie seinen Einfluss "auf mehrere Regierungen" behalten. (Sebastian Borger aus London, 24.6.2022)