Die Musikwiedergabe lässt sich auf den WH-1000XM5 auf vielfältige Weise steuern.

Foto: Sony

Sony hat in der jüngsten Vergangenheit einige neue Kopfhörer auf den Markt gebracht – von den Highend-in-Ear-Kopfhörern WF-1000X M4 über die günstigen Massenmarktkopfhörer WF-C500 bis zu den Linkbuds, die bewusst kein Nose Canceling bieten, sondern Umgebungsgeräusche neben der Musik ins Ohr lassen. Mit den WH-1000XM5 haben nun auch Sonys Over-Ear-Kopfhörer im gehobenen Preissegment ein Update erhalten. Der STANDARD hat die Kopfhörer getestet.

Was ist in der Verpackung?

Die WH-1000XM5 werden in einer Verpackung transportiert, die auf der Vorder- und Rückseite hart, an den Seiten weich ist. Die Kopfhörer sind darin auch für den Transport über längere Strecken sicher aufbewahrt, das Gesamtpaket passt trotz der erheblichen Größe noch immer gemeinsam mit einem Laptop und Ladegerät in jeden größeren Rucksack.

Zwei Kabel sind mit an Bord.
Foto: Der Standard/Stefan Mey

Im Inneren des Cases befinden sich unter einer Klappe die Kabel, die mit dem Kopfhörer mit geliefert werden. Konkret handelt es sich dabei erstens um ein Ladekabel – die Kopfhörer verfügen über einen USB-C-Anschluss –, das mit einer Länge von 22,5 Zentimetern aber recht kurz geraten ist. Zweitens ist ein Kabel mit zwei kleinen Klinkenanschlüssen an Bord: Denn ja, den Bluetooth-Kopfhörer kann man auch ganz oldschool per Kabel an x-beliebige Geräte anschließen, sofern diese einen entsprechenden Anschluss haben.

Im Gegensatz zum Vorgänger wird kein Adapter für die Kopfhörer-Anschlüsse im Flugzeug mitgeliefert – was aber im Jahr 2022 aber ohnehin schon nahezu antiquarisch gewirkt hätte.

Schick und komfortabel

Wie bereits erwähnt, sind der standardmäßige USB-C-Anschluss und die kleine Klinke lobenswerte Features. Und auch ansonsten müssen sich die WH-1000XM5 in puncto Design nicht verstecken. Das einfärbige, schlichte Design ist schick, die Hörer lassen sich teleskopartig ausfahren und seitlich drehen, um sie im Case zu verstauen – kippen, wie beim Vorgänger, kann man sie nicht.

Mit dem schlichten Design sehen die WH-1000XM5 recht schick aus.
Foto: Der Standard/Stefan Mey

Insgesamt sitzen die Kopfhörer sehr angenehm auf dem Kopf – auch bei Brillenträgern – und lassen sich stundenlang problemlos tragen. Freilich kann es im Hochsommer etwas heiß unter den Ohren werden, und unterwegs ist das Wechseln der FFP2-Maske deutlich aufwendiger als mit In-Ear-Kopfhörern. Aber das liegt ja in der Natur dieser Produktkategorie und ist kein reines Sony-Thema.

Noise Canceling

Die WH-1000XM5 werden über die gleiche App gesteuert wie alle anderen modernen Sony-Kopfhörer. Hier können diverse Einstellungen vorgenommen, der Akkustand der Kopfhörer nachgesehen und auch das Noise-Canceling gesteuert werden – dieses lässt sich auf Wunsch auch mit einem Hardwarebutton an den Kopfhörern ein- oder ausschalten.

Im Test konnte zwar ein Noise-Canceling festgestellt werden, dieses war jedoch bei ausgeschalteter Musik deutlich schwächer als bei preislich vergleichbaren In-Ear-Kopfhörern – seien es Apples aktuelle Airpods Pro oder Sonys eigene WF-1000X M4. So konnte ich beim Spazieren trotz aktivierten Noise-Cancelings vorbeifahrende Autos und beim Fahren mit der U-Bahn das Rattern der Wagons hören.

Der Sound der Musik

Das ändert sich, wenn die Musikwiedergabe aktiviert wird. Die WH-1000XM5 sind in der Ausgabe deutlich lauter als diverse In-Ear-Geräte und schirmen so mithilfe etwa von Rammstein gut von der Umwelt ab. Der Klang ist dabei sehr sauber, die Bässe kommen ebenfalls sehr klar rüber, wirken weder übersteuert noch zu leise – was alles andere als selbstverständlich ist. Das Panning ist sehr weit, was dem Hörerlebnis durch ein entsprechendes Raumerlebnis eine angenehme Qualität verleiht. Das gilt nicht nur für Musik, sondern auch zum Beispiel für Filme und Gaming.

Zwecks Transport lassen sich die Kopfhörer in eine flache Lage drehen.
Foto: Der Standard/Stefan Mey

Ist man mit den Standardeinstellungen nicht zufrieden, so kann der Klang mithilfe des Equalizers in der App adaptiert werden: Die Einstellung "Hell" schraubt die Höhen hoch, "Sanft" reduziert sie, wodurch der Bass stärker in den Vordergrund rückt. "Vokal", dem Namen nach eher für Gesprochenes, hebt die Tiefen an, "Sprache" ebenfalls. Auch "Bass Boost" und "Treble Boost" machen, was der Name verspricht. Und wer überhaupt den eigenen Geschmack ausleben möchte, kann auch manuelle Einstellungen am Equalizer vornehmen.

Äußerst klar ist der Ton übrigens auch in die andere Richtung, also bei Telefonaten und Videokonferenzen: In diversen Calls mit MS Teams konnten mich die Gesprächspartner einwandfrei verstehen.

Tippen, Räuspern und eine Assistentin

Es gibt diverse Wege, die Wiedergabe von Musik und Podcasts über die WH-1000XM5 zu steuern. Eine einfache Möglichkeit ist etwa, durch Tippen auf die Seiten die Wiedergabe zu pausieren und wieder zu starten.

Praktisch ist auch die Funktion, dass die Wiedergabe automatisch pausiert, sobald die Kopfhörer abgesetzt werden – wobei dies auch zu unerwünschten Unterbrechungen der Wiedergabe führt, wenn man die FFP2-Maske unter den Hörern durch zu fummeln versucht.

Geladen wird via Micro-USB, verbunden wird wahlweise über Bluetooth oder Kabel.
Foto: Der Standard/Stefan Mey

Ebenfalls mit gemischten Gefühlen zu betrachten: Die Funktion "Speak to chat", welche die Wiedergabe pausiert, sobald der Träger des Kopfhörers zu sprechen beginnt und sie später wieder automatisch startet, wenn das Gespräch beendet ist. Im Test hielten Green Day brav den Mund, während ich mit meiner Frau redete. Schade nur, dass auch gelegentliches Räuspern als Sprechen erkannt wird und somit ungewollt die Musikwiedergabe unterbricht.

Zudem unterstützen die WH-1000XM5 den Smart Assistant von Google und Amazons Alexa – wobei der erstgenannte Assistant auf dem iPhone nicht über Sonys Kopfhörer genutzt werden konnte, weil die drei Konzerne hier gemeinsam auf keinen grünen Zweig kamen. Apple-Fans sind also auf Alexa angewiesen, mit all ihren Vor- und Nachteilen.

Langlebe-Akku

Die Akkulaufzeit der WH-1000XM5 wird von Sony mit bis zu 30 Stunden angegeben. In der Praxis bedeutet das, dass ich die Kopfhörer mehrere Tage am Stück verwenden konnte, ohne sie aufladen zu müssen. Einmal ging sich sogar beim Pendeln mit nur einem Prozent Akku eine halbe Folge des Ö1-"Morgenjournals" aus.

Ist der Akku doch mal leer und die Zeit knapp, so lässt sich das Gerät äußerst schnell laden: Im Test lag die Kapazität nach nur zehn Minuten Laden bei 24 Prozent, was wieder eine entsprechend lange Nutzung ermöglicht.

Fazit

Die WH-1000XM5 sind derzeit meine erste Wahl, wenn es um die Nutzung in den eigenen vier Wänden geht. Dank Klinkenanschluss kann ich sie auch schnell mit dem PC oder der Spielekonsole verbinden, auch als Brillenträger kann ich sie stundenlang schmerzfrei tragen – und die Soundqualität stellt diverse In-Ear-Kopfhörer auf jeden Fall in den Schatten.

Doch apropos Schatten: Wo Licht ist, da ist auch ein solcher. Und so sind die WH-1000XM5 schlichtweg zu groß und klobig, um sie auf der Straße zu tragen, im Sommer können sie im Sonnenlicht schon mal recht warm werden, und schließlich vertragen sich In-Ear-Kopfhörer mit FFP2-Masken schlichtweg besser als ihre großen Brüder.

Ach, und dann wäre da noch eine Bitte: Es wäre schon nett, wenn Google, Apple und Sony sich einigen könnten, dass die Verwendung des Assistant auf jedem Gerät möglich sein sollte. Mich interessiert dabei nicht, wer von euch Kindern mit dem Streit angefangen kann – ich will, dass ihr euch entschuldigt und wieder vertragt. Das kann ja wohl nicht so schwer sein. (Stefan Mey, 25.6.2022)

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Das Testgerät wurde von Sony zur Verfügung gestellt.