Bitpanda-Gründer Eric Demuth hat schlechte Nachrichten für seine Firma.

Foto: Regine Hendrich / STANDARD

Der Krypto-Winter ist da: Auf Jahre des schier ungebremsten Höhenflugs folgte in den vergangenen Wochen ein geradezu brutaler Absturz in der Welt der Kryptowährungen. Einer, von dem sich die Branche wohl nicht so schnell erholen wird, davon scheinen jedenfalls viele Beteiligte überzeugt zu sein. Immerhin regnete es in den vergangenen Wochen geradezu schlechte Nachrichten von großen Firmen in diesem Bereich, und dabei bildet nun auch ein österreichisches Vorzeige-Start-up keine Ausnahme.

Rauswurf

In einem offenen Brief kündigt die in Wien angesiedelte Kryptobörse Bitpanda an, dass rund ein Viertel aller Angestellten gekündigt wird. Habe man derzeit mehr als 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an mehr als zehn Standorten in der EU, sollen es künftig "nur" mehr 730 sein, betonen die Firmengründer Eric Demuth, Paul Klanschek und Christian Trummer.

Die Begründung ist dabei nicht ganz überraschend: Das Unternehmen müsse sich für die Zukunft rüsten. Man wisse zwar, dass die Marktstimmung zyklisch sei, wann es wieder aufwärts geht, könne derzeit aber niemand mit Sicherheit sagen. Entsprechend müsse man sich neu organisieren, um die langfristige finanzielle Sicherheit des Unternehmens zu garantieren.

Fehler

Dabei gesteht man auch ein, Fehler gemacht zu haben. Im Bestreben, mit dem boomenden Gesamtmarkt mitzuhalten, sei man zu schnell gewachsen. Das habe wiederum dazu geführt, dass es zunehmend schwieriger wurde, neue Angestellte optimal zu integrieren. Entsprechend habe das Wachstum das eigene Unternehmen irgendwann nicht mehr effektiver gemacht.

Langfristig geben sich die Bitpanda-Chefs jedenfalls hoffnungsfroh: Dies sei nicht der erste Krypto-Winter, den man erlebt habe, und nach der Reorganisation werden man auch aus diesem wieder gestärkt hervorgehen.

Vor wenigen Tagen klang das noch etwas anders: Auf eine Rundfrage des Brutkasten betonte man damals, dass "Downsizing der letzte Schritt" sei und man alles versuche, um Kündigungen zu verhindern. Diese Bemühungen scheinen nun also schnell gescheitert zu sein. Bitpanda betont jedenfalls, dass man den von der Kündigung Betroffenen bei der Jobsuche helfen will, zudem sollen sie kostenlos psychologische Hilfe in Anspruch nehmen können.

Bewertung

Der Kryptobörse ist im Vorjahr das Kunststück gelungen, als erstes österreichisches Start-up den "Einhorn"-Status zu erreichen, also eine Bewertung von mehr als einer Milliarde US-Dollar zu erzielen. Laut eigenen Angaben hat Bitpanda weltweit 3,5 Millionen Nutzerinnen und Nutzer, die über die Plattform neben Krpytowährungen auch Aktien und Edelmetalle handeln können. Die letzte Bewertung des Firmenwerts aus dem Vorjahr belief sich bereits auf 4,1 Milliarden US-Dollar. (apo, 26.6.2022)