Für vertrauensselige Vaserln steht ein toller Paradigmenwechsel an. Früher saß man vor dem TV-Gerät, betrachtete die Herren Kurz oder Nehammer und bezweifelte nicht, dass man es mit Kurz oder Nehammer zu tun habe. Heute könnten "Kurz" oder "Nehammer", dem Phänomen Deepfake sei Dank, in Wahrheit gestikulierende und sprechende Pixelhaufen sein, die uns von irgendwelchen Spitzenhackern untergejubelt werden. Seit dem Gespräch mit einem gefakten Kiewer Bürgermeisterkollegen Witali Klitschko weiß auch Michael Ludwig, wie schnell man diesem Trompe-l’œil aufsitzt!

Wiener Bürgermeister Michael Ludwig ist auf einen Fake-Klitschko hereingefallen.
Foto: Screenshot von Paul Ronzheimers Twitter-Account

Das Ganze hat wohl mit Transhumanismus zu tun. Der Mensch geht sich selbst, aus vielen guten Gründen, auf die Nerven und will sich streamlinen oder abschaffen, irgendwas halt. Und wenn es schon Frauen mit Penissen gibt, warum sollten wir nicht Politiker durch Pixel ersetzen? Zumal es viel billiger käme!

Zum Leistungsvergleich: Miserabler als Österreichs Politikerkaste hätte selbst der faulste Pixelhaufen unsere Energieabhängigkeit von Russland nicht gemanagt. Vorteil für die Parteien: Wenn keiner in die ZiB 2 gehen will, schickt man eben den Pixelhaufen hin, den soll der Wolf sekkieren. Sonderservice für alle, die das Besondere lieben: ORF und ÖVP bieten gemeinsam ein blockchainbasiertes Echtheitszertifikat an, das bestätigt, dass der im TV zu sehende Nehammer ein Original-Nehammer ist. Eine feine Sache, freuen Sie sich drauf. (Christoph Winder, 26.6.2022)