Das Goldtor von Maria Plattner wird bejubelt.

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Für Österreichs Fußballerinnen stand der letzte Test vor der Euro (Eröffnungsspiel am 6.7. gegen England in Manchester) auf dem Programm. In Lier ging es gegen Belgien. "Belgien ist der richtige Gegner zum richtigen Zeitpunkt. Sie werden uns fordern", sagte Teamchefin Irene Fuhrmann vor der Partie. Belgien ist 19. der Weltrangliste (Österreich aktuell 21.), fuhr als Gruppenerster zur Endrunde und trifft dort in Gruppe D auf Italien, Frankreich und Island. Vielleicht wären die Belgierinnen lieber in Gruppe A gewesen, jedenfalls testete das Team von Coach Ives Serneels davor noch gegen Österreichs Gruppengenerinnen England (0:3) und Nordirland (4:1).

Umstellungen

Am Montag wird Fuhrmann die 23 Spielerinnen bekannt geben, die zur Euro fahren werden. Vor dem letzten Test musste die 41-Jährige umstellen. Carina Wenninger war kurzfristig erkrankt, Kapitänin Viktoria Schnaderbeck wurde geschont, damit vor dem Turnierauftakt auch sicher nichts passiert. Die Stamminnenverteidigung stand damit nicht auf dem Platz. Als Ersatz durften Celina Degen und Marina Georgieva beginnen. Beim Aufwärmen klagte Katharina Naschenweng über muskuläre Probleme, Julia Hickelsberger-Füller sprang ein.

Österreich begann konzentriert und geduldig. Ballsicherheit war das Credo der ersten Minuten und der Ball lief gut in den eigenen Reihen. Nach rund zehn Minuten ging die Ballsicherheit ein wenig verloren, Belgien kam etwas auf.

15. Minute: Erste Großchance für Österreich, Hanshaw stört den belgischen Aufbau, spielt den perfekten Ball auf Julia Hickelsberger-Füller, die aber zu keinem zwingenden Abschluss kommt. Die Österreicherinnen bespielten Belgien weiter gefällig, das Pressing griff gut, die Gastgeberinnen schafften es weder in die Konstanz, noch in die Gefährlichkeit. Minute 30: Abschluss Laura Wienroither über das Tor. In der Schlussphase der ersten Halbzeit deutet Belgien erstmals an, warum sie in der Weltrangliste vor Österreich liegen. Die Abseitsfalle der Österreicherinnen ging komplett schief, plötzlich waren zwei Gegnerinnen frei am Fünfer, aber Barbara Dunst konnte klären. Im Offensivspiel verließen sich die Österreicherinnen vor allem auf die Flügel, durch die Mitte gelang wenig. Es ging mit 0:0 in die Pause.

Goldene Plattner

Fuhrmann sah in der Halbzeit keinen Anlass zu wechseln. Österreich kam hellwach aus der Kabine, Laura Feiersinger schickte Dunst in den Strafraum, aber die Frankfurt-Legionärin brachte den Abschluss nicht aufs Tor. Belgien fand kurz besser in die Partie und nahm Keeperin Manuela Zinsberger erstmals in die Verantwortung: Doppelchance für die Gastgeberinnen, aber die Arsenal-Legionärin parierte beide Schüsse sicher. Fuhrmann reagierte, brachte Katharina Schiechtl für Hanshaw und Maria Plattner für Feiersinger. Und Plattner schlug ein. Die 21-Jährige leitete in der 63. Minute den Angriff über links ein, schickte Wienroither an die Linie, deren Flanke kurz geklärt wurde, aber Plattner war zur Stelle und traf mit einem wundervollen Schuss zur 1:0-Führung. Es war Plattners viertes Tor im neunten Teameinsatz.

Es folgten, no na, viele Wechsel. Die Belgierinnen schafften es trotz des Rücktandes nicht in längere, zwingende Ballbesitzphasen, Österreich stand recht sicher, den Gastgeberinnen fiel wenig ein. Die Konter der Gäste wurden aber nicht konsequent zu Ende gespielt. Schlussphase: Belgien warf sich in die Schlussoffensive, brachte Zinsberger und die Österreicherinnen aber nicht mehr ins Schwitzen. Schlusspfiff. Österreich zeigte eine engagierte Leistung, zeigte ein Spiel mit teils souveränem Ballbesitz, solider Defensiv-Arbeit und gefälligem Spielaufbau. Ausbaufähig: die Chancenauswertung. Die 21-jährige Degen gab jedenfalls in der Innenverteidigung ein absolutes Empfehlungsschreiben ab, auch Torschützin Plattner brachte frischen Wind. Offensiv wurde viel über die Seiten probiert, da werden bei der Endrunde mehr Variationen notwendig sein. (Andreas Hagenauer, 26.6.2022)

Ergebnis des letzten Testspiels des österreichischen Frauen-Fußball-Nationalteams in der Vorbereitung auf die EM in England im Juli:

Belgien – Österreich 0:1 (0:0). Lier, Tor: Plattner (65.)

Österreich: Zinsberger – Wienroither, Georgieva, Degen, Hanshaw (60. Schiechtl) – Zadrazil, Puntigam (79. Höbinger), Feiersinger (60. Plattner) – Hickelsberger-Füller (79. Makas), Billa (92. Enzinger), Dunst

Belgien: Evrard – Cayman, Kees, De Neve, Philtjens – Dhont (71. Deloose), Delacauw (79. Eurlings), Vanhaevermaet, Biesmans (79. Minnaert) – De Caigny (79. Van Kerkhoven), Wullaert

Stimmen:

Irene Fuhrmann (ÖFB-Teamchefin): "Es war ein sehr guter Test auf hohem Niveau. Ich muss dem Team ein Kompliment aussprechen. Ich finde, dass wir gegen Belgien noch nie in so vielen Spielphasen das Geschehen kontrolliert und auch mit dem Ball dominiert haben. Woran wir weiter arbeiten müssen, ist, dass wir aus unseren Chancen auch mehr Tore machen. Da müssen wir kaltschnäuziger und fokussierter vor dem Tor sein, dann können wir solche Spiele auch früher entscheiden. So haben wir am Ende noch voll dagegenhalten müssen, um den Sieg über die Runden zu bringen. Mich stimmt positiv, dass wir sehr gut drinnen waren im Spiel, viel präsenter in den Zweikämpfen, sehr diszipliniert im Defensivverbund, aber auch im Spiel mit dem Ball. Unsere jungen Innenverteidiger, die noch nicht so viele Länderspiele haben, haben es sehr reif runtergespielt."

Maria Plattner (ÖFB-Torschützin): "Ich glaube die Mädels haben sehr gut gespielt in der ersten Halbzeit, manchmal will der Ball aber einfach nicht über die Linie. Umso besser ist, dass es dann doch funktioniert hat und wir das 1:0 jetzt mitnehmen können."