Der verletzte und siegreiche Wilfried Happio.

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Paris – Wilfried Happio schrie im Ziel – vor Freude und Erleichterung. Aber warum der Hürdenläufer mit einem dicken Pflaster auf dem linken Auge und einem darüber gezogenen Stirnband zum Sieg rannte, darüber wollte der 23-Jährige hinterher nicht reden.

"Ich möchte nicht mehr über die Attacke sagen", meinte Happio, aber: "Das Rennen war komplizierter als sonst, weil ich nur ein Auge hatte". 20 Minuten vor dem Startschuss war Happio auf dem Aufwärmplatz zusammengeschlagen worden.

"Wir sind schockiert"

"Jemand sprang auf ihn und schlug ihn", sagte Happios Trainer Olivier Vallaeys: "Ein Typ kam aus dem Nichts und fragte ihn, ob er Wilfried Happio sei und stürzte sich dann auf ihn. Ich konnte ihn zurückhalten." Und: "Wir sind schockiert. Der Typ wurde verhaftet und Wilfried geht es gut. Aber ich bin sprachlos, das war pure Aggression, das ist skandalös. Das sind die Methoden eines Wilden."

Die Polizei ermittelt zu den Hintergründen, offenbar war der Angreifer ein Bruder eines Trainingspartners von Happio.

Obwohl Happio am Wochenende nach der Attacke zunächst gar nicht laufen wollte, stürmte er in persönlicher Bestzeit von 48,57 Sekunden zum französischen Meistertitel über 400 m Hürden – und qualifizierte sich für die anstehende WM in Eugene/USA (15. bis 24. Juli). Im Ziel floss Blut aus seiner Nase. (sid, 27.6.2022)