Man soll nicht "Juxkandidat" sagen, haben wir gelernt. Wenn sich Personen aus dem Anti-Mainstream als Kandidaten für die Bundespräsidentschaft aufstellen (lassen), so soll man das als Ausdruck einer lebendigen Demokratie betrachten und sich nicht lustig machen, haben wir im Zusammenhang mit der Kandidatur von Marco Pogo von der Bierpartei gehört.

Am 9. Oktober 2022 findet in Österreich die Wahl des Bundespräsidenten statt.
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Eh nicht. Erstens nicht, weil Marco Pogo ein witziger, gescheiter Mann ist. Zweitens nicht, weil die sonstigen "Juxkandidaten" überhaupt nicht lustig sind. Sondern eher Vertreter eines "Querdenker"-Milieus mit einem Sound und Themen, wo einem leicht unbehaglich wird. Gerald Grosz, ein früherer FPÖ- und BZÖ-Funktionär, ist hartgesottenen und leidensfähigen Politik-Junkies von seinen nächtlichen Auftritten im Fellner-TV bekannt. Vor Zeiten hat er einmal Heinz-Christian Strache eine "Jörg-Haider-Medaille" verliehen. Mehr muss man nicht wissen. Oder doch: Er ist, selbstverständlich, gegen die Corona-Maßnahmen. Nun tritt auch noch der Rechtsanwalt Michael Brunner an, Gründer der MFG-Partei. Er ist ein Anti-Corona-Maßnahmen-Rabiatler und außerdem ein Putin-Versteher. Sich gegen Putins Krieg zu wehren sei "Kriegshetze". Brunner spricht viel vom "Volk", will aber eine Art Expertenherrschaft errichten.

Alles ein Zeichen dafür, dass in Zeiten von Verunsicherung und Mangel an echten Alternativen gar nicht spaßige Erscheinungen plötzlich hervortreten. (Hans Rauscher, 27.6.2022)