Ein vermüllter Strand nahe Abidjan, Elfenbeinküste.

Foto: EPA/LEGNAN KOULA

Mit eindringlichen Forderungen nach einem besseren Schutz der Weltmeere hat die zweite Ozeankonferenz der Vereinten Nationen begonnen. Drastische Maßnahmen seien vor allem zur Bekämpfung der Verschmutzung des Ökosystems mit Plastik und anderem Müll nötig, sagte UN-Generalsekretär António Guterres bei der Eröffnung der United Nations Ocean Conference (UNOC) in Lissabon. "Leute, wir brauchen Veränderung!", rief Hollywoodstar und "Aquaman" Jason Momoa ins Publikum.

Eindringliche Forderungen zur Rettung der von Verschmutzung, Überfischung, Erwärmung und Versauerung zunehmend in Mitleidenschaft gezogenen Weltmeere bestimmten den Auftakt der Konferenz. Knapp 30 Staats- und Regierungschefs, Wissenschafterinnen, Aktivisten und Vertreterinnen von Nichtregierungsorganisationen und Unternehmen werden bis Freitag darüber diskutieren, wie die Ressourcen der Weltmeere besser geschützt und möglichst nachhaltig genutzt werden können.

Nationale Initiativen sowie die Fortschritte der letzten Jahre seien bei weitem nicht genug, warnte Guterres. "Wir müssen viel mehr tun, wir alle." Er rief zu weltweiten Anstrengungen auf und forderte "drastische Maßnahmen" vor allem zur Bekämpfung der Meeresverschmutzung mit Kunststoffen. Die größte "Plastikinsel" im Pazifik sei bereits so groß wie Frankreich, Plastikteilchen seien inzwischen in den entlegensten Regionen zu finden. 2021 seien beim Anstieg des Meeresspiegels, der Erwärmung und der Versauerung der Meere und bei Treibhausgaskonzentrationen neue Rekordwerte erreicht worden.

Hoffnung und Skepsis

Am Freitag soll eine "Erklärung von Lissabon" mit "innovativen, wissenschaftlich fundierten Lösungsvorschlägen" veröffentlicht werden. Umweltschützer befürchten, dass wieder keine bindenden Vereinbarungen getroffen werden. "Die Regierungen müssen halten, was sie versprochen haben, und im August dieses Jahres ein starkes globales Hochseeschutzabkommen vereinbaren. Wenn dies nicht geschieht, wird der Schutz von 30 Prozent der Meere bis zum Jahr 2030 nahezu unmöglich sein", sagte etwa Lukas Meus, Meeresschutzexperte bei Greenpeace Österreich. "Die Aktivitäten des Menschen sind weiterhin nicht mit dem Erhalt und Schutz mariner Ökosysteme vereinbar ", sagte Fabienne McLellan, Geschäftsführerin der internationalen Meeresschutzorganisation Ocean Care.

Nach der ersten Tagung 2017 in New York findet die nunmehr zweite Ozeankonferenz wegen Corona mit zweijähriger Verspätung statt. Neben Guterres werden unter anderem Ex-US-Außenminister John Kerry und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erwartet. Auch der britische Premier Boris Johnson wolle möglicherweise vorbeischauen, Sportstars wie die weltbeste Riesenwellen-Surferin Maya Gabeira sind angekündigt. Ungeachtet des russischen Angriffskriegs haben sich zudem sowohl Vertreter Russlands als auch der Ukraine angesagt. (red, APA, 27.6.2022)