Ein Bild vom Anschlag in Krementschuk.

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Kiew/Moskau – Bei einem russischen Raketenangriff auf ein Einkaufszentrum in der Zentralukraine sind nach ukrainischen Angaben mindestens 16 Menschen getötet worden. Außerdem seien mindestens 59 Menschen verletzt worden, teilten ukrainische Rettungsdienste mit. Der Angriff ereignete sich in Krementschuk, etwa 250 Kilometer südöstlich von Kiew. Wie Präsident Wolodymyr Selenskyj auf Telegram postete, sollen sich mehr als tausend Zivilistinnen und Zivilisten im Gebäude befunden haben.

In einem Video, das unter anderem Selenskyj verbreitete, war das brennende Gebäude mit dicken dunklen Rauchwolken zu sehen. In unmittelbarer Nähe des Einkaufszentrums befinden sich mehrere Industrieanlagen, darunter eine Fabrik für Straßenbaumaschinen. Nach Angaben des Zivilschutzes waren 115 Feuerwehrleute mit 20 Löschwagen im Einsatz. Am Abend wurde der Brand örtlichen Behörden zufolge gelöscht. Auf einem von Gouverneur Lunin auf Telegram verbreiteten Video war ein weitgehend ausgebranntes Gebäude zu sehen.

Ukrainischer Gouverneur: "Verbrechen gegen die Menschlichkeit"

"Der Raketenbeschuss von Krementschuk traf einen belebten Ort, der nichts mit den Kämpfen zu tun hat", postete der Bürgermeister der Stadt, Vitali Maletsky, auf Facebook. Krementschuk hatte vor Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine etwa 220.000 Einwohner.

Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe wurde das Einkaufszentrum von Kh-22-Anti-Schiffsraketen getroffen, die von der russischen Region Kursk aus abgefeuert worden waren. Lunin warf den russischen Truppen "Kriegsverbrechen" und "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" vor. Ein Raketenangriff auf ein volles Einkaufszentrum sei ein "zynischer Terrorakt gegen die Zivilbevölkerung".

Westen verurteilt Angriff, UN-Sicherheitsrat einberufen

Die Attacke wurde im Westen von ranghohen Politikern verurteilt. "Die Welt ist entsetzt über Russlands heutigen Raketenangriff, der ein belebtes Einkaufszentrum traf", twitterte US-Außenminister Antony Blinken. Die USA würden die Ukraine weiter unterstützen und die Verantwortlichen für Gräueltaten zur Verantwortung ziehen.

Auch der britische Premierminister Boris Johnson verurteilte den Beschuss des Einkaufszentrums. "Dieser entsetzliche Angriff zeigt erneut, zu welchem Ausmaß an Grausamkeit und Barbarei der russische Staatschef fähig ist", meinte Johnson am Rande des G7-Gipfels in Elmau. Am Dienstag beschäftigt die Attacke dann den UN-Sicherheitsrat. Das Treffen des mächtigsten Gremiums der Vereinten Nationen war auf Bitten der Ukraine anberaumt worden.

Die Ukraine wehrt sich seit mehr als vier Monaten gegen eine russische Invasion. Die Vereinten Nationen haben bisher über 4.700 zivile Todesopfer erfasst, sie gehen aber wie die Regierung in Kiew von weitaus höheren Opferzahlen aus. (Reuters, APA, 28.6.2022)