Die medizinische Expertise sei zentral, sagen Meri Disoski (Grüne) und Eva-Maria Holzleitner (SPÖ). Abtreibung sei Gesundheitsversorg, sagen auch Vertreterinnen der US-amerikanischen NGO Planned Parenthood.

Foto: IMAGO/ZUMA Wire

Die aktuellen Entwicklungen bei Abtreibungsrechten in den USA und Europa werden Thema des TV-Talks "Pro und Contra" auf Puls 4 am Dienstag sein. Kritik an der Einladungspolitik des Senders gibt es sowohl vom Österreichischen Frauenring als auch von Meri Disoski, Frauensprecherin der Grünen, und Eva-Maria Holzleitner, Frauensprecherin der SPÖ. Beide wurden zu dem Talk eingeladen, an dem neben der Neos-Abgeordneten Henrike Brandstötter und Ex-Skirennläuferin Nicola Werdenigg auch Stephanie Merckens vom katholischen Institut für Ehe und Familie und Ludwig Brühl, Abtreibungsgegner und Vertreter des Marsches fürs Leben, teilnehmen werden.

Der Marsch fürs Leben veranstaltet regelmäßig österreichweit Veranstaltungen gegen Abtreibung und vertritt größtenteils radikalkonservative Positionen. Disoski und Holzleitner kritisieren, dass Abtreibungsgegner:innen eine Bühne geboten werde, während Schwangerschaftsabbrüche als Gesundheitsleistung für Frauen völlig außen vor gelassen würden. In diesem Sinne wäre eine medizinische Expertise für eine ausgewogenen Debatte zentral, heißt es in einer gemeinsamen Aussendung von Disoski und Holzleitner. "Wer über Abtreibungen diskutiert, muss die medizinische Perspektive miteinbeziehen und neutral jene Gefahren benennen, die mit der Einschränkung von Selbstbestimmungsrechten einhergehen."

Fehlender Gesundheitsaspekt

Weil diese Ausgewogenheit durch "das Fehlen einer versierten medizinischen Expertise in der Podiumszusammensetzung" bei "Pro und Contra" nicht gegeben sei, hätten sich die Frauenpolitikerinnen gemeinsam entschieden, ihre Teilnahme an der Sendung abzusagen.

"Die Unabhängigkeit von Redaktionen und Sendern ist für uns ein hohes Gut", heißt es in der Aussendung. Selbstverständlich obliege die Zusammensetzung von Podien der alleinigen redaktionellen Freiheit und Verantwortung. Allerdings liege es in ihrer "Verantwortung als Politikerinnen zu entscheiden, ob wir bei diesem hochsensiblen Thema an Diskussionen teilnehmen, wenn wesentlichste Aspekte, wie die Gesundheit von Frauen, nicht beleuchtet werden und radikalen Abtreibungsgegner:innen eine Bühne gegeben wird".

Henrike Brandstötter (Neos) postete auf Twitter nach der Aufnahme der Sendung am Montag, dass die Positionen von Abtreibungsgegner:innen nicht unwidersprochen bleiben dürften. Das Fehlen von medizinischer Expertise sieht sie für diese Debatte als nicht zwingend nötig, wäre doch Schwangerschaft längst kein "Mysterium" mehr.

Update mit Statement der "Pro & Contra-Redaktion"

"Die 'Pro & Contra'-Redaktion wählt ihre Gäste stets mit Sorgfalt aus, der Titel 'Pro und Contra' steht allerdings auch dafür, dass Menschen unterschiedlicher Meinungen aufeinandertreffen und engagiert konträre Argumente austauschen. Es wurden zu diesem Thema auch Mediziner:innen von uns angefragt, leider ist keine Zusage zustande gekommen", heißt es in einem Statement der "Pro & Contra"-Redaktion. "Selbstverständlich respektieren wir die Entscheidung der Frauensprecherinnen Meri Disoski (Die Grünen) und Eva-Maria Holzleitner (SPÖ), doch nicht an unserer Diskussion teilzunehmen."

"Aber wir sind sehr froh, dass wir an ihrer Stelle mit Neos-Frauensprecherin Henrike Brandstötter und Ex-Skirennläuferin und Aktivistin Nicola Werdenigg zwei starke Diskutantinnen für die Frauenrechte gewinnen konnten, die Expertise und persönlicher Erfahrung einbringen", so die "Pro & Contra"-Redaktion weiter. "Das Ergebnis ist eine leidenschaftliche, aber immer respektvolle Diskussion." (red, 28.6.2022)