Am 4. März dieses Jahres schlug ein Raketenteil auf der erdabgewandten Seite des Mondes ein. Der Crash konnte zwar nicht direkt beobachtet werden, Astronominnen und Astronomen hatten das Objekt auf Kollisionskurs aber schon Wochen zuvor entdeckt. Die Herkunft des Relikts war jedoch unklar: Erste Analysen deuteten auf den Überrest einer Rakete des US-Weltraumunternehmens Space-X hin. Dann geriet eine chinesische Mondmission in Verdacht. Nasa-Experten vermuteten, es könnte sich um das Relikt eines Chang'e -T1-Boosters handeln, der im Jahr 2014 ins All geschossenen worden war. China dementierte.

Nun sorgen Aufnahmen der Nasa-Mondsonde Lunar Reconnaissance Orbiter (LRO) für weitere Unklarheiten: Bilder der Absturzstelle zeigen nicht wie erwartet nur einen durch den Einschlag entstandenen Krater auf der Mondoberfläche, sondern überraschenderweise gleich zwei. Einer hat etwa 18 Meter im Durchmesser, der andere 16 Meter.

Der Anfang März 2022 entstandene Doppelkrater befindet sich am Äquator der "Mondrückseite".
Foto: NASA/Goddard/Arizona State University

Ungewöhnlicher Doppelkrater

"Kein anderer Einschlag eines Raketenüberrests auf dem Mond hat je einen Doppelkrater verursacht", heißt es von der Nasa. Die US-Weltraumbehörde blickt auf einige Erfahrung in Sachen menschengemachter Mondkraterentstehung zurück: Schon vor Jahrzehnten hinterließen die Raketenstufen der Apollo-Landemissionen Krater in der lunaren Wüste.

Der Nasa zufolge deute der im März entstandene unerwartete Doppelkrater darauf hin, dass das abgestürzte Objekt an beiden Enden größere Massen aufwies. Üblicherweise konzentriere sich die Masse einer ausgebrannten Raketenstufe auf jenes Ende, an dem sich das Triebwerk befindet. Der Rest der Raketenstufe besteht hauptsächlich aus einem – nunmehr leeren – Treibstofftank.

Unter den riesigen Kratern der Region nehmen sich die Neuzugänge allerdings recht unscheinbar aus.
Foto: NASA/Goddard/Arizona State University

Sturm auf den Mond

Das, so die Hoffnung der Expertinnen und Experten, könnte vielleicht zur Lösung des Rätsels beitragen. Womöglich lässt die ungewöhnliche Beschaffenheit des Objekts neue Rückschlüsse auf dessen Herkunft zu. Woher auch immer das Trümmerteil stammt, für Nachschub an lunarem Weltraumschrott ist bereits gesorgt: Immer mehr Nationen drängen aktuell zum Mond, allein in diesem Jahr sind noch mehrere Landungen und Testflüge geplant. (dare, 28.6.2022)