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Laut Angaben der Feuerwehr wurden 16 Personen wegen Hitzeschlags und Erschöpfung ins Krankenhaus gebracht.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/Jordan Vonderhaar

San Antonio – In einem Lastwagen im Großraum San Antonio im US-Bundesstaat Texas sind 50 tote Migrantinnen und Migranten entdeckt worden. San Antonios Feuerwehrchef Charles Hood hatte die vorläufige Opferzahl von 46 am Montagabend bestätigt. Am Dienstag gab der Präsident Mexikos, Andrés Manuel Lopéz Obrador, aber bekannt, dass 50 Menschen gestorben sind. "Ich möchte den Angehörigen dieser Katastrophe mein Beileid aussprechen", sagte Lopéz Obrador. Außerdem wurden 16 Personen in Krankenhäuser gebracht, zwölf Erwachsene und vier Kinder.

Der Bürgermeister San Antonios, Ron Nirenberg, sprach von einer "schrecklichen menschlichen Tragödie". 22 Mexikaner, sieben Guatemalteken und zwei Honduraner wurden laut dem mexikanischen Außenminister Marcelo Ebrard identifiziert. Die Nationalität von 19 Opfern wurde noch nicht festgestellt.

Die überlebenden Personen waren bei Bewusstsein, als sie in Kliniken gebracht wurden, sagte Hood. "Die Patienten, die wir gesehen haben, waren heiß, sie haben unter Hitzeschlägen gelitten." In San Antonio herrschten am Montag Höchsttemperaturen um die 38 Grad. In dem Anhänger habe sich kein Wasser befunden, sagte Hood. Zwar habe es sich um einen Kühllaster gehandelt, es sei aber keine Kühlanlage am Laufen gewesen.

Drei Personen festgenommen

Die Behörden gaben drei Festnahmen bekannt. Der Lastwagen wurde nahe der Autobahn Interstate 35 gefunden, die zur Grenze zu Mexiko führt. Immer wieder werden von Mexiko aus in Lastwagen versteckte Migranten in die USA geschleust. Von San Antonio zur Grenze zum Nachbarland sind es etwa 250 Kilometer. 2017 waren in der Großstadt ebenfalls in einem Anhänger zehn tote Migranten entdeckt worden, dutzende Menschen mussten ins Krankenhaus.

Mexikos Außenminister Marcelo Ebrard sprach am Montag von einer Tragödie. Er kündigte an, der mexikanische Konsul werde sich zu dem Unglücksort begeben.

"Bidens Schuld"

Der erzkonservative Gouverneur von Texas, Greg Abbott, machte derweil die Migrationspolitik von Präsident Joe Biden für den Tod der Migranten verantwortlich. "Diese Todesfälle sind Bidens Schuld", erklärte Abbott auf Twitter. Sie seien "das Ergebnis seiner tödlichen Politik der offenen Grenzen", erklärte Abbott. Es habe "tödliche Konsequenzen", geltendes Recht nicht durchzusetzen.

Die oppositionellen Republikaner werfen Biden vor, in der Migrationspolitik und bei der Sicherung der Südgrenze einen zu laxen Kurs zu fahren. Sie wollen dieses Thema auch im Wahlkampf für die Kongresszwischenwahl im November für sich nutzen.

Parndorf und Siegendorf

Der Fall erinnert an die österreichische Flüchtlingstragödie von 2015. Am 27. August 2015 hatte ein Mitarbeiter der Asfinag auf der Ostautobahn (A4) bei Parndorf einen etwa 7,5 Tonnen schweren Kühl-Lkw entdeckt, der in einer Pannenbucht abgestellt war. In dem Lastwagen befanden sich die Leichen von 71 Flüchtlingen. Die drei Haupttäter wurden inzwischen zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt.

Am Montag wurde ein 19-jähriger Schlepper, in dessen Klein-Lkw im vergangenen Oktober an der österreichisch-ungarischen Grenze bei Siegendorf zwei tote Flüchtlinge gefunden worden waren, am Landesgericht Eisenstadt zu sieben Jahren Haft verurteilt. (Reuters, APA, 28.6.2022)