Stefan Wallner war Generalsekretär der Caritas, bevor er 2009 als Bundesgeschäftsführer der Grünen in die Politik wechselte.

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Als Stefan Wallner seinen Ausstieg aus der Politik bekanntgab, soll eine Gruppe türkiser Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Flasche Sekt entkorkt haben. So wird die Geschichte zumindest scherzhaft erzählt. Wallner, zuletzt Kabinettschef von Vizekanzler Werner Kogler, galt als harter Verhandler, wenig konfliktscheu und grünes Gegengewicht zur türkisen Strategieabteilung von Sebastian Kurz. Im April – als längst Karl Nehammer im Kanzleramt residierte – verkündete er seinen Abgang. Schon davor hatte Wallner immer wieder gesagt: Irgendwann wolle er zurück in den NGO-Bereich.

Seit Mitte Juni ist er nun als Koordinator der Ukraine-Hilfe von Nachbar in Not tätig – bis Ende des Jahres. Nachbar in Not ist eine Hilfsaktion der acht größten österreichischen Hilfsorganisationen und des ORF als Medienpartner. Die Initiative wurde im Jahr 1992 für Flüchtlinge und Vertriebene des Krieges im zerfallenden Jugoslawien gegründet. Seither gab es zahlreiche Initiativen, die Hilfsaktionen sind immer zeitlich begrenzt. Wallner soll rund sieben Monate für Nachbar in Not tätig sein.

Nachfolger Günsberg

Vor seiner Zeit in der Politik war Wallner, der heute 50 ist, zehn Jahre lang Generalsekretär der kirchlichen Hilfsorganisation Caritas. Im Jahr 2002 hatte er die ORF-Aktion zur "Hochwasser-Soforthilfe" aufseiten der Hilfsorganisationen koordiniert. Im Jahr 2009 wechselte er recht überraschend in die Politik und wurde Bundesgeschäftsführer der Grünen; 2017 zog es ihn dann in die Privatwirtschaft. Er wurde Leiter des Bereichs Brand Management und Company Transformation der Erste Group – bis die Grünen ihre erste Regierungsbeteiligung im Bund besiegelten.

Wallner fungierte zuerst als Generalsekretär im Gesundheitsministerium, nach wenigen Wochen wechselte er 2020 in Koglers Ressort. Nach seinem Ausstieg ist ihm Georg Günsberg als Kabinettschef des Vizekanzlers nachgefolgt. (Katharina Mittelstaedt, 28.6.2022)