Für nur 30 Prozent der Befragten ist das Engagement des Unternehmens für den Klimaschutz entscheidend für die Jobwahl.

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Eine aktuelle Befragung der Karriereplattform Whatchado gibt Einblicke in den Wertekompass der jungen Generation. Dafür wurden Schüler, Lehrlinge, Studierende sowie junge Menschen mit Berufserfahrung im Zeitraum von Mitte April bis Anfang Juni zu ihren Erwartungen an Unternehmen befragt. Die Erhebung erfolgte in drei Wellen mit insgesamt 30.000 Teilnehmenden, überwiegend aus Österreich, Deutschland und der Schweiz.

"Der Fachkräftemangel macht sich mittlerweile quer durch alle Branchen bemerkbar, nahezu überall wird händeringend nach guten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gesucht. Umso wichtiger ist es für Arbeitgeber, welche Erwartungen junge Menschen an ihren Beruf stellen und wie man sie am besten anspricht", sagt Jubin Honarfar, CEO und Gründer von Whatchado.

Interessante Aufgaben

Das zu erwartende Aufgabengebiet ist für 91 Prozent der Befragten für die Entscheidung, sich für einen Job zu bewerben, ausschlaggebend und liegt damit sogar vor dem ausgeschriebenen Gehalt, welches für 84 Prozent sehr wichtig bzw. wichtig ist. Drei Viertel erwarten sich darüber hinaus Weiterbildungsmöglichkeiten im Job, für Studierende haben diese mit 82 Prozent Zustimmung gar einen leicht höheren Stellenwert als das Gehalt mit 80 Prozent.

Besonders überraschend ist aber die Haltung der jungen Generation zu Klimaschutz und Homeoffice: Entgegen der öffentlichen Diskussion ist im Durchschnitt nur 30 Prozent der Befragten das betriebliche Engagement des Unternehmens für den Klimaschutz ein großes Anliegen und für die Wahl des Arbeitgebers sehr wichtig bzw. wichtig. Die Möglichkeit von Homeoffice ist für 40 Prozent relevant, wobei sich hier ein deutlicher Unterschied zwischen den Teilnehmenden, basierend auf ihrer Berufserfahrung, feststellen lässt. Für knapp die Hälfte der Berufserfahrenen ist das Arbeiten von zu Hause ein relevanter Faktor für eine Jobentscheidung, unter Schülerinnen und Schülern liegt dieser Wert nur bei etwa einem Drittel.

Gründe für Jobwechsel

Die Pandemie und die dadurch ausgelösten Verwerfungen am Arbeitsmarkt haben diversen Studien zufolge erhebliche Auswirkungen auf die Wechselbereitschaft im Job. Laut Whatchado-Umfrage ist für 68 Prozent der Jungen ein besseres Angebot bezogen auf Gehalt oder Benefits für einen Jobwechsel ausschlaggebend. 63 Prozent würden den Arbeitgeber wechseln, wenn sich ihre Tätigkeit anders gestaltet als erwartet. Für Studierende und Berufserfahrene ist dieses Kriterium mit 77 bzw. 72 Prozent sogar wichtiger als ein attraktiveres Gehaltsangebot. Unter den Berufserfahrenen sind zudem zu wenig Wertschätzung (62 Prozent) und ein schlechtes Verhältnis zur Führungskraft (69 Prozent) für einen Wechsel sehr relevant.

Ohne die Möglichkeit zur Weiterentwicklung denken 58 Prozent aller Befragten an einen Wechsel. Den überraschenden letzten Platz belegte hierbei die Möglichkeit zum Arbeiten in den eigenen vier Wänden. Für nur 15 Prozent aller Teilnehmenden wäre fehlendes Homeoffice ein Kündigungsgrund. Allerdings zeigten sich auch hier Unterschiede: Während 21 Prozent der Studierenden und 20 Prozent der Berufserfahrenen die fehlende Möglichkeit von Remote Work als sehr relevant für einen Jobwechsel bewerteten, taten dies nur 13 Prozent der Schüler bzw. Lehrlinge.

Wie man die Jungen erreicht

Nur 18 Prozent der Befragten ist ein persönliches Kennenlernen des zukünftigen Arbeitgebers auf einem Karriere-Event wichtig. Auch anonyme Arbeitgeber-Bewertungen auf Onlineportalen sind für nur 30 Prozent relevant. Viel erfolgversprechender sind aussagekräftige Stellenausschreibungen (Zustimmung von 68 Prozent) und authentische Einblicke, vor allem in die Unternehmenskultur (66 Prozent). Erfahrungsberichte von Mitarbeitenden des Unternehmens erachten 56 Prozent der Befragten als sehr relevant.

"Die Umfrageergebnisse zeigen, wie wichtig eine ehrliche Darstellung der zu erwartenden Tätigkeiten und eine gute Entlohnung sind. Junge Bewerberinnen und Bewerber möchten genau wissen, was sie in einem Job erwartet. Beim Thema Homeoffice sehen wir deutliche Unterschiede im Hinblick darauf, wo sich die Befragten auf ihrem Karriereweg befinden. Für jeden zweiten Berufserfahrenen ist Homeoffice für die Entscheidung, sich für einen Job zu bewerben, sehr wichtig. Es zeigt sich aber auch, dass es nicht alleine für die Attraktivität eines Arbeitgebers entscheidend ist", sagt Honarfar. (red, 28.6.2022)