Tesla-Chef Elon Musk hat eine starke Meinung, die aber nicht immer zu Ende gedacht ist.

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Über die vergangenen Jahre haben viele die Bequemlichkeit und Effizienz des Homeoffice zu schätzen gelernt. Die passende Ausstattung vorausgesetzt, lässt sich dort oftmals konzentrierter arbeiten als in einem klassischen Büro mit all seinen Ablenkungen. Gleichzeitig fehlt zu Hause natürlich der soziale Austausch. Entsprechend versuchen derzeit viele Firmen mit einem hybriden Modell eine gute Mischung der beiden Ansätze zu finden.

Klare Meinung

Nicht so bei Tesla: Anfang Juni hatte sich Firmenchef Elon Musk reichlich abfällig über das Homeoffice geäußert – und klargemacht, das dieses beim eigenen Unternehmen nicht erwünscht sei. Mitarbeiter, die lieber zu Hause arbeiten, sollten "woanders so tun, als würden sie arbeiten", formulierte es Musk in seiner gewohnt direkten Art. Und weiter: "Wenn jemand nicht erscheint, müssen wir davon ausgehen, dass diese Person das Unternehmen verlassen hat."

Eine Drohung, die offenbar Wirkung zeigte, zahlreiche Tesla-Mitarbeiter eilten in den vergangenen Wochen jedenfalls zurück ins Büro. Wie sich nun herausstellt, hätte sich der Tesla-Nicht-Gründer aber wohl besser vorab informieren sollen, wie die Lage in seinem Unternehmen überhaupt aussieht.

Chaos

Tesla-Angestellte, die in den vergangenen Tagen an ihren Arbeitsplatz im kalifornischen Fremont zurückkehren wollten, berichten nämlich von regelrecht chaotischen Zuständen. Wie sich herausstellt, hat das Unternehmen gar nicht genügend Arbeitsplätze für all jene, die nun auf Musks Geheiß ins Büro zurückkehren sollen. Auch die Zahl der verfügbaren Parkplätze soll nicht mehr ausreichen, das WLAN soll ebenfalls mit dem Ansturm an Mitarbeitern überfordert sein, berichtet "The Information".

Die Erklärung für diese Zustände ist eigentlich ganz einfach: Tesla hat die Zahl der Mitarbeiter seit dem Beginn der Pandemie im Jahr 2019 mehr als verdoppelt. Zuletzt wurden zwar angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen alle Neueinstellungen eingefroren, trotzdem benötigen nun wesentlich mehr Personen als zuvor einen Sitzplatz – und darauf war man offenbar nicht vorbereitet.

Auf Platzsuche folgt schlechtes Internet

Mitarbeiter berichten jedenfalls davon, dass sie – nachdem sie ihr Auto irgendwo in der Ferne abgestellt haben – keinen Sitzplatz mehr vorfanden. Zum Teil lag dies auch daran, dass einzelne Bereiche währende der Pandemie für andere Aufgaben genutzt wurden und nun nicht mehr auf die Rückkehr der Angestellten vorbereitet waren.

Doch selbst die, die noch einen Sitzplatz ergattern konnten, mussten schnell feststellen, dass das WLAN zum Arbeiten einfach nicht schnell genug war, da man auf den Ansturm der Datenverbindungen nicht vorbereitet war. Schlussendlich soll die Situation so schlimm gewesen sein, dass einige Manager eigenmächtig die Angestellten zurück ins Homeoffice schickten – entgegen dem expliziten Wunsch von Musk. (red, 28.6.2022)