Das Logo stand lange Zeit für eine ganze Branche, die es zur Zeit der Gründung von Atari noch nicht gab.

Foto: Atari

Am 27. Juni 1972 gründeten Nolan Bushnell und Ted Dabney eine Firma namens Atari und sollten damit zu einem der größten Motoren der damals noch nicht vorhandenen Videospielbranche werden. Heute ist von dem Ruhm nicht mehr ganz so viel übrig, aber ältere Semester erinnern sich sicher gerne an Highlights wie "Pong", "Asteroids" oder "Breakout", die erste Meilensteine in der Gaming-Industrie markierten.

"Pong" zählt nicht nur zu den ersten Videospielen überhaupt, es bescherte Atari seinen ersten kommerziellen Erfolg.
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Jobs und "Pac-Man"

Eigentlich sollte die Firma von Bushnell und Dabney "Syzygy" heißen, ein Begriff aus der Astronomie, doch war dieser bereits vergeben, genau wie die Kombination aus den ersten Buchstaben der beiden Nachnamen. So entschieden sich die beiden US-Amerikaner für einen Begriff aus dem beliebten Brettspiel "Go": Atari. Unter diesem Namen veröffentlichten sie ihr erstes Spiel, "Pong", eine Abwandlung des Pingpongspiels, das die beiden kurz zuvor auf einer Messe von Magnavox gesehen hatten. Der Münzautomat wurde ein großer Erfolg und ermöglichte die Herstellung der ersten Atari-Konsole, die passenderweise Pong heißt.

Danach erschien die wohl bekannteste Konsole des Herstellers, VCS 2600. Da nicht ausreichend Eigenkapital vorhanden war, ließ man sich 1976 von Warner Communications für knapp 30 Millionen Dollar kaufen. Der Deal lohnte sich für alle Beteiligten. Verschiedene Versionen des Geräts, bei denen es erstmals möglich war, Spielkassetten zu tauschen, wurden zwischen 1977 und 1986 verkauft und erreichten in dieser Zeit über 30 Millionen Endkunden. Es erschienen in der Folge Meilensteine wie "Pac-Man" oder "Space Invaders", die über die nächsten Jahrzehnte immer wieder Neuauflagen erfahren würden. Bei dem Spiel namens "Breakout" arbeiteten zwei Männer namens Steve Jobs und Steve Wozniak mit. Außerdem halfen die beiden – vor allem Wozniak –, eine verbesserte Pong-Konsole auf den Markt zu bringen.

1978 verließ Bushnell Atari und wurde durch den Marketingspezialisten Ray Kassar ersetzt. In den 1980er-Jahren gingen auch zahlreiche andere Mitarbeiter andere Wege. Es herrschte Aufbruchsstimmung in der neu geschaffenen Branche. Programmierer wie Bob Crane und Larry Kaplan gründeten etwa das Unternehmen Activision, das zu einem der größten Videospielhersteller der Welt anwachsen sollte. Jay Miner gründete 1982 den Konkurrenten Amiga, der später von Commodore gekauft wurde. Aber dies sollten nicht die einzigen Unwägbarkeiten in dieser Zeit bleiben.

Atari VCS 2600 ermöglichte dank Kassetten-Slots, dass man sich neue Spiele zur Konsole dazukaufen konnte.
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Videospielcrash

Im Zeitraum 1983 bis 1985 gingen zahlreiche US-Unternehmen bankrott, die sich in der Games-Branche versucht hatten. Nicht untypisch für eine Branche, die sich erst finden musste. Atari spürte dieses Erdbeben deshalb, da man 1983 einen operativen Verlust von 536 Millionen Dollar hinnehmen musste. Warner suchte darauf hin einen neuen Besitzer, zumindest für die Heimcomputersparte Atari Corporation, und stieß diese 1984 an Jack Tramiel ab, der zuvor beim Konkurrenten Commodore tätig gewesen war. Atari Games blieb bei Warner – erstmals arbeiteten zwei unabhängige Firmen unter dem gleichen Namen.

Unter Tramiel arbeitete Atari am Computer Atari ST, der bereits 1985 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Als direkter Konkurrent zu Apples Macintosh und dem Commodore Amiga schlug sich das Gerät allerdings nur mittelmäßig. Auch der Atari Lynx, eine übergroße tragbare Spielkonsole, scheiterte 1989 am damaligen Konkurrenten, dem Game Boy von Nintendo. Der letzte Fehltritt fand in Form der Atari-Jaguar-Konsole statt, die 1993 floppte.

Als Spielehersteller war das Unternehmen erfolgreicher. "Marble Madness", "Gauntlet", "Paperboy" und "Rampart" entpuppten sich als Erfolge, doch die Konkurrenz wurde zunehmend größer – das Kuchenstück von Atari in der Folge kleiner. Es gab zahlreiche Kooperationen und Fusionen der zwei Teilbereiche, doch verlor der Name unaufhaltsam an Strahlkraft.

Pünktlich zum Geburtstag wurde ein Videointerview mit Atari-Gründer Bushnell veröffentlicht.
IGN

Weiter im Geschäft

Auch die letzten 20 Jahre waren geprägt von Rückschlägen. Anfang der 2000er scheiterten Versuche, zurück in die Erfolgsspur zu kommen, etwa die Retro-Konsole Atari Flashback. Aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten wurden Studios und Marken verkauft, auch der Besitzer wechselte mehrmals. Heute bäckt die Firma kleinere Brötchen, ist aber wieder als kleiner Spiele-Publisher am Markt vertreten. Seit 2021 kann man die Retro-Konsole Atari VCS in drei Varianten erstehen, mehrere Klassiker, darunter "Asteroids" und "Breakout", erscheinen im Sommer 2022 für die Google-Plattform Stadia.

Auch wenn der Name Atari heute nicht mehr so eine Strahlkraft hat wie vor 50 Jahren, das Logo, das eine stilisierte Version des japanischen Bergs Fuji darstellen soll, steht für viele noch immer für eine auf Entdeckungsreise befindliche Games-Branche, die die eigene Jugend ein wenig bunter und fröhlicher gestaltet hat. (Alexander Amon, 28.6.2022)