Im Gastblog betrachtet Daniel Witzeling den Aufstieg von Peter Kaiser und dessen politische Zukunft.

Vor und um die 2000er Jahre ließ der verstorbene Landeshauptmann von Kärnten, Jörg Haider, die Puppe tanzen. Der jetzige Landeshauptmann Peter Kaiser könnte konträrer nicht sein. Ein sachlicher und korrekter SPÖ-Funktionär, der sich mit Ausdauer und Parteitreue an die Spitze des Landes gearbeitet hat.

Peter Kaiser kam zum geeigneten Zeitpunkt, doch nun steht er vor neuen Herausforderungen.
APA/GERT EGGENBERGER

Keine Charisma-Rakete, kein Populist oder Volkstribun, der auf internationaler Ebene mit Besuchen bei Diktatoren von Saddam Hussein bis hin zu Muammar al-Gaddafi Schlagzeilen macht. Eher der Typus Beamter, der er in seinem Brotberuf als Vertragsbediensteter in einer Ausformung auch eine Zeit lang war. Es ist für lange Zeit still um den Wörthersee geworden. Keine wirklichen Skandale, dafür Kontinuität, aber ebenso die Regentschaft der Durchschnittlichkeit im Kontrast zu den wilden Haider-Jahren.

Regentschaft der Durchschnittlichkeit

Kaiser ist nicht der klassische Siegertyp, obwohl er mittlerweile in seine Rolle als Landeschef gefunden hat. Er kommt aus bescheidenen Verhältnissen, den Sozialdemokraten kauft man dem "Peter" ab. Faktum ist jedoch ebenfalls, dass Kaisers Machtposition mit der Tatsache korreliert, dass seine aktuellen politischen Gegner nicht derart politisch konstituiert sind, dass sie vor lauter Kraft nicht laufen könnten. Ein Benefit, der dem SPÖ-Landeshauptmann in Kärnten in die Karten spielt. Wie ein Duell Kaiser versus Haider aussehen würde, werden wir nie erleben und steht auf einem anderen Blatt.

Vom politischen Angreifer zum Hackerangriff

Einst blies die Ikone der Rechten, der gebürtige Oberösterreicher Jörg Haider, zum Halali gegen “die da Oben“ und die Bonzen in Wien. Kärnten war das Epizentrum der Freiheitlichen Partei Österreichs sowie eines Umbruches, der zur ersten schwarz-blauen Regierung führte. Derartige Ambitionen sind dem belesenen, stets reflektierten und auf seine Contenance bedachten Peter Kaiser fremd. Er hätte die Chance gehabt, im Moment der Schwäche von Pamela Rendi-Wagner die Bundespartei zu übernehmen. Dafür ist der Peter aber erstens zu loyal und besitzt überhaupt keinen Hang zur Intriganz, und zweitens ist er klug genug. zu wissen, dass die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen eine andere ist als jene in der Provinz.

Nun befindet er sich aber trotzdem wegen eines Hackerangriffes gegen die IT des Landes sowie Differenzen um den Klagenfurter Flughafen und dessen Zukunft in der Defensive. Die wirtschaftliche Lage der Menschen, die Folgen der Corona Pandemie sowie Fragen in Bezug auf seine Nachfolge, die sich früher oder später stellen werden, machen das ganze Spiel vor den nahenden Landtagswahlen in Kärnten im Jahr 2023 nicht leichter. Irgendwie ein Sinnbild für das Leben des Peter Kaiser, der nie der politische "Knockouter" war wie der "Thunder on the Right" aus dem Bärental, sondern eher ein Mensch, der durch seine Nehmerqualitäten besticht. Bleibt für ihn zu hoffen, dass seine Ära nicht durch das IT-Dilemma und Probleme mit seinem Koalitionspartner, der ÖVP, wegen des Flughafens in Klagenfurt nun in die letzte Runde geht und mit einer Punkt-Niederlage endet. (Daniel Witzeling, 14.7.2022)

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