Die Benzinpreise sind hoch, auf den Flughäfen herrscht Chaos: Da spielt so manche Reisende, so mancher Reisender mit dem Gedanken, mit dem Zug zu verreisen. Doch was muss man dabei beachten, vor allem, wenn man zum ersten Mal oder seit langem wieder in einen Wagon steigen möchte?

Richtig planen

Wer gerade in den Sommerferien in eine beliebte Urlaubsregion reisen möchte, muss damit rechnen, dass die Züge voll sind. Abgesehen davon lässt sich meist nicht vorhersagen, auf welchen Strecken sich die Massen bewegen. Das gilt gerade im Regionalverkehr. Im Fernverkehr kann das anhand von Daten wie verkauften Tickets und Reservierungen besser kalkuliert werden. Prinzipiell sollte man Stoßzeiten vermeiden.

Ob eine Bahnreise eine Alternative zu einer Flugreise ist, vielleicht der Zug selbst das Ziel eines Urlaubs wird, das muss jede und jeder für sich selbst entscheiden.
Foto: Swiss Travel System/Tobias Ryser

Ein nützliches Tool ist diesbezüglich ÖBB Live: Hier kann man nach konkreten Verbindungen suchen und sieht dann neben dem Bahnsteig und der Wagenreihung auch die Auslastung des jeweiligen Zuges.

Preise vergleichen

Elias Bohun, Gründer des Zugreisebüros Traivelling, dazu: "Man sollte immer Interrail und Standardticketpreise vergleichen." So könne man sich mitunter hunderte Euro ersparen. Während bei Traivelling daran gearbeitet wird, diese Vergleichsoption über die Website in Bälde anzubieten, kann man sich anderer Anbieter bedienen, etwa Omio oder Trainline, wo man ähnlich wie bei einer Flugsuchmaschine nach günstigen Angeboten suchen kann.

In Österreich sollte man Sparschiene-Angebote im Auge behalten oder, wenn man öfter fahren will, die ÖBB-Vorteilscard lösen. Auf der Weststrecke (Wien–Salzburg) ist die Westbahn eine Alternative zur ÖBB. Sie fährt seit 12. Juni auch bis München.

Langweilige Abschnitte mit dem Nachtzug

Ob eine Bahnreise eine Alternative zu einer Flugreise ist, vielleicht der Zug selbst das Ziel eines Urlaubs wird, das muss jede und jeder für sich selbst entscheiden. Für Bohun jedenfalls steht fest: "Wenn man mit dem Zug reist, sollte man, wo immer möglich, Nachtzüge in Betracht ziehen." Weil man sich so, sagt er, ein Hotel erspare und gleich einmal ein großes Stück des Weges schaffe. Wenn man es eilig habe, sei eine Kombination aus Tagzug-Nachtzug-Tagzug optimal.

"Langweilige" Abschnitte können mit dem Nachtzug überbrückt werden, meint der Reiseexperte. Im Bild: der Nightjet nach Zürich.
Foto: Swiss Travel System AG/Tobias Ryser

Sein Tipp also: Langweilige Abschnitte mit dem Nachtzug, wenn es etwas zu sehen gibt, nimmt man den Tagzug. "So plane ich meine Reisen eigentlich immer", erklärt er pragmatisch: "Hin mit dem Tagzug, zurück auf der gleichen Strecke mit dem Nachtzug, weil dann hab ich ja schon alles gesehen." Es zahlt sich, meint er, auf jeden Fall aus, für Übernachtungen auch unbekanntere Städte in Erwägung zu ziehen.

Jedenfalls sollte man eine Reise mit dem Nachtzug so früh wie möglich buchen, schreibt Tim Euler, Betreiber der Website Nachtzug Urlaub im Buch "Nachtzugreisen". Damit könne man sich eine Menge Geld sparen. Weiters rät er, in Komfort zu investieren: "Sitzwagen fährt man einmal und dann nie wieder."

Sitzplatz reservieren

Meldungen über den Rausschmiss von Bahnkunden ohne Sitzplatzreservierungen in überfüllten Zügen haben der heimischen Staatsbahn in den vergangenen Wochen einige Negativschlagzeilen beschert. Für den Zugreiseprofi Bohun ist klar: "Unbedingt reservieren! Die vier Euro ab einer Stunde Fahrzeit – außer bei extremen Randzeiten – sind es vor allem im Sommer immer wert."

Gerade wenn, wie im Sommer, viel los ist, sollte man sich unbedingt einen Sitzplatz reservieren.
Foto: IMAGO/Hanno Bode

Umsteigezeiten miteinkalkulieren

Wenn man einen Direktzug nimmt, dann braucht man sich über diesen Punkt keine Gedanken machen. Wenn man allerdings umsteigen muss, um ans Ziel zu gelangen, sollte man Verbindungen mit weniger als 20 Minuten Umsteigezeit meiden. "Das erspart einiges an Frust", weiß Bohun.

Richtig packen

In Bezug auf den vorherigen Punkt lohnt es sich, eher weniger einzupacken, weil man gerade bei längeren Zugreisen damit rechnen muss, dass man sein Gepäck von Zug zu Zug schleppen muss. Tim Euler rät: "Schlau gepackt ist halb gereist, und sperriges Gepäck wie Sportausrüstung schickt man im Zweifel lieber separat zum Zielort. Da freuen sich erstens die Mitreisenden, und zweitens gibt es zum Teil auch im Zug Obergrenzen für die Gepäckmitnahme." Er hält auch fest: "Da Koffer und Reisetaschen in den manchmal kleinen Abteilen häufig unter den Sitzen verstaut werden, empfiehlt sich ein separater Reiserucksack mit allen Dingen, die man unterwegs braucht."

In Österreich braucht man für die Fahrradmitnahme ein spezielles Radticket.
Foto: ÖBB / Eisenberger

Wie ist es, wenn man zum Beispiel sein Fahrrad mitnehmen möchte? "Das ist kompliziert", meint Bohun, da jeder Zugbetreiber dafür seine eigenen Bestimmungen habe. In Deutschland zum Beispiel ist die Fahrradmitnahme beim in den Sommermonaten gültigen Neun-Euro-Ticket nicht inklusive, wie der "Spiegel" schreibt: "In einigen Verbünden können Fahrräder zu bestimmten Zeiten kostenlos mitgenommen werden, doch oft kosten sie extra." Es hilft also nichts: Wenn man sein Rad unbedingt mitnehmen möchte, muss man sich vorab in die Bestimmungen einlesen.

Auf der ÖBB-Website heißt es dazu: "Sie können Ihr Fahrrad in den meisten Nah- und Fernverkehrszügen mitnehmen. In Österreich brauchen Sie dafür ein spezielles Radticket zum Preis von zehn Prozent des ÖBB-Vollpreises (mindestens jedoch € 2,–) der 2. Klasse für die Fahrtstrecke. Außerdem können Sie Wochen- oder Monatskarten für Ihr Fahrrad kaufen. Für internationale Strecken bieten wir Ihnen das Biking International Ticket zum Preis ab € 12,– an." Im Fernverkehr (Railjet, Railjet Xpress, Intercity, Eurocity, Schnellzug/D-Zug, ICE, Nightjet sowie im Intercitybus von Klagenfurt/Villach nach Venezia bzw. Trieste) muss man einen Platz für das Fahrrad reservieren. Die Reservierung kostet online und über die ÖBB-App drei Euro.

Die ÖBB bietet einen Haus-zu-Haus-Gepäckservice an.
Foto: ÖBB/Philipp Horak

Gepäckservice nutzen

Einen bequemen Service verspricht das Haus-Haus-Gepäck-Angebot der ÖBB. Darunter versteht man den Gepäckversand von Haus zu Haus in Österreich, Südtirol, Deutschland (Festland sowie Inseln Usedom und Rügen) und in die Schweiz. Buchen kann man die Gepäckabholung telefonisch beim ÖBB-Kundenservice oder persönlich am ÖBB-Ticketschalter bis spätestens drei Werktage vor dem gewünschten Abholtermin. Der Haus-Haus-Gepäck-Service ist nur in Verbindung mit einem gültigen ÖBB-Ticket buchbar. Damit kann man zum Beispiel auch das Fahrrad ins Urlaubsdomizil befördern lassen. Die Details gibt's hier.

Das Essen im Bordrestaurant ist eher teuer. Verpflegung sollte man im Zweifelsfall immer dabeihaben.
Foto: ÖBB/Philipp Horak

An die Verpflegung denken

"Eine Wasserflasche muss mit!", schreibt Tim Euler. Und selbstverständlich ein Vorrat an Fressalien: Denn während es in den Fernverkehrszügen der ÖBB ein Bordrestaurant gibt, schaut es in Regionalzügen meist nicht so gut aus. "Das Essen im Speisewagen ist generell nicht billig, aber nimmt manchmal Stress", weiß Elias Bohun. Im ICE oder in den ÖBB-Zügen seien die Speisewagen sehr nett, in Frankreich aber zum Beispiel total ungemütlich. Er rät, sich vor der Abreise anzuschauen, wie die Speisewagen vor Ort aussehen. "Ganz verlassen würde ich mich darauf aber nie, weil oft sind nur wenige Speisen im Angebot, es gibt nichts Vegetarisches etc."

Kinder im Zug

Kleinkinder, also Reisende bis einen Tag vor ihrem sechsten Geburtstag, können in Zügen und Bussen der ÖBB kostenlos und ohne Ticket in Begleitung einer oder eines Erwachsenen mitfahren. Ab sechs Jahren und bis einen Tag vor dem 15. Geburtstag ist der halbe, ab dem 15. Geburtstag der volle Preis zu bezahlen.

Möchte man (nach aktueller Lage) ein Ticket/eine Reservierung für ein Kind unter sechs Jahren online/mobile buchen, geht das derzeit nur, indem man das Alter des Kindes mit zumindest sieben Jahren angibt, damit das System ein eigenes Ticket/eine eigene Reservierung für das Kind anbietet. Die Buchung eines eigenen Liege- oder Schlafwagenplatzes ist dann allerdings zu einem ermäßigten Tarif kostenpflichtig. Beim Sitzplatz bezahlt man zusätzlich nur die Reservierung, nicht das Ticket.
Foto: ÖBB/Harald Eisenberger

Man sollte besonders bei der Buchung für Tickets mit Kleinkindern darauf achten, einen eigenen Sitz-, Liege- oder Schlafwagenplatz für das Kind zu buchen, um Missverständnissen vorzubeugen. Bei offenen Fragen empfiehlt es sich, die ÖBB anzurufen und telefonisch eine Buchung vorzunehmen, teilt die Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte diesbezüglich mit. Der Kinderwagen darf natürlich mit. Näheres findet sich hier.

"Mit dem Interrailpass reisen maximal zwei Kinder mit einem Erwachsenen gratis", berichtet Elias Bohun. Das könne sehr viel Geld sparen: Kinder bis inklusive drei Jahren brauchen keinen Pass, Kinder von vier bis elf Jahren bekommen den Interrailpass kostenlos. (max, 30.6.2022)

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