Es ist eine Momentaufnahme, aber eine durchaus bemerkenswerte: Mit Stichtag 1. Juni – also noch bei weit niedrigeren Infektionszahlen – waren bereits um 18 Prozent mehr Betten in den Spitälern des Wiener Gesundheitsverbunds (Wigev) gesperrt als im Vorjahr.

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Nach zweieinhalb Jahren Pandemie stehen die Wiener Krankenhäuser mit dem Anschwellen der ersten richtigen Sommerwelle vor der nächsten Herausforderung. Dabei sind die aktuellen Belagszahlen, was Corona-Infizierte mit Hospitalisierungsbedarf betrifft, trotz eines Anstiegs in den letzten Wochen noch weitgehend im unteren grünen Bereich. Der Pflegemangel, die steigende Zahl von Erkrankungs- und Quarantänefällen unter Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern oder der Urlaubsabbau führen dennoch schon jetzt zu Engpässen.

Mit Stichtag 1. Juni – also noch bei weit niedrigeren Infektionszahlen – waren bereits um 18 Prozent mehr Betten in den Spitälern des Wiener Gesundheitsverbunds (Wigev) gesperrt als im Vorjahr, wie es auf Anfrage des STANDARD hieß. Das sind im Vergleich zum 1. Juni 2021 fast um ein Fünftel mehr gesperrte Betten, die derzeit nicht für die Versorgung von Patientinnen und Patienten zur Verfügung stehen. Eine Wigev-Sprecherin verwies auf eine "Momentaufnahme". Ein Vergleichswert mit einem aktuelleren Datum war vorerst nicht zu erhalten.

Versorgung von Patienten muss gewährleistet bleiben

Bettensperren in den Wiener Spitälern könne es "aus verschiedenen Gründen" geben, heißt es. Dazu zählen etwa Sanierungen, technische oder personelle Gründe. Genehmigt würden diese aber nur, wenn die Versorgung von Patientinnen und Patienten weiterhin gewährleistet ist. Zudem seien Sperren "mit den anderen Fachbereichen innerhalb des Wiener Gesundheitsverbunds akkordiert".

In einigen Bereichen wird es aber schon knapp: So sind aktuell fünf Stationen in der Klinik Donaustadt (vormals Donauspital – SMZ Ost) von zumindest teilweisen Bettensperren betroffen. Laut Homepage gibt es in der Klinik Donaustadt 17 Abteilungen. Zum STANDARD heißt es von Mitarbeitern, die nicht öffentlich genannt werden wollen, dass vor allem der Pflegemangel dafür verantwortlich sei. Eine Sprecherin des Wigev nennt "punktuelle Personalengpässe" als einen Grund, aber auch Sanierungs- und Wartungsarbeiten sowie Transferprojekte. "Es laufen intensive Recruiting-Maßnahmen, um zusätzliches Personal zu finden." Auch aus anderen Spitälern mehren sich Berichte über gesperrte oder teilgesperrte Stationen.

Dazu kommt, dass die aktuelle Corona-Welle in den Spitälern "schon spürbar" sei. Das mache sich etwa durch Erkrankungsfälle unter Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bemerkbar. Dazu kommen auch Quarantänefälle. Um Ansteckungen im Klinikumfeld möglichst zu vermeiden, muss auf dem Spitalsareal konsequent eine FFP2-Maske getragen werden. Dazu kommen laut Wigev engmaschige PCR-Testungen und strenge Besuchsregeln. So müssen Besucherinnen und Besucher einen negativen PCR-Test vorweisen, der nicht älter 48 Stunden ist.

Vor allem auf den Normalstationen gab es zuletzt einen leichten Anstieg. Am Mittwoch um elf Uhr waren im Spitalsverbund 159 Corona-Normalbetten belegt, vor einer Woche waren es 120. Dafür ist die Situation im sensiblen Bereich der Intensivstationen weiterhin entspannt: Am Mittwoch um elf Uhr gab es im Wigev 14 Corona-Intensivpatientinnen und -patienten. Das ist ein Wert, der durchaus im grünen Bereich liegt.

Probleme in steirischen Spitälern

Auch in steirischen Landesspitäler spitzt sich die Lage zu: Nachdem Ärzte abgewandert sind, ist etwa in der Obersteiermark stellenweise die Rund-um-die-Uhr-Versorgung nur noch schwer aufrechtzuerhalten. Steiermark-weit, auch im Zentralspital in Graz, ist die Betreuungssituation durch den Ausfall von Pflegekräften ebenfalls bereits prekär. (David Krutzler, 30.6.2022)