Künftig sollen mehr Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger an Österreichs Schulen unterrichten.

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Es sei nichts "Alltägliches", sagte Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), was er und Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) am Mittwoch nach dem Ministerrat präsentierten: Es geht um die Dienstrechtsnovelle, mit der man den Einstieg ins Schulwesen attraktivieren will. Aber wie? Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger, die keine Lehramtsausbildung gemacht haben, sollen künftig leichter in den Lehrerberuf wechseln können – und das zu besseren Konditionen, kündigte Polaschek an. Mit diesem Schritt will die Regierung dem Lehrkräftemangel an Österreichs Schulen entgegenwirken. Fixiert wurde auch das Fortbestehen der Sommerschule.

Polascheks "Meilenstein"

Österreichs Schulen greifen schon seit Jahren auf Quereinsteiger zurück, ein Novum ist der Schritt also nicht. Laut Polaschek seien aber nun neue Rahmenbedingungen geschaffen worden: Zuvor wurden Neo-Lehrerinnen mit befristeten Sonderverträgen eingesetzt. Künftig wolle man ihnen längerfristige Perspektiven bieten – ohne befristete Verträge und ohne Gehaltsabschläge. Außerdem soll die Gruppe erweitert werden: Für den Einstieg in die Schule braucht es demnach nicht mehr ein facheinschlägiges Studium, sondern nur mehr ein fachverwandtes. Mindestens drei Jahre Berufspraxis müssen die Anwerber vorweisen. "Vom Arbeitsbüro ins Klassenzimmer", resümiert Kogler.

Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) und Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) nach dem Ministerrat.
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Begründet wird diese Reform, die Polaschek als "Meilenstein" tituliert, unter anderem mit dem Lehrermangel, den viele Schulen in Österreich derzeit beklagen. Man werde mit den Quereinsteigerinnen zwar nicht alles abdecken können, allerdings werde das Problem größer gemacht, als es sei, sagte Polaschek sinngemäß. "Es ist nicht so, dass Klassen im Herbst nicht bespielt werden können." Die Situation sei in den Bundesländern höchst unterschiedlich, der Lehrkräftemangel trete "punktuell in einigen Fächern" auf. Er nennt hier Vorarlberg als Beispiel. Man werde jedenfalls versuchen, weitere Maßnahmen zu finden. Fest steht dennoch: Viele Bundesländer beklagen Engpässe, wie DER STANDARD bereits berichtete.

"Wir müssen schauen, dass wir mehr Lehrkräfte zur Verfügung haben. Dafür braucht es ein neues Lehrerbild der Zukunft." Die 120.000 Lehrerinnen und Lehrer, die jungen Menschen durch Bildung Chancen eröffnen, verdienen jedenfalls entsprechende Wertschätzung und Achtung, sagt Polaschek.

Sommerschule mit Bezahlung

Mehr Wertschätzung in monetärer Form gibt es heuer auch für Lehramtsstudierende und Lehrer, die in den letzten zwei Ferienwochen in den Sommerschulen im Einsatz sind: Eine finanzielle Abgeltung von 30 Euro pro Stunde und ECTS-Punkte bekommen Studierende, Lehrerinnen können wählen, ob sie entweder 50 Euro pro Stunde oder Abschlagsstunden im kommenden Schuljahr in Anspruch nehmen. Auch die Schulleitungen erhalten gestaffelt eine Abgeltung.

Ein Problem war in den vergangenen Jahren die Personalsuche. Mit der nunmehrigen Bezahlung sei diese sichergestellt, sagt Polaschek. Vorrangiges Ziel der Sommerschule ist, Lernrückstände aufzuholen. Kogler hob insgesamt hervor, dass von der Sommerschule vor allem jene profitierten, deren Eltern weniger Geld hätten und sich dadurch keine Nachhilfe leisten könnten. (Elisa Tomaselli, 29.6.2022)