Gerade bei den steigenden Corona-Zahlen in ganz Europa gilt: Am besten schützt man sich mit einer FFP2-Maske.

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Endlich Urlaub, nichts tun müssen und genießen – mit dieser Vorstellung packen die meisten ihre Koffer. An Medikamente denken viele nicht. Wer will in den Ferien schon krank sein? Trotzdem kommt es immer wieder vor, und dann ist es gut, gerüstet zu sein. Denn nicht immer ist am Urlaubsort alles verfügbar. Oft gibt es andere Medikamente als die vertrauten – oder in anderer Dosierung. Und auch Sprachbarrieren können beim Gang in die Apotheke zum Problem werden.

Was soll also unbedingt in den Koffer hinein? Diese Frage ist gar nicht so eindeutig zu beantworten, denn es kommt darauf an, welche Art von Urlaub geplant ist, wer mitkommt und – natürlich – wohin die Reise geht. "Für einen Städtetrip braucht man normalerweise weniger in der Reiseapotheke als für lange Bergtouren", weiß die Apothekerin Katharina Wiesner.

Zusätzlich zum Befüllen der Reiseapotheke sollte man auch die medizinische Versorgung vor Ort noch vor Reiseantritt prüfen. Die Expertin rät: "Wenn ich in ein Land mit schlechter medizinischer Versorgung reise, gehören sicher mehr Medikamente in den Koffer als beim Urlaub in einem klassischen Touristenziel." Ein paar Dinge sollten aber immer dabei sein, egal an welchen Urlaubsort es einen verschlägt. Ein Überblick.

Frage: Was sollte in keiner Reiseapotheke fehlen?

Antwort: Egal wohin die Reise geht, Medikamente gegen Fieber und Schmerzen, etwas gegen Magen-Darm-Beschwerden und natürlich Desinfektionsspray, Wundheilsalbe und Verbandszeug für kleinere Verletzungen sollten immer dabei sein. Gegen Insektenstiche oder starken Sonnenbrand empfiehlt Wiesner ein lokales Antihistaminikum in Form von Salben und Cremes. Da auch Erkältungen im Urlaub vorkommen, sind "klassische Medikamente gegen Erklärungskrankheiten wie Husten, Schnupfen und Halsweh in der Reiseapotheke gut aufgehoben", weiß die Apothekerin. Und natürlich darf der Sonnenschutz nicht fehlen.

Am wichtigsten sei, an die Dauermedikation zu denken. "Alle Medikamente, die man täglich benötigt, sollten am besten im Handgepäck mitgenommen werden." Für den Fall, dass ein Medikament verlorengeht, hilft es, die ärztliche Verordnung oder zumindest ein Foto davon ebenfalls immer im Handgepäck dabeizuhaben.

Frage: Was gehört in die Reiseapotheke, wenn ich mit Kindern unterwegs bin?

Antwort: Wer mit Kindern verreist, braucht für die Grundausstattung ähnliche Medikamente wie für Erwachsene, nur eben jene Varianten, die für Kinder zugelassen sind. Gut wäre, die gleiche Arznei zu nehmen, die auch zu Hause schon verwendet wurde, so kann man sicher sein, dass sie vom Kind auch vertragen wird. Nur bei Zäpfchen für Babys und Kinder gibt die Apothekerin zu bedenken, "dass eher ein Fiebersaft empfehlenswert ist, denn Zäpfchen können bei hohen Temperaturen leicht schmelzen".

Da Babys und Kinder bei Magen-Darm-Erkrankungen schnell viel Flüssigkeit verlieren, ist auch eine Elektrolytlösung aus der Apotheke empfehlenswert. "Diese gleicht den Flüssigkeits- und Mineralstoffverlust bei Durchfall oder Erbrechen schnell wieder aus", erklärt Wiesner. Und die Expertin hat noch einen Tipp: "Ich empfehle, schon vorab die medizinische Versorgung am Urlaubsort zu überprüfen." Dazu gehört, die Entfernung der nächsten Ambulanz und des nächsten Kinderarztes herauszufinden. "So hat man alle wichtigen Infos im Notfall bereits parat."

Frage: Stichwort Corona: Sollte meine Reiseapotheke im Moment noch andere Medikamente beinhalten?

Antwort: Natürlich wünscht es sich niemand, doch auch im Urlaub ist eine Corona-Infektion möglich. Wer nicht zu einer vulnerablen Gruppe gehört, braucht aber keine zusätzlichen Medikamente einzupacken: "Symptomatische Behandlungen bei leichten Verläufen können gut mit den üblichen Erkältungsmitteln abgedeckt werden." Wiesner weist aber auf ein anderes Versäumnis hin: "Durch die Pandemie sind bei manchen Impflücken entstanden." Womöglich ist eine Auffrischung verschiedener Impfungen wie FSME oder Hepatitis notwendig. "Gut wäre in diesem Fall eine Auffrischung noch vor Reiseantritt."

Häufig sind auch die Corona-Testmöglichkeiten am Urlaubsort nicht bekannt. Am besten also, es kommen auch ein paar Antigentests in die Koffer. Auch FFP2-Masken sollten nicht fehlen – für den Schutz vor einer Infektion, aber auch, falls eine Infektion festgestellt wird, um andere Reisende zu schützen.

Frage: Wenn man in ein Land mit hohen Temperaturen reist, welche Medikamente sollten in den Koffer und welche ins Handgepäck?

Antwort: Ins Handgepäck sollten am besten alle Medikamente, aber vor allem jene, die täglich eingenommen werden müssen – auch für den Fall, dass der Koffer verlorengeht. Beim Fliegen sind abschwellende Nasentropfen im Handgepäck eine gute Wahl. "Vor allem, wenn man mit Kleinkindern oder Babys unterwegs ist, da sie den Druckunterschied in der Kabine noch nicht so gut ausgleichen können wie Erwachsene", erklärt die Expertin. Wer Medikamente braucht, die kühl aufbewahrt werden müssen, wie etwa Insulin, sollte unbedingt eine kleine Kühltasche im Handgepäck dabeihaben.

Falls nicht alle Medikamente ins Handgepäck passen, können etwa Erkältungsarzneien auch in den Koffer. Denn bei den meisten Medikamenten sind kurze Temperaturschwankungen nicht bedenklich. "Am besten, man fragt noch einmal in der Apotheke nach, welche Medikamente das genau sind", empfiehlt Wiesner, und sie hat noch einen Tipp für Autofahrten: "Im Auto ist die Reiseapotheke unter dem Beifahrersitz am besten aufgehoben, weil es dort am kühlsten bleibt. Bitte niemals ins Handschuhfach geben – hier können die Temperaturen rasch ansteigen."

Frage: Was sollten Allergiker bedenken?

Antwort: Wer eine Hausstaub- oder Tierallergie hat, könnte vorher im Hotel nachfragen, ob es dort Teppichboden gibt und Haustiere erlaubt sind. Die Apothekerin rät: "Am besten, man erkundigt sich bereits vor der Buchung. Auf jeden Fall sollten Antihistaminika bei Allergikern immer dabei sein. Für alle, die auf Pollen allergisch reagieren, ist es sinnvoll nachzuschauen, wann im Urlaubsland die Pollensaison startet, denn: "In Skandinavien etwa beginnt sie erst etwas später als bei uns."

Frage: Falls ich das ein oder andere Medikament vergessen habe, welche Hausmittel gibt es, die ich vor Ort anwenden kann?

Antwort: Bei einem Sonnenbrand hilft alles, was kühlt. Aloe vera spendet zusätzlich Feuchtigkeit, aber auch Topfen und Joghurt können auf die gerötete Haut gestrichen werden.

Damit es erst gar nicht zu Magen-Darm-Beschwerden kommt, rät die Expertin: "Alle Speisen sollten gut durchgegart sein, und auch Obst sollte im besten Fall nur geschält gegessen werden." Falls es dennoch zu Durchfall oder Erbrechen kommt, helfen "Wärme und Tee. Kamille-, Fenchel- oder Pfefferminztee sind fast überall zu bekommen", weiß Wiesner. Auch Quellstoffe wie Leinsamen oder Flohsamenschalen sind empfehlenswert. Bei Durchfall wird am besten ein geriebener Apfel oder Karottensuppe gegessen, und bei Verstopfung ist Dörrobst eine gute Idee. (Jasmin Altrock, 1.7.2022)