Auf Plakaten warnen Aktivistinnen vor der Rückkehr zu archaischen – und äußerst gefährlichen – Methoden der Abtreibung angesichts des Entscheids des US Supreme Courts. Abtreibungspillen sind da ein verbleibender Ausweg – den Facebook-Besitzer Meta aber nun indirekt erschwert.

Foto: Rogelio V. Solis / AP

Ein aktueller Entscheid des Obersten Gerichtshofs sendet weiterhin Schockwellen durch die US-Politik. Wird damit doch das Selbstbestimmungsrecht von Frauen über ihren Körper infrage gestellt, in vielen Bundesstaaten läuft dies auf ein Totalverbot von Abtreibungen hinaus – selbst im Fall von Vergewaltigungen oder Inzestfällen.

Über Daten reden wir lieber nicht

In dieser Situation wird auch die Reaktion von Tech-Unternehmen mit besonderem Interesse verfolgt. Immerhin besitzen diese viele Daten, die für Strafverfolgungsbehörden von Interesse sein könnten, um Frauen, die eine Abtreibung vornehmen, zu kriminalisieren. Während sich die betroffenen Firmen in Hinblick auf eine – mittlerweile angesichts des neuen Bedrohungsszenarios auch von der Politik vermehrt geforderte – Stärkung der Privatsphäre bisher eher bedeckt geben, sorgt der Facebook-Hersteller nun für weitere Verunsicherung.

Löschung

In den vergangenen Tagen wurden auf Facebook und Instagram zahlreiche Postings entfernt, in denen über Abtreibungspillen diskutiert wurde. Solche Pillen dürften in der aktuellen Situation aber für viele Frauen die sicherste Option sein, einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen zu können, ohne eine Reise in einen anderen Bundesstaat auf sich nehmen zu müssen.

Bei Meta bestätigt man auf Rückfrage der Associated Press den Vorfall, spricht aber von einem "Versehen" der eigenen Content-Moderation. Im Kampf gegen betrügerische Angebote wurden in den vergangenen Jahren Angebote für medizinische Produkte über die beiden Plattformen generell verboten. In diesem Fall wurden aber bereits Diskussionen zu dem Thema entfernt – was eigentlich sowohl laut den Instagram- als auch Facebook-Richtlinien erlaubt sein sollte.

Reaktion

Meta verspricht nun jedenfalls, der Angelegenheit nachzugehen und sicherzustellen, dass solche Dinge in Zukunft nicht mehr vorkommen. Bisher scheint man damit aber noch nicht zu den eigenen Mitarbeitern durchgedrungen zu sein. In einem Test von Motherboard wurden sämtliche Postings, in denen Nutzer sich über das Weiterschicken entsprechender Medikamente austauschten, umgehend entfernt.

Selbst ein Widerspruch gegen die Löschung brachte in den meisten Fällen nichts, die Content-Moderation beharrte darauf, dass es sich dabei um nicht erlaubte Postings handle. Übrigens ist diese Vorgehensweise nicht einmal auf die USA beschränkt, es wurden auch Beiträge aus anderen Ländern gelöscht. Im Fall von Motherboard ging es nach einigen Versuchen gar so weit, dass das Konto der Nachrichtenseite für 24 Stunden komplett gesperrt wurde.

Meta fällt negativ auf

Bei von der aktuellen Situation Betroffenen lösen solche Vorfälle natürlich noch einmal frische Verunsicherung aus – und bringen Meta neue Kritik ein. Unter den großen Tech-Konzernen war der Facebook-Hersteller aber auch schon davor durch seltsame Reaktionen aufgefallen.

Wo andere zumindest öffentlich ihren Support für das Selbstbestimmungsrecht für Frauen kundtun und auch konkrete Maßnahmen zur Unterstützung von betroffenen Mitarbeiterinnen setzen, reagierte Meta zunächst mit einem Verbot sämtlicher firmeninternen Diskussionen zu dem Thema. Bereits bestehende Threads wurden gar gelöscht. Zumindest schloss sich Meta mittlerweile bei anderen IT-Firmen schon länger bestehenden Maßnahmen an, etwa die Übernahme sämtlicher Kosten für Mitarbeiterinnen, die in einen anderen Bundesstaat für eine Abtreibung fahren müssen. (apo, 29.6.2022)