Hatte bisher einen äußerst unruhigen Start: Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP).

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Seit dem Wochenende wird Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Denn Chats legen nahe, dass Totschnig für die Bauernzeitung womöglich Inserate beim Finanzministerium gekeilt haben dürfte. Das wies der Minister bisher vehement von sich, er sei nur um Kontaktherstellung ersucht worden. Einen operativen oder redaktionellen Einfluss auf die Bauernzeitung habe er als damaliger Direktor des Bauernbunds nicht gehabt. Doch nun tauchte im ÖVP-Untersuchungsausschuss eine E-Mail-Korrespondenz auf, die Totschnig weiter unter Druck bringt.

Wie das Ö1-Morgenjournal berichtete, soll sich im November 2018 der Anzeigenleiter der Bauernzeitung an einen Pressesprecher des Finanzministeriums gewandt haben. "Sehr geehrter Herr Mag. Pasquali (Johannes Anm.)", soll es darin heißen, "ich beziehe mich auf das Gespräch zwischen Ihnen und Herrn Direktor Totschnig, gerne bieten wir Ihnen nachstehend ein Kooperationsangebot an." Dem sei das Angebot für zwei ganzseitige Inserate in der Bauernzeitung gefolgt. Kostenpunkt: jeweils 16.500 Euro netto, abzüglich 15 Prozent Sonderrabatt.

"Vielen Dank!! Hat geklappt!!"

Noch am selben Tag soll Totschnig dann dem damaligen Generalsekretär im Finanzministerium, Thomas Schmid, getextet haben: "Vielen Dank!! Hat geklappt!!" Zuvor wandte sich ein Mitarbeiter des Finanzministeriums an Schmid und richtete aus, dass Totschnig einen Rückruf wünsche: "Stichwort Bauernzeitung". Schmid antwortete, dass er das mit dem Pressesprecher klären solle.

Welche Rolle spielte Totschnig also wirklich in der Angelegenheit? Laut Ö1 bleibt das Landwirtschaftsministerium dabei, dass Totschnig bloß einen Kontakt hergestellt habe. Durch die nun aufgetauchte E-Mail-Korrespondenz sehe man sich darin sogar bestätigt.

Die SPÖ erhob zuletzt auch den Vorwurf, das Landwirtschaftsministerium könnte 2017 durch Zahlungen an Medien des Bauernbunds ihre Schulden bei ebendiesem beglichen haben. Im Fokus steht dabei eine Summe von 300.000 Euro, die an die Bauernzeitung geflossen sein soll.

Das Pikante dabei: Laut einem Hinweisgeber, der sich an die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) wandte, sollen die Schulden der ÖVP beim Bauernbund in jenem Jahr erlassen und folglich das Inseratenvolumen bei der besagten Zeitung durch das Ministerium von Ex-Ministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) deutlich erhöht worden sein. Die gestiegenen Ausgaben erklärt das Ressort mit einem Auftrag für ein Magazin, das europaweit ausgeschrieben worden sei. Den Zuschlag bekam letztlich jener Verlag, in dem auch die Bauernzeitung erscheint. Totschnig schaltete kürzlich in der Causa die Interne Revision ein. (Jan Michael Marchart, 29.6.2022)