Der Akademiehof, Sitz von "Österreich" und "Oe24".

Foto: Robert Newald

Die Mediengruppe Österreich hat ihre Büroflächen deutlich reduziert. Das zeigen Angebote mehrerer Immobilienmakler, die ein Stockwerk im sogenannten Akademiehof an der Wiener Friedrichstraße betreffen. Die Fläche wurde zuletzt von der Mediengruppe genutzt.

1.333,5 Quadratmeter in "bester Innenstadtlage" werden in öffentlichen Annoncen von insgesamt fünf Maklern beworben. Ehestmöglicher Einzugstermin: Anfang Juli.

Nach STANDARD-Informationen handelt es sich um das dritte Stockwerk im Akademiehof, das unter anderem die Anzeigenvermarktung genutzt hat. Niki Fellner, nun CEO der Gruppe, bestätigt auf Anfrage: "Wir haben uns bereits Anfang des Jahres dazu entschieden, ein bisher nur teilweise genütztes Stockwerk an den Vermieter zurückzugegeben. Die Abteilungen – Teilbereiche von Sales und Verwaltung – sind bereits vor Monaten in ein anderes Stockwerk gezogen, um die Arbeitsabläufe zu vereinfachen und effizienter zu gestalten, was im Übrigen hervorragend funktioniert hat."

320.000 Euro im Jahr

Das Stockwerk wird nun für 20 Euro Miete pro Quadratmeter angeboten. Bei 1.333,5 Quadratmetern sind das immerhin 26.670 Euro pro Monat beziehungsweise gut 320.000 Euro pro Jahr. Eigentümer ist die S-Immo AG.

DER STANDARD ersuchte die Fellners am Mittwoch zudem um Auskunft, in welchem Zusammenhang die ausgeschriebenen Büroflächen mit der Bestellung von Sanierungsberater Andreas Pres als Geschäftsführer zentraler Firmen der Mediengruppe stehen. Dazu gibt es bisher keine Stellungnahme. Der Hamburger Unternehmensberater Pres ist nach Angaben seiner Beratungsfirma auf Restrukturierung, Sanierung, Kommunikation mit Gläubigern sowie neue Geschäftsmodelle spezialisiert.

In der Legende des Grundrisses, der den Immobilienannoncen angefügt ist, steht der Vermerk "Oe24".
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Die fünf Firmen, bei denen Pres Geschäftsführer wurde, wiesen in den jüngsten verfügbaren Jahresabschlüssen (für 2020) Verbindlichkeiten von 54, zweimal rund 21 sowie 6,6 und 5,5 Millionen Euro aus. Solche Verbindlichkeiten können auch gegenüber Firmen der Mediengruppe Österreich (MGÖ) bestehen. Die MGÖ besteht aus mehreren Dutzend Unternehmen mit unterschiedlichen Firmen, Stiftungen und Personen als Eigentümern.

Spekulationen über Gläubigerverhandlungen

Jegliche Spekulationen über Druck der Gläubiger auf die Mediengruppe Österreich wies Fellner stets von sich. Der Chefredakteur der Konkurrenzzeitung "Heute", Christian Nusser, spekulierte auf Twitter über angebliche hohe zweistellige Millionenbeträge, auf die Banken im Zuge einer Lösung verzichten sollten. Die Mediengruppe Österreich kündigte daraufhin an, Nusser wegen Kreditschädigung und auf Unterlassung zu klagen, seine Informationen seien falsch.

Anfang des Jahres bestätigte Wolfgang Zekert, einer der Geschäftsführer der Mediengruppe Österreich, der APA nach einer Frühwarnung an das AMS, eine Strukturreform einleiten zu wollen. Auch Personal sollte abgebaut werden. Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen sind, ist nicht bekannt. (Harald Fidler, Laurin Lorenz, 29.6.2022)