Die elektronische Vernetzung der Welt hat einen wichtigen Nebeneffekt: Man kann, großteils aus "offenen" Quellen, Verbrechen, vor allem Kriegsverbrechen zuordnen. Amnesty International hat soeben das Ergebnis monatelanger Recherchen veröffentlicht, wonach die Bombardierung des Theaters in Mariupol am 31. März ein "eindeutiges Kriegsverbrechen russischer Truppen" war – also ein gezielter Angriff auf Zivilisten.

Die G7 hat den Raketeneinschlag auf einen Supermarkt in Krementschuk bereits als Kriegsverbrechen bezeichnet.
Foto: AP Photo/Efrem Lukatsky

Amnesty sammelte Augenzeugenberichte, analysierte Satellitenbilder, Radardaten und authentisches Fotomaterial. Demnach wurde das Theater von russischen Bombern mit zwei 500-Kilo-Bomben belegt, obwohl auf dem Vorplatz in riesigen Lettern "Kinder" aufgemalt war.

Ähnliches ist beim Raketeneinschlag in einem Supermarkt in Krementschuk zu erwarten. Die G7 hat das bereits als Kriegsverbrechen bezeichnet. Die Russen sprechen von einem "Versehen". Jedenfalls passt es zu den kriegsverbrecherischen Methoden, um die Ukrainer einzuschüchtern.

Schon vor Jahren hat die Plattform Bellingcat, ebenfalls auf offene und gehackte Quellen gestützt, nachgewiesen, dass das malaysische Passagierflugzeug 2014 von Donbass-Separatisten mit russischen Raketen abgeschossen worden ist. Auch die Identität der Nawalny-Vergifter kam so auf.

Die Russen sind Könner beim Erzeugen von Fake-Cyber-News. Aber ihre Kriegsverbrechen sind nicht mehr sicher. (Hans Rauscher, 29.6.2022)