Kurt Tutschek zeigt im Gastblog Fotos vieler ausgestorbener Berufe. 

Die Darstellung von Wiener "Volkstypen" hat lange Tradition. Noch bevor sich die Fotografie ab den 1860ern langsam durchzusetzen begann, wurde die sprichwörtliche Wiener Seele in Form ihrer Berufsgruppen in bunten Druckgrafiken idealisiert. Das Fotostudio von Otto Schmidt übertrug dann erstmals zur Mitte der 1870er Jahre diese "Wiener Typen" in die Sprache der Fotografie.

Viele heute ausgestorbene Berufe hielt Schmidt fest: das Wäschermädl, den Schusterbuben, die Händlkramerin, Dienstmänner und Lumpensammler. Einige der Fotos, die in einer Sammelmappe verkauft wurden, zeigen allerdings auch "Wiener Typen", die heute noch existieren: die Verkäuferin vom Naschmarkt, eine Sexarbeiterin ("Grabennymphe"), und natürlich darf auch der legendäre Hausmeister nicht fehlen.

Doch die dargestellten Szenen zeigen mitnichten das reale Leben: Otto Schmidt fotografierte nicht nur echte Wiener Originale, sondern engagierte auch Schauspielerinnen und Schauspieler um professionellere Bildwirkungen zu erzielen. Die meisten Bilder entstanden in seinem Atelier, wie in vielen Fotos an den sich wiederholenden Studiohintergründen eindeutig erkennbar ist.

Dienstmänner
Wien Museum | CCO
Fiaker – fahr'mer Euer Gnad'n
Wien Museum | CCO
A harbe God'l vom Naschmarkt
Wien Museum | CCO
Hendlkramerin (Geflügelhändlerin)
Wien Museum | CCO
Hundeverkäufer am Graben
Wien Museum | CCO
D'Hutschn (im Wurstelprater)
Wien Museum | CCO
's Millimad'l (Milchmädchen)
Wien Museum | CCO
Schusterbub'
Wien Museum | CCO
Scheernschleifer
Wien Museum | CCO
Grabennymphe (Prostitiuierte, Sexarbeiterin)
Wien Museum | CCO
Orangenverkäufer
Wien Museum | CCO
Lumpensammlerin
Wien Museum | CCO
Pfannenflicker
Wien Museum | CCO
Stubenmäd'l
Wien Museum | CCO
Stiefelputzer
Wien Museum | CCO
Werkelmann
Wien Museum | CCO
Wäschermad'l
Wien Museum | CCO
Unser Hausmeister
Wien Museum | CCO

Die Sammlung dürfte sich sehr gut verkauft haben, da sowohl von Schmidt als auch anderen Fotografen in den folgenden Jahrzehnten immer wieder ähnliche Serien produziert wurden. (Kurt Tutschek, 2.7.2022)

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