Geht es nach dem OeNB-Direktorium, könnten hier die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter künftig auch trainieren.

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Mitten in den heißen Sommer hat das Direktorium der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) eine schlechte Nachricht für deren Belegschaft platzen lassen, die vor allem Sportliche sehr schmerzen dürfte. Hält das Vorhaben der OeNB-Chefs rechtlich, dann werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Pensionistinnen und Pensionisten sowie ihre Familien die fast sechs Hektar große Freizeit- und Sportanlage in Langenzersdorf bei Wien bald nicht mehr nutzen können.

Denn: Per Ende des Jahres hat das Direktorium jenen Teil der "Wohlfahrtsbetriebsvereinbarung" gekündigt, mit dem es die Sportstätte, konkret den dazugehörigen Erholungs- und Sportverein (ESV), unterstützt. Das wurde dem Zentralbetriebsrat im Hause OeNB vor kurzem eröffnet. Die Liegenschaft der Sportanlage Langenzersdorf, die laut Homepage "keine Wünsche offen lässt", soll anderweitig verwertet werden.

In der OeNB-eigenen Sportanlage Langenzersdorf soll bald Poolsperrstunde sein.
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Betriebsrat wehrt sich

Und: Nach der jüngsten Schlappe des Direktoriums (man wollte das Dienstrecht für bestimmte Mitarbeiter erneuern, das ist mangels ausreichender Zustimmung der Betroffenen nicht gelungen) dräut ein neuer Konflikt mit dem Betriebsrat. In einem Townhall-Meeting am vorigen Freitag hat der Zentralbetriebsrat die Belegschaft über die Angelegenheit informiert und rechtliche Schritte angekündigt. Er wird die Teilkündigung der Betriebsvereinbarung vor dem Arbeits- und Sozialgericht Wien wohl anfechten und eine entsprechende Klage einbringen.

Das weitläufige Areal der Sportanlage Langenzersdorf an der Stadtgrenze zu Wien-Floridsdorf mit zehn Tennisplätzen, Fußball-, Rugby- und Beachvolleyballfeldern, Minigolfanlage, großem Swimmingpool, Schießanlage und Kegelbahn gehört der BML GmbH. Die ist eine Tochter der OeNB-eigenen IG Immobilien, die die Liegenschaften der Notenbank entwickelt und verwertet. Pächter der Sportanlage ist der ESV, der weit mehr als tausend Mitglieder hat. Seit 2017 steht die Anlage auch Nicht-Notenbankern offen, gegen Bezahlung. So finden dort auch regelmäßig Sommercamps für Kinder statt, Seminarräume werden vermietet.

Kritik des Rechnungshofs

2015 hatten die Förderungen der OeNB für den Sportverein bzw. die damals noch 7,3 Hektar große Anlage für harsche Kritik des Rechnungshofs gesorgt. Zwischen 2009 und 2013 hatte die OeNB rund 1,92 Millionen Euro dafür springen lassen, drei Dienstnehmer für die Verwaltung abgestellt, Notenbanker, die an Wettbewerben teilnahmen, hatten Sonderurlaub bekommen – in Medien war von Privilegien die Rede. In der Folge hat die OeNB rund zwei Hektar des Areals abgetrennt, zu dessen erhofftem Verkauf ist es aber nicht gekommen. Der Interessent sprang ab, ein neuer hat sich nicht gefunden.

Ja, und was hat das Direktorium nun vor mit der "weitläufigen" Liegenschaft, die laut Homepage "keine Wünsche offen lässt", und mit der Unterstützung der körperlichen Ertüchtigung und Gesunderhaltung der rund 1.200 Mitarbeiter? Die soll dem Vernehmen nach "niederschwelliger und zeitgemäßer" angelegt werden. Angedacht ist etwa die Beteiligung der OeNB an Mitgliedsbeiträgen für Sportvereine oder Fitnessstudios und die Einrichtung von Fitnessräumen im altehrwürdigen Bankgebäude am Wiener Otto-Wagner-Platz.

Areal soll verwertet werden

Das Areal in Langenzersdorf soll "betriebswirtschaftlich sinnvoll" verwertet werden, ein Verkauf wird ebenso geprüft werden wie die Errichtung von Wohnungen. Das allerdings setzte die Umwidmung des Areals voraus – und die Zulässigkeit der Teilkündigung der Wohlfahrtsbetriebsvereinbarung.

Die ist übrigens nicht die einzige Maßnahme, mit der das Direktorium auf Konfrontationskurs im Hinblick auf den Betriebsrat geht. Abgeschafft werden sollen ab 2023 auch die OeNB-Zuschüsse zum Karenzgeld und die hauseigene Geburtenbeihilfe. (Renate Graber, 1.7.2022)