Bei Neubauten und im Bestand gibt es im gemeinnützigen Sektor in Wien Wartelisten.

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Wer leistbare Wohnungen in Ballungszentren bauen möchte, steht vor vielen Herausforderungen. Unter den hohen Grundstückskosten in Wien ächzen die gemeinnützigen Bauträger schon seit langem, durch Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg sind aber auch die Baukosten explodiert.

Aus dem freifinanzierten Bereich hört man mittlerweile, dass Projekte angesichts der Kostenexplosion verschoben oder auf "Hold" gestellt werden. Ähnliches wusste bei einem Pressegespräch auch Klaus Baringer, Obmann des Österreichischen Verbands gemeinnütziger Bauvereinigungen, zu berichten: So habe es bereits Ausschreibungen für Projekte gegeben, bei denen die Preise bei den Angeboten seit Jänner um 30 Prozent gestiegen sind, fallweise sogar um 80 Prozent. "Eine solche Ausschreibung kann man kübeln", sagt Baringer.

Heiße Phase aussitzen

Um die Kosten zu senken, gehe man in solchen Fällen in die Ausschreibung von Einzelgewerken. Wenn die Kosten dann immer noch zu hoch sind, müsse man diese Phase der "übertriebenen" Baukosten aussitzen. Wann sich die Baukosten wieder beruhigen, weiß derzeit zwar niemand – bei den Gemeinnützigen hofft man aber auf eine Trendwende ab Herbst.

Eine gute Nachricht ist aus Sicht der Gemeinnützigen aber, dass in Wien vor wenigen Tagen eine Erhöhung der Wohnbauförderung von 510 auf 810 Euro pro Quadratmeter Nutzfläche beschlossen wurde. Insgesamt seien die Ausgaben für Wohnbauförderung in den Bundesländern seit 2008 aber von 1,8 auf 1,3 Milliarden Euro pro Jahr zurückgegangen.

Das in den letzten Monaten in vielen Bundesländern diskutierte Thema Wohnungsleerstand sei im gemeinnützigen Sektor kein Thema. Im Gegenteil: "Wir haben im Bestand und im Neubau lange Wartelisten", sagt Michael Gehbauer, Obmann des Vereins für Wohnbauförderung, über die Situation in Wien. Offiziell leerstehende Wohnungen gebe es daher nur dann, wenn eine Wohnung nach Jahrzehnten frei wird und diese dann generalsaniert und beispielsweise an die Fernwärme angeschlossen wird. Auch hier macht sich die Materialknappheit beim Bauen bemerkbar: Früher habe eine solche Sanierung zwei bis drei Monate gedauert, heute ist es ein halbes Jahr.

Leerstand kein Thema

Der Vermietung auf Airbnb hat man im Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz (WGG) vor einigen Jahren einen Riegel vorgeschoben, hier gebe es auch immer wieder Gerichtsverfahren und Kündigungen, berichtet Baringer, der auch Vorstandsdirektor der Gesiba ist. Dazu, dass die günstigen Wohnungen nur zum Schein als Hauptwohnsitz genutzt werden, die Mieterinnen und Mieter hier aber kaum wohnen, gebe es immer wieder Meldungen von Nachbarn. Rechtlich sei dagegen aber schwieriger vorzugehen.

Großes Thema ist im gemeinnützigen Sektor auch die Ökologisierung, hier sieht man sich aber auf einem guten Weg, etwa was die Umrüstung auf Fernwärme und andere Heizsysteme angeht. Zur Nachverdichtung bei Bestandsgebäuden oder dem Aufstocken von einstöckigen Gewerbeflächen mit Wohnungen gebe es zwar bereits Projekte, aber nur vereinzelt: "Wir wären da oft mutiger", sagt Gehbauer, der Geschäftsführer der WBV-GPA ist. Allerdings scheitere es dann oft an Bewohnerinnen und Bewohnern der Bestandsgebäude oder an Eigentümern der Gewerbeflächen. "Tausende Wohnungen" könne man auf diesem Weg daher nicht schaffen.

Petra Neuherz, Obmann-Stellvertreterin im Verein für Wohnbauförderung und Geschäftsführerin der gemeinnützigen Siedlungsgenossenschaft Köflach, betonte auch, dass man im gemeinnützigen Wohnbau künftig mehr auf die Bedürfnisse von Mieterinnen eingehen will – etwa indem man helle Stiegenhäuser, flexible Grundrisse und Co-Working-Spaces in der Anlage schafft. "Das Wichtigste ist aber, dass Wohnraum auch für alleinerziehende Mütter leistbar bleibt." (zof, 30.6.2023)