Wowan und Lexus führten mehrere Bürgermeister hinters Licht.

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Sie seien Agenten des Kreml und des russischen Geheimdienstes, lautet der Vorwurf, den Wowan und Lexus oft zu hören bekommen, wenn wieder einmal einer ihrer Telefonstreiche erfolgreich war. Die beiden Komiker sind die bekanntesten Prankster in Russland, wo sich Scherzanrufe zeitweise zu einer Art Volkssport entwickelt haben. Tatsächlich scheint die Auswahl ihrer Opfer meist den Behörden zu dienen: Oft waren Oppositionelle Ziel ihrer Aktionen.

Wladimir Kusnezow und Alexej Stoljarow, wie die beiden mit bürgerlichen Namen heißen, sehen das freilich anders. Sie seien unabhängige Aktivisten, die "sozial sinnvolle" Streiche spielen. Vor einigen Jahren erklärten sie in einem Interview, in der Prankster-Community gebe es Regeln, an diese würden sie sich halten. Dazu gehöre, keinen Schaden anzurichten, keine Fragen über Krankheiten zu stellen und gegenüber dem Präsidenten nicht unhöflich zu sein.

Den tschetschenischen Machthaber Ramsan Kadyrow würden sie nicht anrufen, sagen sie. Denn das wäre so, als würde man Präsident Wladimir Putin selbst trollen – und damit das Land destabilisieren. Den Patriarchen Kirill sparen sie aus, weil sie keine Späße mit dem religiösen Glauben der Menschen treiben wollen. Das Moskauer Außenministerium zeichnete die beiden Anfang Juni für ihre Aktionen aus.

Peinliche Telefonate

Dabei wurden zu Beginn ihrer Karriere durchaus Personen des Staatsapparates zur Zielscheibe. Der 1986 in Krasnodar geborene Jurist Wowan erlangte im Jahr 2011 Bekanntheit, als er sich als Vizepremier Arkadi Dworkowitsch ausgab und dem Chef der Wahlkommission, Wladimir Tschurow, erklärte, Präsident Dmitri Medwedew wolle ihn feuern. Sportminister Witali Mutko entschuldigte sich bei Wowan für Alkoholexzesse der Teamkicker, der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko bot dem vermeintlichen Sohn des gestürzten ukrainischen Präsidenten Wiktor Janukowitsch Asyl an.

Seit 2014 bildet Wowan mit dem ein Jahr jüngeren Jekaterinburger Ökonomen Lexus ein Duo. Die beiden begannen rasch, ihr Repertoire zu internationalisieren, von nun an waren Politiker und Popstars weltweit nicht mehr vor den Scherzbolden sicher – wie nun Wiens Bürgermeister Michael Ludwig.

2018 erklärte Lexus in einem Interview, Putin werde angerufen, sobald seine Amtszeit ende; kurz zuvor hatte sich dieser zum vierten Mal zum Kreml-Chef wählen lassen. (Michael Vosatka, 30.6.2021)