Ukraine-Flüchtlinge kurz nach der Ankunft in Wien. Inzwischen werden 78.000 aus dem Krieg geflohene Menschen in Österreich versorgt.

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Wien – Seine größte Herausforderung liege in der Integration der inzwischen 78.000 Menschen aus der Ukraine, die sich in Österreich aufhalten und hier versorgt werden, sagte der am Donnerstag neu bestellte Flüchtlingskoordinator Andreas Achrainer im Ö1-"Morgenjournal". Dazu lade er alle Beteiligten "aus allen politischen Lagern, die Zivilbevölkerung, die Hilfsorganisationen" ein, mit ihm in Austausch zu treten. Die Herausforderungen seien nach wie vor groß.

"Wichtig ist, die Menschen in den Arbeitsmarkt und zu Jobs zu bringen, damit verbunden das Thema Kinderbetreuung – und dass der Schulbesuch der Kinder gewährleistet ist." Auch die Gesundheitsversorgung der vielen allein geflohenen Frauen mit Kindern sei wichtig, betonte er.

Jobzugang erleichtert Integration

Arbeitsmarkzugang bedeute gesteigerten Selbstwert für die aus der Ukraine vor der russischen Invasion geflohenen Menschen, sagte Achrainer. Er werde daher Gespräche führen, um bestehende Hürden zu beseitigen – was wie berichtet schon seit mehreren Monaten diskutiert wird. So beträgt etwa die Zuverdienstgrenze in der Grundversorgung derzeit nur 110 Euro pro Monat, wer mehr verdient, verliert Unterkunft und Versorgung.

Auch zur Öffnung der Familienbeihilfe für die Menschen aus der Ukraine will Achrainer mit den Verantwortlichen ins Gespräch kommen. Als Flüchtlingskoordinator sehe er sich hier als beratende Person, sagte er.

Andreas Achrainer: Privat wohnen erhöht die Chancen auf Integration.
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Privatquartiere unverzichtbar

Zwei Drittel aller Ukraine-Flüchtlinge leben derzeit in privaten Quartieren. Angesichts der hohen Zahl aus dem Krieg geflohener Menschen sei es unabdingbar, dass neben Bund, Ländern und NGOs auch die Bevölkerung Wohnraum zur Verfügung stelle, sagte Achrainer. Wer privat und nicht in organisierten Quartieren wohne, verfüge über eine gute Anlaufstelle und habe so höhere Chancen auf rasche Integration.

Die privat Engagierten will der neue Flüchtlingskoordinator künftig besser informieren, etwa über "das Rechtsverhältnis zwischen der Ukrainerin und der vermietenden Person". So seien über die Grundversorgung etwa Mietbeihilfen möglich. In Härtefällen werde er die Betroffenen unterstützen, um Lösungen zu finden.

Auch Chef der BBU

Achrainer, der dem mit 1. Juli zum Bundespolizeidirektor avancierten Michael Takacs nachfolgt, ist auch Geschäftsführer des Bundesagentur für Betreuungs- und Unterstützungsleistungen (BBU), die sich um die vom Bund organisierte Unterbringung aller in Österreich aufhältiger Asylsuchenden und Flüchtlinge kümmert. (Irene Brickner, 1.7.2022)