Die Wodkamarke wurde ursprünglich 1864 vom russischen Destillateur Pjotr Smirnow gegründet.

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London/Moskau – Der weltweit größte Hersteller von Spirituosen, der britische Konzern Diageo, will seine Geschäfte in Russland beenden. Damit wird auch der meistverkaufte Wodka aus einem der größten Absatzmärkte verschwinden. Der Spirituosenkonzern ist damit eine von vielen westlichen Marken, die sich angesichts des russischen Angriffskriegs in der Ukraine aus dem Land zurückziehen. Innerhalb der nächsten sechs Monate sollen die Geschäftstätigkeiten im Land eingestellt werden.

"Wir werden uns weiterhin darauf konzentrieren, unsere Mitarbeiter in der Region zu unterstützen und ihnen verbesserte Abfindungsbedingungen zu bieten, während wir gleichzeitig sicherstellen, dass wir die lokalen Vorschriften einhalten", sagte ein Diageo-Sprecher in einer Erklärung.

Diageo soll Geschäftslizenz behalten

Ausländische Unternehmen, die sich wegen des Krieges in der Ukraine aus Russland zurückziehen wollen, könnten in den kommenden Wochen mit einem Gesetz rechnen, das es Moskau ermöglichen würde, Vermögenswerte zu beschlagnahmen und strafrechtliche Sanktionen zu verhängen. Dies hat einige Unternehmen dazu veranlasst, ihre Abreise zu beschleunigen.

Bereits im März hat Diageo Versand und Verkauf von Waren in Russland eingestellt. Dennoch soll der Spirituosenkonzern eine Geschäftslizenz behalten, die den Verbleib einiger Mitarbeitenden erfordere, sagte eine Insiderperson in Anonymität zu Reuters. Nachdem der Abwicklungsprozess abgeschlossen ist, würden knapp zehn Mitarbeiter für Diageo in Russland bleiben, so die Quelle.

Russische Geschichte

Die Vorräte an nicht heimischem Alkohol sind in Russland am Schwinden. Durch Verkaufsaussetzungen großer westlicher Firmen und Lieferunterbrechungen bleiben russischen Verbraucherinnen und Verbrauchern weniger Auswahl und höhere Preise. Anfang März setzte die Brauereien Carlsberg, Anheuser-Busch InBev und Heineken ihre Verkäufe in Russland aus. Inzwischen haben sie verkündet, ihre russischen Geschäfte zu verkaufen.

Die Geschichte des Smirnoff-Wodkas reicht bis in die Zarenzeit zurück. Gegründet wurde die Marke 1864 in Moskau als Wodka Smirnow vom Destillateur Pjotr Smirnow. Sein Sohn musste im russischen Bürgerkrieg nach Westeuropa fliehen. Nach mehreren Verkäufen und Übernahmen gelangten die Rechte an der mittlerweile umbenannten Marke Smirnoff zum britischen Getränkeriesen Diageo. Trotz russischer Geschichte wird der beliebte Wodka aber nun in Russlands Supermarktregalen fehlen. (Reuters, wisa, 1.7.2022)