Mit der richtigen Strategie würden die Affenpocken in ein paar Jahren zur "Randnotiz" werden, schätzt Timo Ulrichs, Experte für Globale Gesundheit.

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Berlin – Im Rahmen des aktuellen Ausbruchs von Affenpocken sind in Deutschland inzwischen mehr als 1.000 Fälle erfasst worden. Das Robert-Koch-Institut (RKI) wies in einer Online-Übersicht mit Stand Freitag insgesamt 1.054 übermittelte Fälle aus allen Bundesländern aus. Die Risikoeinschätzung des RKI lautet weiterhin: "Eine Gefährdung für die Gesundheit der breiten Bevölkerung in Deutschland schätzt das RKI nach derzeitigen Erkenntnissen als gering ein."

Die ersten Fälle in Deutschland waren vor etwa sechs Wochen bekannt geworden. "Das Erreichen dieser Zahl ist nicht beunruhigend", sagte Timo Ulrichs, Experte für Globale Gesundheit an der Akkon-Hochschule für Humanwissenschaften in Berlin. "Es ist zwar nicht schön und hätte gleich zu Beginn viel besser kontrolliert werden müssen", die Lage sei aber überhaupt nicht mit der Corona-Pandemie vergleichbar.

Gegen Stigmatisierung

Die eigentlich seltene Viruserkrankung, die weltweit zuletzt tausendfach nachgewiesen wurde, wird nach bisherigem Kenntnisstand hauptsächlich durch engen Körperkontakt von Mensch zu Mensch übertragen. Nach WHO-Angaben sind die allermeisten Betroffenen Männer, die Sex mit Männern haben. Generell kann sich aber jeder durch engen körperlichen Kontakt infizieren. Ulrichs betonte, einer Stigmatisierung müsse entschieden entgegengewirkt werden.

Weil die Übertragung hauptsächlich auf dem sexuellen Weg erfolge, seien die Mittel zur Eindämmung klar: "Gute Kommunikation, Safer Sex und eine konsequente Nachverfolgung der eher kurzen Infektionsketten", so Ulrichs. Damit und eventuell einer Impfung werde sich die Verbreitung gut eindämmen lassen, "sodass in näherer Zukunft die Zahlen nur noch wenig steigen und die Affenpocken in den folgenden Jahren eher zur Randnotiz werden".

Das RKI betont, das Tragen von Kondomen allein schütze nicht vor einer Infektion. Infizierte sollten jede Art von engem Kontakt, auch geschützten sexuellen Kontakt, mit anderen Menschen vermeiden, bis der Ausschlag abgeklungen und der letzte Schorf abgefallen sei. (APA, 1.7.2022)