Das Landeskriminalamt in Wien ist mit dem Fall betraut und muss die mutmaßlichen Täter erst ausfindig machen.

Foto: APA/LUKAS HUTER

Am Mittwochabend gegen 18.40 Uhr sollen zwei Frauen im Alter von 18 und 20 Jahren in Wien-Favoriten von einer achtköpfigen Männergruppe zunächst eingekreist und anschließend sexuell belästigt worden sein. Die Männer dürften die Frauen dabei "mehrfach unsittlich berührt haben", wie es in einer Aussendung der Exekutive heißt. Doch dabei sollte es nicht bleiben.

Als die beiden Opfer in die Wohnung einer Bekannten flüchteten, seien sie von zwei Männern aus der Gruppe verfolgt und weiter belästigt worden. Einer der mutmaßlichen Täter habe sich zudem "gewaltsam" Zutritt in die Wohnung verschafft, ehe er flüchtete. Der zweite Mann habe einstweilen im Stiegenhaus gewartet. Die Frauen blieben unverletzt, die Sofortfahndung nach beiden Verdächtigen verlief negativ. Das Landeskriminalamt in Wien hat bereits Ermittlungen in dem Fall aufgenommen. Laut Angaben der Opfer sollen es arabische Männer gewesen sein. Aus "taktischen" Gründen konnte die Behörde dem STANDARD am Freitag noch keine neuen Erkenntnisse mitteilen.

Niedrige Verurteilungsraten

Jener Fall reiht sich in ein grundsätzliches gesellschaftliches Problem ein. Der Verein "Frauenberatung Notruf bei sexueller Gewalt Wien" hat zum Thema sexuelle Gewalt gegen Frauen reichlich Datenmaterial zusammengetragen. Darin wird eine Prävalenzstudie aus dem Jahr 2011 erwähnt, laut der drei Viertel aller Frauen sexuelle Belästigung erlebt haben, fast ein Drittel sexuelle Gewalt. Die Täter sind fast ausschließlich Männer.

Sexuelle Belästigung erfahren Frauen gemäß der Studie am häufigsten durch unbekannte Männer beziehungsweise an öffentlichen Orten. Wie aus einer weiteren Aufstellung hervorgeht, gab etwa ein Drittel von 400 befragten Jugendlichen zwischen elf und 18 Jahren an, mindestens einmal sexuelle Gewalt im Internet erfahren zu haben. Mädchen seien gemäß einer Studie dreimal häufiger betroffen als Burschen.

Ähnlich wie beim Straftatbestand der Vergewaltigung ist auch die Verurteilungsquote im Bereich der sexuellen Belästigung niedrig. Im Jahr 2020 gab es 1.494 Anzeigen, aber nur 165 Verurteilungen. Das entspricht rund elf Prozent. Acht Jahre zuvor lagt die Quote noch bei 4,7 Prozent und stieg dazwischen etwas an. (jan, 1.7.2022)