Etliche Tricks, die den Stromverbrauch senken, haben zugleich andere positive Nebeneffekte.
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Nach Jahrzehnten des scheinbar unendlichen Überflusses an billiger Energie löst der Gedanke an ein Leben mit geringerem Stromverbrauch naturgemäß keine Begeisterung aus. Die sich zuspitzende Klimakrise, explodierende Energiepreise und drohende Versorgungsengpässe machen es aber immer notwendiger, den Verbrauch im Großen wie im Kleinen zu reduzieren.

Das klingt aufs Erste wenig lustig, doch bei genauerer Betrachtung finden sich zahlreiche Möglichkeiten, in den eigenen vier Wänden Energie einfach und ohne großen Verzicht einzusparen – und noch anderweitig davon zu profitieren. Viele Tricks, die den Verbrauch senken, versprechen positive Nebeneffekte: Besserer Schlaf, mehr Zeit für gute Bücher und ein aktiveres Sozialleben zählen dazu.

Empfehlungen zum Stromsparen im Alltag klingen oft banal, ihre Wirkung erscheint wie ein winziger Tropfen auf den heißen Stein. Doch gerade beim Thema Energie hat die Summe kleiner Änderungen der Gewohnheiten einen großen Hebeleffekt. "Man spart selbst Geld, wenn man unnötigen Verbrauch kleiner Alltäglichkeiten, die einem sonst kaum auffallen, abstellt", sagt Stefan Büttner, Energieforscher an der Universität Stuttgart.

Die größten Energiefresser

Die großen Brocken im Haushalt, wo sich viel Energie einsparen lässt, sind schnell identifiziert: Rund zwei Drittel des Gesamtenergieverbrauchs in Haushalten entfallen auf das Heizen, weitere 16 Prozent auf Warmwasser. Die durchschnittliche Innenraumtemperatur in Wohnungen in Europa beträgt 22 Grad Celsius. Durch nur geringes Absenken ergibt sich ein enormes Einsparpotenzial: Als Faustregel gelten rund sechs Prozent Energieersparnis für jedes Grad weniger. "Eine Kombination von einer Nachtabsenkung und einer Raumtemperaturreduktion auf 20 Grad reduziert den Heizenergiebedarf um bis zu 19 Prozent", sagt Dirk Müller, Energieexperte an der Rheinisch-Westfälischen Technische Hochschulen Aachen.

Beim zweiten großen Brocken, der Warmwassererzeugung, gibt es ebenfalls vielfältige Einsparungsmöglichkeiten: "25 bis 40 Prozent des Warmwasserverbrauchs in Gebäuden entfallen auf das Duschen", sagt Immanuel Stieß vom Institut für Sozialökologische Forschung in Frankfurt am Main. "Durch kürzere Duschzeiten und geringere Duschtemperaturen kann der Verbrauch an Warmwasser um bis zu 15 Prozent reduziert werden. Durch den Einbau eines Sparduschkopfs können weitere fünf Prozent Warmwasser gespart werden. Insgesamt können so kurzfristig zehn bis 20 Prozent der Energie für die Warmwasserbereitung eingespart werden."

Neues Mindset gefragt

Auch angesichts der drohenden Engpässe bei Erdgas spielt das Stromsparen eine wichtige Rolle. Da Gas vielfach für die Stromerzeugung eingesetzt wird, trägt der sparsame Umgang mit Strom auch zur Senkung des Gasverbrauchs bei. "Jede eingesparte Kilowattstunde muss nicht durch Gas oder andere klimaschädigende Energieträger erzeugt werden", sagt Stieß.

Generell spricht in der aktuellen Situation alles dafür, ein neues Mindset im Umgang mit Energie zu entwickeln. "Ein ganz wichtiger Lernaspekt: Niedrig- oder Nullemissionstechnologien, erneuerbare Energieanlagen und Wärmepumpen sind allesamt wichtig und müssen forciert umgesetzt werden", sagt Büttner, "aber wir müssten jetzt und unmittelbar vor allem alle Steine umdrehen, um die vielen Dinge zu entdecken, bei denen es leicht möglich ist, die Verschwendung zu reduzieren."

Denn vielfach lasse sich Energie einfach durch mehr Effizienz einsparen, ganz ohne auf irgendetwas verzichten zu müssen. "Das spart Geld und gibt Sicherheit gegenüber den Steigerungen, die da noch kommen mögen." Denn jede Einsparung beugt auch späteren Preisanstiegen vor, indem die Nachfrage gesenkt wird. Für Büttner geht es folglich nicht darum, zu sagen: "Ihr müsst alle Energie sparen!" Vielmehr gelte es aufzuzeigen, "was wir davon haben, wenn wir uns auf die Suche einlassen, wo wir Energie verschwenden und das Risiko einer dicken Nachzahlung reduzieren können".

Smartphone, Computer und elektronische Geräte

Bildschirm-Helligkeit und Timeout-Zeit sind nur zwei von etlichen Möglichkeiten, den Strombedarf von Smartphone und Co. zu drosseln.
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1. Geräte abschalten statt Stand-by-Modus – so lassen sich bis zu zehn Prozent des im Haushalt verbrauchten Stroms einsparen.

2. Netzteile abstecken, wenn der Ladevorgang abgeschlossen ist, sonst wird weiterhin Strom verbraucht.

3. Bildschirmhelligkeit abends zurückdrehen.

4. WLAN-Router in der Nacht ausstecken.

5. Nachts alle nicht benötigten Geräte vom Netz nehmen – am einfachsten mittels Steckerleiste mit Kippschalter.

6. Auch tagsüber alles abdrehen, was gerade nicht im Einsatz ist.

7. Daten auf lokalen Datenträgern speichern anstatt online in der Cloud.

8. Zweiten Bildschirm abdrehen, wenn er gerade nicht benötigt wird.

9. Laptops verbrauchen deutlich weniger Strom als Stand-PCs.

10. Rechner über Nacht herunterfahren.

11. Smartphone in der Nacht ausschalten oder in den Flugmodus versetzen.

12. Zeitspanne bis zum Bildschirm-Time-out des Smartphones verkürzen.

13.Drucker ausschalten, wenn er nicht gebraucht wird: 24 Stunden Standby-Modus verbrauchen mehr Strom, als 20 Seiten auszudrucken.

14. GPS-Tracking, Bluetooth und mobile Daten beim Smartphone ausschalten, wenn sie nicht benötigt werden.

15. Unnötige Apps und Fotos vom Handy löschen, um Speicherplatz zu sparen und den Akku zu schonen.

16. Unnötige Hintergrundprogramme schließen.

17. Mailinglisten abbestellen, an denen man ohnehin nicht interessiert ist – das spart auch Zeit beim E-Mails-Löschen.

18. Radio hören statt fernsehen, wenn man sich ohnehin nur nebenbei berieseln lässt.

Wohnraum

Bei Eigenheimen lohnt sich die Installation einer Solaranlage.
Foto: imago images/Rainer Weisflog

19. Bei der Anschaffung neuer Geräte auf Energieeffizienz achten.

20. Alle Geräte, die gerade nicht in Verwendung sind, abschalten und ausstecken.

21. Falls man eine Solaranlage besitzt, lohnt es sich, energieintensive Geräte wie Waschmaschine oder Geschirrspüler bei hoher Sonneneinstrahlung einzuschalten, um sofort den lokal produzierten Strom zu nutzen.

22. Strommessgeräte und Smart Meter helfen, den eigenen Stromverbrauch zu beobachten und Einsparungsmöglichkeiten zu erkennen.

23. Bei Eigenheimen sind Solarthermieanlagen eine kostengünstige Variante für die Warmwassererzeugung.

24. Im Garten Regenwasser sammeln und mit der Gießkanne gießen.

Beleuchtung

Tipp Nr. 29: Beleuchtung abends zurückdrehen, das ist auch gut für den Biorhythmus.
Foto: imago/CHROMORANGE

25. LEDs statt herkömmlicher Glühbirnen oder Halogenleuchten.

26. Nur jenen Raum beleuchten, in dem man sich gerade aufhält.

27. Wenn möglich, Tageslicht nutzen.

28. Lichter, die gerade nicht benötigt werden, abschalten.

29. Beleuchtung abends zurückdrehen, das ist auch gut für den Biorhythmus.

30. Nachts alle Lichter aus – wer ein Einschlaflicht benötigt, setzt auf eine Zeitschaltuhr.

31. Solarbetriebene Außenleuchten verwenden.

32. Bewegungsmelder ermöglichen, Licht automatisch und effizient aus- und einzuschalten.

Heizen und Kühlen

Jedes Grad, um das die Wohnung weniger stark geheizt wird, spart etwa sechs Prozent der benötigten Energie.
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33. Türen und Fenster abdichten – am einfachsten mit selbstklebenden Dichtungsstreifen.

34. Außenjalousien montieren.

35. Im Sommer die sonnseitigen Fenster beschatten.

36. Frühmorgens lüften, statt Ventilator oder Klimaanlage aufzudrehen.

37. Wenn eine Klimaanlage zum Einsatz kommt, auf die Energieeffizienz achten – mobile Klimageräte sind oft besonders ineffizient.

38. In der Heizsaison die Raumtemperatur senken, jedes Grad weniger spart etwa sechs Prozent der benötigten Energie.

39. Stoßlüften ist im Winter energiesparender, als Fenster länger zu kippen.

40. Nicht alle Räume gleich beheizen – für jeden Raum die passende Temperatur wählen und Türen schließen.

41. Raumtemperatur per Zeitschaltuhr nachts senken – das verbessert auch die Schlafqualität.

42. Mit Zusatzdecke im Winter sind auch niedrige Schlafzimmertemperaturen kuschelig.

43. Heizkörper regelmäßig entlüften und nicht abdecken.

44. Ein dicker Pulli und Wollsocken in der Wohnung machen auch niedrigere Raumtemperaturen erträglicher.

45. Die Dämmung von Rohrleitungen für das Heizungssystem kann zwei bis fünf Prozent Energieersparnis bringen.

46. Dämmung der Kellerdecke in Einfamilienhäusern.

47. Dämmung der Dachsparren und obersten Geschossdecken.

48. Fensterpölster bei Kastenfenstern halten die kalte Luft draußen – und sehen auch hübsch aus.

Im Badezimmer

Die Warmwasser-Erzeugung ist der Hauptenergiefresser im Badezimmer.

49. Kürzer und weniger heiß duschen – das ist auch für die Haut und den Kreislauf besser.

50. Mit Sparduschkopf lässt sich die Hälfte der Wassermenge einsparen.

51. Haare per Luft trocknen anstatt mit dem Fön.

52. Nicht täglich Haare waschen – auch den Haaren zuliebe.

53. Wasser während des Zähneputzens abdrehen.

54. Nass rasieren statt elektrisch – ist ohnehin gründlicher und stilvoller.

55. Boiler zurückdrehen, wenn weniger Warmwasser benötigt wird.

56. Warmwasserbereitung mit Zeitschaltuhr, um das Wasser zeitnah vor dem Verbrauch aufzuheizen.

57. Wäsche mit möglichst geringer Temperatur (30 Grad sind oft ausreichend) und, wenn vorhanden, im Eco-Waschgang waschen.

58. Normalerweise lässt sich auf die Vorwäsche verzichten.

59. Wäsche auf der Wäscheleine trocknen lassen anstatt im Wäschetrockner.

60. Bevorzugt bügelfreie Kleidung tragen oder auf Knitter-Look setzen.

In der Küche

Tipp 69: Entscheiden, was man aus dem Kühlschrank benötigt, bevor man die Tür öffnet.
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61. Deckel beim Kochen verwenden, das senkt den Energiebedarf um bis zu zwei Drittel.

62. Hitze zurückdrehen, wenn das Gericht kocht.

63. Wasserkocher, Eierkocher und Kaffeemaschine verbrauchen etwa 40 Prozent weniger Energie als die Zubereitung auf der elektrischen Herdplatte.

64. Gleich mehrere Eier kochen anstatt öfter nur eines.

65. Kartoffeln in Scheiben kochen – dann ist das Essen auch schneller fertig.

66. Ein Schnellkochtopf hilft ebenfalls beim Energiesparen.

67. Nicht mehr Wasser als nötig beim Kochen verwenden.

68. Nicht hungrig einkaufen gehen und dann zu viele Lebensmittel einlagern, die schließlich im Kühlschrank verkommen.

69. Entscheiden, was man aus dem Kühlschrank benötigt, bevor man die Tür öffnet.

70. Lebensmittel beschriften, bevor sie in die Tiefkühltruhe gehen.

71. Essen, das eingekühlt oder eingefroren wird, zuvor auskühlen lassen.

72. Möglichst wenige Kochplatten verwenden.

73. Gemüsetruhe des Kühlschranks nicht bei offener Kühlschranktür befüllen, sondern herausnehmen.

74. Gekühlte Produkte möglichst schnell wieder in den Kühlschrank zurückgeben – das verlängert auch ihre Haltbarkeit.

75. Kühlschranktemperatur von sieben Grad Celsius ist ein guter Richtwert; nur fünf Grad Celsius benötigen um 15 Prozent mehr Strom.

76. Bei Gefrierschränken sind minus 18 Grad Celsius ausreichend.

77. Regelmäßiges Abtauen von Gefrierfach und Gefrierschrank.

78. Kaffeemaschine abdrehen, wenn sie nicht mehr in Betrieb ist.

79. Restwärme des Backrohrs nutzen, etwa indem man fünf Minuten vor Ende der Backzeit das Backrohr ausschaltet.

80. Für Tee nur so viel Wasser kochen, wie tatsächlich unmittelbar benötigt wird.

81. Backen mit Umluft benötigt weniger Energie als mit Ober- und Unterhitze.

82. Vorheizen des Backofens ist bei den meisten Gerichten unnötig.

83. Im Winter Backofen bei offener Tür auskühlen lassen.

84. Essen beim Aufwärmen in der Mikrowelle nicht völlig überhitzen.

85. Geschirrspüler erst aufdrehen, wenn er tatsächlich voll ist.

86. Keine übergroßen Teller und Töpfe verwenden, um Waschgänge zu reduzieren.

87. Geschirr per Luft trocknen lassen, anstatt einen elektrischen Geschirrtrockner zu verwenden.

88. Töpfe verwenden, die für die Größe der Kochplatte passend sind.

Urlaub

Fahrradfahren ist eine energieschonende und gesundheitsfördernde Möglichkeit, sich fortzubewegen.
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89. Vor der Abreise Lebensmittel in Kühlschrank und Tiefkühltruhe aufbrauchen und die Geräte während des Urlaubs abschalten.

90. Alle Geräte abschalten und abstecken, die nicht laufen müssen.

91. Warmwasserboiler abschalten (bei der Ankunft sollte der Boiler kurz auf volle Temperatur gebracht werden – das spart zwar keinen Strom, tötet aber Keime ab).

92. In der Heizsaison das Thermostat zurückdrehen.

93. Radausflug mit dem Fahrrad statt Elektro-Bike – das fördert auch die Kondition.

94. Fahrradlicht per Raddynamo statt per Batterie betreiben.

95. Öffis oder Fahrgemeinschaften statt allein mit dem (Elektro-)Auto.

96. Vor dem Schlafengehen keine elektrischen Geräte mehr nutzen – das dient auch der Schlafqualität.

Freizeit

Lesen statt Streamen ist ein naheliegender Tipp, um Strom zu sparen.
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97. Fernseher vollständig abschalten, wenn er nicht im Einsatz ist.

98. Heimswimmingpools idealerweise mit hauseigenen Solaranlagen versorgen – Wasserpumpen benötigen viel Strom und werden meist gebraucht, wenn die Sonne scheint.

99. Gespräch mit Freunden oder Leseabend statt Gaming oder Binge-Watching.

100. Timer bei Streaming oder Fernsehen aktivieren, wenn man gerne dabei einschläft.

(Tanja Traxler, 2.7.2022)